18. März 2008

Erlebnisse in Wales

vor einigen wochen hatte ich ein einwöchiges austauschprojekt an der südküste von wales.
bisher hatte ich es noch nicht geschaft, den bericht darüber zu schreiben, aber hier ist er endlich:

Meine einwoechige reise nach wales war super. Es war wieder so ein internationales austauschprojekt, diesmal aber ein training mit dem thema „altering attitudes”. Es ging also um vorurteile und diskriminierung im alltag und was man dagegen tun kann – angefangen bei einem selbst. Wir hatten sehr spannende diskussionen untereinander und auch in der ganzen gruppe. Insgesamt waren wir ca 20 leute aus litauen, oesterreich, spanien, wales, rumaenien und bulgarien.

Aber ich fang am anfang an :) zusammen mit meinen zwei kolleginnen alice (nicht meine mitbewohnerin, sondern ne andre) und andreea kam ich mittags in london an. Bis zum treffen mit dem rest der gruppe hatten wir ca zwei stunden zeit. Also sind wir durch london gehetzt, um ein paar sehenswuerdigkeiten zu erhaschen und einfach die zeit so gut wie moeglich zu nutzen. War natuerlich viel zu kurz und wir sind am buckingham palace, big ben und westminster abbey vorbei gehastet. Allerdings hatte andreea immer noch genug zeit von sich in allen moeglichen posen jeweils zig fotos zu machen. Andreea vorm palast, andreea am springbrunnen, andreea in der telefonzelle... ich hab mich drauf beschraenkt, die gebaeude selbst zu knipsen. Ich bin ja nicht son fan von mir auf fotos ;-) schlimm genug, dass wir so richtig touristenmaessig aufgefallen sind. Ich mag das gar nicht. staendig wurden wir von den stadttour-busfahrern angesprochen und zum einsteigen eingeladen.

Anschliessend trafen wir bei der victoria station auf den rest der gruppe und weiter gings per kleinbus (wirklich klein! Meine beine hatten kaum platz und es war echt unbequem) fuenf stunden lang an die walisische suedkueste. Gegen 11 uhr nachts kamen wir dann an – in stackpole, irgendwo am ende der welt. Das stackpole-haus stand einsam und allein oben auf einem berg, umgeben von einem kleinen wald und einem huebschen fluesschen, das direkt nach ca 10 minuten fussmarsch zum atlantik fuehrt. Dort sind wir am naechsten vormittag auch hingewandert. Und es war herrlich. Nur natur um uns herum, voegel zwitschern, herrlichster sonnenschein! Nach dem ganzen dreck, stress und gedraenge in bukarest hab ich das wirklich sehr genossen. Der atlantik war zwar sehr kalt aber tapfererweise hab ich dann doch mal meine fuesse reingehalten :) eine wunderschoene landschaft auf jeden fall. Wir hatten auch eine sehr gute gruppe. Die leute aus litauen waren alle sehr lustig und mit denen verstand ich mich auch am besten. Die spanierinnen konnten kaum englisch, daher war es etwas schwierig, aber so im ganzen hatten wir ein gutes gruppenklima.


Wie schon gesagt, diskutierten wir sehr viel und machten viele uebungen, bei denen man wirklich viel nachdenken musste, auch ueber sich selbst und es war sehr interessant, was dabei rauskam. Oft hatten wir sehr hitzige diskussionen ueber bestimmte themen. Aber unsere gruppenleiter hatten alles top im griff und die diskussionen blieben zivilisiert ;-) als freizeitbeschaeftigungen hatten wir im stackpole-haus ein kleines schwimmbad, einen whirlpool und eine sauna. Ich widmete mich aber lieber den artistischen angeboten. Fast alle aus der wales-gruppe waren in ihrer freizeit in einer zirkusgruppe aktiv und zeigten mir da einige tricks. Ich versuchte mich im jonglieren mit baellen und keulen, im einradfahren (lief ganz miserabel...), im poi-schwingen (das sind diese laengeren baender, die man in kreisen um sich herum wirbelt). Am besten gefielen mir aber die sprungstelzen. Die waren zwar unglaublich anstrengend, weil man sich hauptsaechlich huepfend fortbewegt und auch staendig in bewegung bleiben muss, um nicht umzufallen, das machte aber total viel spass und nach kurzer uebung konnte ich schon ohne hilfe mit riesenschritten durch die halle huepfen.

Auch unser interkultureller abend war toll. Jedes land hatte traditionelles essen vorbereitet und wir verbrachten die ganzen abend essend und erzaehlend. Anschliessend praesentierten dann alle noch ein lied und einen tanz aus ihrem land, was vor allem beim litauischen tanz sehr lustig war, da der tanz hauptsaechlich aus rennen, stampfen und springen bestand. Zum glueck hatten unsere leiter erbarmen und am naechsten tag begann unser programm erst spaeter, da wir noch bis in die fruehen morgenstunden zusammen getanzt und geredet hatten.

