28. Januar 2008

Alles neu macht der Januar

Ich glaube, ich sollte mal wieder etwas schreiben. Habe mich ja lange nicht gemeldet und es gibt sehr viel zu erzählen. Wo fange ich denn am besten an?
Von der Weihnachtsaktion in den Krankenhäusern habe ich ja eigentlich schon bei meinem „Heimaturlaub“ allen erzählt, die diesen Blog hier lesen könnten, daher lasse ich das einfach mal aus, da würde ich wahrscheinlich Jahre drüber schreiben können :-) Kurz zusammen gefasst war es aber auf jeden Fall sehr erfolgreich und schön. In einem (sehr großen) Krankenhaus mussten wir zwar ziemlich von Zimmer zu Zimmer hetzen und uns sogar aufteilen, um alle Kinder in dem vom Krankenhaus gegebenem Zeitlimit zu erreichen, das hat mir nicht so gut gefallen. Aber wir waren auch in einer Tagesstätte für behinderte Kinder, was ich sehr beeindruckend fand. Die Kinder haben sich je nach Möglichkeit so richtig ins Zeug gelegt und Gedichte vorgetragen, Lieder gesungen und sich festlich herausgeputzt. Auch in „meinem“ Krankenhaus bekam unser Weihnachtsmann Misha eine richtig tolle Vorführung der Kinder geboten. Ich war die ganze Zeit mit der Kamera dabei und habe für den geplanten Film über diese Aktionen Aufnahmen gemacht. Zusammen mit meinem ACTOR-Kollegen Stefan (der Filmschnitt studiert) werde ich demnächst dann noch die Aufnahmen bearbeiten und einen Film zusammen stellen, der unsere Arbeit schön dokumentiert, damit wir auch weiterhin von Sponsoren Unterstützung erhalten oder das vielleicht auch noch ausbauen können. Dafür musste ich dann allerdings auch die kranken Kinder in Nahaufnahme festhalten, das Leid, die Tränen, die Schmerzen. Das war mir schon sehr unangenehm, ich kam mir wie ein Schaulustiger vor.

Über Weihnachten und Sylvester hatte ich dann nach langem Hin und Her mit meiner Organisationsleitung meinen Urlaub zuhause in Deutschland erkämpft (Stefanita war der Meinung, ich sollte die freie Zeit nutzen und Rumänien erkunden) und kehrte Anfang Januar wieder nach Bukarest zurück. Die ersten Tage fielen mir schon ziemlich schwer. Mit einem mal wieder von der vertrauten Umgebung weg, an die ich mich gerade wieder gewöhnt hatte, ohne Familie und Freunde. Aber am zweiten Abend hatte ich Besuch von einer anderen deutschen Freiwilligen, die in Bukarest einen Zwischenstopp auf dem Weg zu ihrem Projekt weiter nördlich in Rumänien machte. Sie hatte auch gerade drei Wochen in Deutschland verbracht und so hatten wir beide die selben Empfindungen, was mir schon sehr geholfen hat und wir redeten über alles mögliche bis spät in die Nacht. Danach ging es mir dann von Tag zu Tag besser. Die Arbeit begann wieder und ich freute mich, „meine“ Kinder wiederzusehen und gewöhnte mich sehr schnell wieder ein.

Ich habe jetzt ein weiteres Krankenhausprojekt hinzubekommen. Allerdings ist das alles noch nicht so wirklich am Laufen. Die ersten zwei Male, die ich zusammen mit drei anderen ACTOR-Kollegen dort war, verbrachten wir die gesamte Zeit eigentlich nur, irgendjemanden zu finden, der sich zuständig fühlte, uns zu sagen, wie und wo wir mit den Kindern arbeiten können. Das war nahe unmöglich. Von einem Stockwerk wurden wir ins nächste geschickt, mussten ständig warten, wurden schulterzuckend abgewiesen und siteßen auf viel (gewollte) Ahnungslosigkeit. Das war wirklich frustrierend und anstrengend. Aber wir bleiben dran, aller Anfang ist schwer. Meine Kollegin Andreea erzählte mir, dass es bei den anderen Krankenhaus-Projekten am Anfang ähnlich lief und es sehr lange dauern kann, bis man akzeptiert wird oder die Arbeit, die man tun will überhaupt verstanden wird.

Mittlerweile habe ich auch die kulturelle Seite Bukarests entdeckt - und da gibt es wirklich einiges. Ich war mit einer weiteren deutschen Freiwilligen, die auch bei mir zwei Nächte lang übernachtete und auf der Durchreise war, im Nationalen Kunstmuseum und wir sahen uns europäische Gemälde unterschiedlicher Epochen an. Und obowhl ich ja sonst eher der Kunstbanause bin und keine Ahnung davon habe, haben mir sehr viele der ausgestellten Werke sehr gut gefallen oder beeindruckt.
Außerdem sah ich mir auch eine sehr tolle Fotografie-Ausstellung an, die mich auch für meine eigenen Pläne (bzgl. meines Studiums) inspirierte.
Mit meiner Sprachtrainerin und mittlerweile guten Freundin Mihaela besuchte ich vor kurzem auch eine Ausstellung von „Verbotenen Fotografien“ (so der Titel der Ausstellung), bei der sehr viele Fotos aus der Zeit des Kommunismus unter der Diktatur Ceaucescus zu sehen waren. Dazu erzählte mir Mihaela auch sehr viele Geschichten, die sie von ihren Eltern und anderen gehört hatte und ich erzählte ihr meine. Für mich war die Ausstellung sehr interessant, da ich nun auch Bilder zu den Erlebnissen hatte, die ich bisher nur aus Erzählungen kannte (z.B. das Schlangestehen um Milch). Die vielen Parallelen und Ähnlichkeiten machten diese Ausstellung für mich sehr beeindruckend und aufschlussreich.

Im März und April bekomme ich dann auch noch weitere ausländische Unterstützung. Am 15.3. und 1.4. kommen insgesamt 7 neue EFD-Freiwillige zu ACTOR. Manche von ihnen bleiben nur drei Monate, aber zwei Mädels bleiben bis Dezember. Ich freue mich schon richtig auf sie. Natürlich mag ich meine rumänischen Kollegen auch (zumindest die meisten), aber es ist doch etwas anderes, wenn man das gleiche durchmacht. Mit einigen der Neuen habe ich auch schon per Mail Kontakt und werde Löcher in den Bauch gefragt. Aber ich freue mich wirklich und habe schon einiges mit ihnen vor. Die haben ja dann wenigstens auch mal Zeit, was zu unternehmen, im Gegensatz zu meinen rumänischen Kollegen, die dauernd nur im Uni-Stress sind.

Mitte Februar werde ich eine Woche lang zu einem Jugendaustauschprojekt nach Wales fliegen. Dabei geht es um das richtige Spielen mit Kindern, also so von der pädagogischen Seite aus und Eugenia meinte, das hilft mir sicher bei meiner Arbeit in ACTOR. Ich hoffe, ich kann bei diesem Projekt auch ein bisschen was von der Region entdecken, da bin ich schon sehr neugierig.

Seit kurzem gehe ich auch regelmäßig in ein nahes Fitness Center, was mir sehr gut gefällt. Der Sport hat mir hier richtig gefehlt. Mittlerweile kann ich mich auch schon auf Rumänisch halbwegs unterhalten, sodass ich dort auch schon etwas Anschluss gefunden habe.
So, ich denke, dass wars erstmal mit den Neuigkeiten. Vielleicht schreibe ich demnächst noch einmal ausführlicher, das hier war ja nur die kurze Zusammenfassung. Mir geht es auf jeden Fall sehr gut in Bukarest, ich habe mich eingelebt, habe meine Freizeitbeschäftigungen und Freunde und auch die Arbeit macht (meistens) viel Spaß.
Ich lasse von mir hören!