Zuwachs

da bin ich mal wieder und es gibt so viel zu erzählen. dabei müsste ich noch einiges aus der letzten zeit aufholen, das ich bisher noch nicht aufschreiben konnte.
aber ich jetzt doch erst einmal von den neuesten entwicklungen.

zunächst bin ich umgezogen. in dem studentenwohnheim gab es in der letzten zeit immer wieder (unausgesprochene) konflikte mit alice und alexandra. daher hab ich die gelegenheit genutzt, als meine chefin für die neu ankommenden freiwilligen ein neues apartment gemietet hat und bin dort einfach auch mit eingezogen. die ersten zwei wochen hatte ich ein richtig schönes und vor allem grosses apartment ganz für mich alleine. und letztes wochenende war es dann soweit:
paolo aus italien, karine aus frankreich und jens-jakob ("jj") aus dänemark kamen an.
seitdem wohnen wir jetzt also zusammen in dem apartment.

mit karine teile ich mir ein zimmer. ihr englisch ist nicht so gut, aber ich denk, wir werden uns aneinander gewöhnen. sie scheint ganz nett zu sein. und kann auch schon ein bisschen rumänisch, weil ihr bruder hier in bukarest lebt (oder gelebt hat) und sie letztes jahr schon mal für mehrere monate hier wohnte. auch paolo, der italiener ist nett (zumindest auf den ersten blick... wer weiss welche tiefen dunklen seiten er verbirgt...*g*) aber sein englisch ist echt schlecht. ich muss jeden satz ganz langsam sagen und die meisten vokabeln nochmal anders umschreiben, weil er sie nicht kennt. naja, mal sehen, wird schon werden, irgendwie.

zuerstmal hab ich paolo geschirrspülen beigebracht. der hat das echt nicht hingekriegt. in einer tasse, in der vorher nur tee war, war nach seinem "putzen" (das fast 5 minuten gedauert hat) immer noch unten der boden schmutzig. und nach dem ausspülen stellt er die tassen neben den geschirrhalter und meint dann, es sei kein platz mehr. und die tassen hat er auch nicht kopfüber hingestellt, wie es ja eigentlich normal ist, damit sie trocknen, sondern so, als würde man draus trinken wollen. sehr seltsam... allgemein wirkt er etwas verwirrt ;-) aber echt putzig. jens-jakob ("jj") aus dänemark ist richtig cool. ich denke, wir werden eine gute gemeinschaft haben. wir haben schon geplant, wie wir zusammen essen einkaufen und jj dann für uns kocht. er hat nämlich die letzten zwei jahre als koch gearbeitet. nur mit dem aufräumen hat ers nicht so... mal sehen...
und alle drei rauchen wie die schlote. das ist etwas nervig für mich als einzige nichtraucherin, aber wenigstens machen sies auf dem balkon.
unsere willkommensfeier am sonntag abend war nur im kleinen kreis. sechs andere actor-freiwillige waren da und später kam dann auch noch eugenia mit stefanita und den zwei söhnen. wir haben viel geredet, auch als alle dann weg waren. am montag war ich dann den ganzen tag (naja, was heisst den ganzen. nach 12 uhr erst, weil sie alle bis mittag gepennt haben) in bucharest unterwegs und ich hab ihnen die wichtigsten dinge gezeigt, ein transportmittel-abo besorgt und ein paar sachen erklärt.

morgen früh gehts dann erstmal in die berge für 5 tage zum on-arrival-training. danach haben die neuen dann noch eine weitere woche frei und dann beginnt ihre arbeit. also das vorbereiten ihrer promotions-tour über den freiwilligendienst, die in verschiedenen schulen und unis in bukarest und umgebung stattfinden wird.
und dann anfang april kommt ja auch schon der nächste schwung freiwilliger: zwei italiener, eine deutsche und ein portugiese. wir sind dann also ein richtig internationaler haufen. ich bin gespannt.

24. Februar 2008

Chaos im Krankenhaus

Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier schon mal davon berichtet habe, falls doch habt ihr es wahrscheinlich eh schon wieder vergessen, sodass ich es ruhig nochmal schreiben kann ;-)

Fuer das Krankenhausprojekt, fuer das ich verantwortlich bin hatte ich schon immer schwierigkeiten, andere Freiwillige zu finden, die mit mir dorthin gehen. Das Krankenhaus liegt etwas ausserhalb in Bukarest und man braucht ziemlich lange, um dorthin zu kommen. Ausserdem ist die Gegend dort ziemlich arm und nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr so sicher. Daher ist dieses Krankenhaus nicht sehr beliebt bei den Freiwilligen, aber ich mag es sehr – es ist mein Lieblingsprojekt gleich nach meinem Chitila-Tagescenter. Daher versuche ich immer neue Leute zu rekrutieren und stuerze mich auf neue Freiwillige. So auch in dieser Woche. In ACTOR hatten wir drei neue rumaenische Freiwillige, drei ganz schicke Maedels, die sich fuer die Arbeit in den Krankenhaeusern interessierten. Die schnappte ich mir gleich und nahm sie am Donnerstag mit in mein Krankenhaus. Schon als wir die Gegend erreichten fuehlten sich die drei unwohl und jammerten, als sie mit ihren Stoeckelschuhen durch den Matsch laufen mussten und neben den aermlich gekleideten Leuten in ihren schicken Outfits schon ziemlich herausstachen. Im krankenhaus selbst war es nicht viel anders. Wir hatten an diesem Tag eine sehr grosse Gruppe hauptsaechlich Jugendlicher und ich kann schon nachfuehlen, dass so eine Uebermacht etwa Gleichaltriger beim ersten Mal etwas einschuechternd sein kann. Ich hatte ihnen schon vorher mein geplantes Programm fuer heute und was sie tun sollten erklaert. Aber trotzdem ruehrten sie sich nicht von der Stelle, als wir dann bei unserer Gruppe waren, standen dicht aneinander gedraengt zusammen und schienen sich hinter mir verstecken zu wollen. Also versuchte ich ihnen verschiedene Aufgaben zuzuteilen und Anweisungen zu geben, damit sie sich vielleicht besser integrieren koennen. Aber die Maedels schienen da echt Probleme zu haben. Bei jeder Gelegenheit scharten sie sich zusammen und schauten mich veraengstigt an. Ich wusste nicht, ob ich das lustig oder aergerlich finden sollte. Selbst als ich die grosse Gruppe aufteilte und mit einer der Freiwilligen zusammen in einer kleiner Gruppe von 5 Jungs ein Spiel begann, machte sie keine Anstalten mal von selbst etwas zu tun und als ich ihr dann eine Anweisung gab, schaute sie mich nur mit grossen Augen an und sagte „das verstehe ich nicht“. Also musste ich mit meinem holprigen rumaenisch alles alleine machen, was bei so einer grossen und laermenden Gruppe echt schwierig war. Die Jugendlichen selbst hatten die Unsicherheit und Verschuechterung der Maedels auch bemerkt und vor allem die Jungs machten Witze ueber sie, was ihre Situation natuerlich nicht unbedingt verbesserte. Die Maedels jedenfalls waren heilfroh als die Stunde endlich um war und sie gehen konnten. Und ich auch. Die Maedels waren ja fast anstengender gewesen als die Gruppe Jugendlicher.

Deutschland und ich

Waehrend der stressigen Examenszeit lief bei ACTOR ziemlich viel auf Sparflamme, da die meisten vor lauter Lernen einfach keine Zeit hatten. Dafuer hatte ich umso mehr zu tun, da ich oftmals einspringen musste oder ein andres Programm erstellen sollte.

So zum Beispiel in dem Militaer-Kindergarten, in den ich sonst immer jeden Morgen mit meiner Kollegin Andreea gehe. Da es fuer Andree aber unmoeglich war, zu kommen und das Kindergatenprojekt aber trotzdem nicht ausfallen sollte, bekam ich den Auftrag, fuer die Kinder eine Art interkulturellen Vortrag zu halten – ueber Deutschland. Da musste ich mir echt was einfallen lassen. Was interessiert Kinder denn im Alter von 3 Jahren, noch dazu ueber ein Land, von dem sie bisher vielleicht noch gar nichts gehoert hatten. Und wie kann ich sie eine ganze Stunde lang bei der Stange halten? Sicherlich nicht mit Fakten ueber den hoechsten Berg und das Regierungssystem. Ich habe lange hin und her ueberlegt und auch erstmal selbst im Internet suchen muessen, was eigentlich „Deutschland“ bzw die „deutsche Kultur“ ausmacht. Wenn man ueber das, was fuer einen voellig normal und selbstverstaendlich ist, was erzaehlen soll, sieht man meist den Wald vor lauter Baeumen nicht. Mir ist wirklich nichts eingefallen, ausser den gaengigen Stereotypen wie Lederhosen und Bier.

Schliesslich war es aber vollbracht. Nach stundenlanger Arbeit und Malerei (Eugenia wollte kleine Deutschland-Flaggen fuer jedes Kind haben, die musste ich natuerlich selbst basteln) hatte ich ein interessantes und lustiges Programm zusammen gestellt. Es hatte nicht so viele Fakten ueber Deutschland, da das die Kinder ja wirklich nicht interessiert, sondern viele persoenliche Geschichten und Anekdoten, ein Maerchen der Gebrueder Grimm (die Bremer Stadtmusikanten), das die Kinder dann auch mit Feuereifer und einem Heidenlaerm nachspielten und auch ein lustiges Spiel (Topfschlagen mit „Kinder“-Schokolade als Preis). Die Kinder waren begeistert und auch Eugenia hats gut gefallen. Sie erzaehlte dann allen andren ACTOR-Freiwilligen die es hoeren wollten oder auch nicht, wie toll ich das gemacht haette. Und in ihrer Euphorie hatte sie auch gleich noch die tolle Idee, das auszubauen und mich noch in Schulen mit meinem (dann etwas abgeaenderten) Programm zu schicken. Ich weiss ja nicht, was ich davon halten soll. Aber wahrscheinlich verlaeuft sich das wieder. Eugenia hat viele solcher Einfaelle in ihrer Euphorie, die sie dann aber (meist zum Glueck fuer die armen Freiwilligen) schnell wieder vergisst.