26. September 2007

Volles Programm

26.09.7, Bukarest
Heute war es sehr warm. Um die 26 Grad draußen und im Bus dampfende Hitze. Halb 12 traf ich mich mit Andreea (nicht die Psychotante ausm Zimmer, sondern die, mit der ich schon letzte Woche im Kindergarten war, eine von ACTOR) und wir gingen zusammen zum Bambi-Kindergarten. Allerdings hatten wir dann nur ne Gruppe von zwei Kindern, da die andren in einem Museum waren. Nichtsdestotrotz haben wir unser Programm durchgezogen und die zwei kleinen haben wirklich gut mitgemacht. Anschließend hetzte ich zurück zum Bus, damit ich rechtzeitig beim Treffpunkt mit Cristina war, mit der ich in ihre Schule gehen sollte. Dort war heute nämlich Tag der Fremdsprachen und jeder sollte was vorbereiten. Und Cristina hatte quasi mich als „Projekt“. Ich sollte mich, meine Arbeit hier und meine ersten Eindrücke von Bukarest kurz auf Englisch vorstellen. Was mich in der Schule erstaunte: überall hingen Werbeplakate herum. Cristina erklärte mir, dass das die Sponsoren der Schule seien, so z.B. ne Cornflakes-Firma. Echt ulkig. Meinen „Auftritt“ bekam ich dann auch ganz gut hin, da ich erstaunlicherweise gar nicht nervös war und die Schüler auch gespannt meinen Worten lauschten, was ich auch nicht so erwartet hätte.
Anschließend hetzte ich weiter zum Alexandru-Hospital, wo ich mich wieder mit Andreea traf. Diesmal gings nicht auf die Station mit den gebrochen Beinen, wo ich ja letzte Woche gewesen war, sondern auf die Station für Verbrennungen. Wir gingen in ein Zimmer mit drei kleinen Kindern (ca 1 Jahr alt) und einem etwas älteren Mädchen (8 Jahre) und schenkten ihnen zur Begrüßung erstmal bunte Luftballons. Dann setzte sich Andreea zu dem älteren Mädchen aufs Bett und begann mit Knetmasse mit ihr verschiedene Figuren zu formen und damit zu spielen. Die kleineren Kinder malten Bilder oder spielten mit ihren Müttern mit der mitgebrachten Knete.
Nach ner Stunde gingen wir dann wieder. Der Besuch hatte mir sehr gut gefallen, da die Kinder alle sehr aufgeweckt und begeistert von uns waren. Nur schade, dass ich nichts verstanden habe.
Anschließend fuhr ich wieder ins Apartment zurück, wo ich meine Tasche packte und mich auf das viertägige Treffen der deutschen Freiwilligen in Apold vorbereitete. Später am Abend wurde ich dann noch von Alice und Dragosch ins Kino zusammen mit einigen ihrer Freunde eingeladen. Da ausländische Filme hier nicht rumänisch synchronisiert werden, sondern einfach nur mit rumänsichem Untertitel laufen, konnte ich den Film sogar verstehen, da es ne amerikanische Produktion war. Nach dem Kino fuhren Alice, Dragosch und ich zu Dragosch nach Hause, da er ziemlich nah am Hauptbahnhof wohnt und ich so am nächsten Morgen nicht so früh aufstehen musste, um rechtzeitig beim Zug nach Apold zu sein.

Teil 2: Wohnungs-Chaos und Horrorfilm

25.09.07, Bukarest

Kaum war ich von meiner kurzen Tour zurück gekommen, klopfte es an der Tür. Ein Mädel stand davor und ich öffnete, sagte hallo. Sie schaute mich verdutzt an und nach einigen stummen Sekunden fragte ich sie, wer sie ist und sie meinte, sie würde hier wohnen. Ich meinte, ich auch. Wir waren beide total überrascht und da sie einiges an Gepäck dabei hatte und rein wollte, lies ich sie rein. Das Mädel stellte sich mit Andreea vor und meinte, das Bett, das ich bisher für Alices gehalten hatte, sei ihres und auch die ganzen Kosmetik-Sachen, die so rumstanden und die Klamotten im Kleiderschrank seien ihre. Sie hatte sogar nen Schlüssel für das Apartment. Gemeinsam waren wir dann ratlos, sie rief Alice an und die meinte, wir würen am Abend drüber reden, wenn sie zurück sei.

Ich konnte das gar nicht glauben. Alice hätte mir doch was gesagt, wenn da noch jemand kommen würde. ACTOR hat mir ja auch das Zimmer gegeben, da hier noch was frei war. Andreea war genauso ratlos und meinte, Alice sei ne gute Freundin von ihr und sie hätten schon letztes Jahr zusammen hier gewohnt und sie es auch nicht glauben könnte.

Ich musste dann allerdings erst mal auf Arbeit, was aber auch gut war, da wir uns eh nicht viel mehr zu sagen hatten und ich abwarten wollte, bis ich mit Alice gesprochen hatte.

Ich traf mich also mit Cristina und wir gingen in einen Kindergarten, der gleich bei mir um die Ecke ist. Das Projekt dauerte nicht lange, war aber echt toll. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die kleinen waren ganz begeistert von mir und wollten sich die ganze Zeit mit mir auf englisch unterhalten. Sie lernen in diesem Kindergarten nämlich ein paar einfache Wörter. Die Kiddies fanden es auch immer total toll, wenn ich was auf rumänisch gesagt habe, wie z.B. „multumesc“ (=danke) oder „cum placere“ (=bitte). Die Zeit ging schnell vorbei und die Kinder waren echt niedlich. Hat mir gut gefallen. Anschließend haben wir uns noch kurz mit der Kindergartenleiterin unterhalten, die wirklich sehr nett war und wir verabredeten ein neues Treffen für den nächsten Tag.

Zurück in meinem Apartment bekam ich kurze Zeit später nen Anruf von Alice, ob ich Lust hätte mit ihr und Dragosch ein Video zu gucken und anschließend mit Freunden ne Runde Monopoly zu spielen. Und da ich ja eh noch mit ihr reden wollte und ja auch nicht zum allein-rumsitzen-im-Apartment hergekommen war, sagte ich zu. Wir schauten uns dann nen Horrorfilm an (meine armen Nerven....) und danach ging ich mit Alice ne Runde spazieren, da Dragosch noch was zu tun hatte. Wir haben uns gut über alles mögliche unterhalten und auch die Sache mit dem Apartment hatte sich geklärt. Alice meinte, Andreea hätte von der Verwaltung ein anderes Zimmer zugeteilt bekommen, würde es aber nicht einsehen wollen. Außerdem hätte Alice ihr von mir erzählt, dass ich hier wohnen werde. Alice hatte auch für den nächsten Tag einen Termin für sich und Andreea bei der Verwaltung gemacht, damit sie das klären könnten und sie sagte, ich solle nicht auf Andreea hören, da sie ziemlich viel Mist erzählt. Was ich gar nicht glauben konnte, da Andreea wirklich überzeugt schien, dies sei ihr Zimmer.

Zum Monopoly spielen kamen wir dann doch nicht mehr, da es schon sehr spät war und ich fuhr zurück zum Apartment. Alice blieb bei Dragosch.

Andreea war auch im Zimmer und fragte mich, was Alice gesagt hätte. Ich erzählte ihr von dem Termin bei der Verwaltung und fragte sie, ob sie nicht die vielen Anrufe und Nachrichten von Alice bekommen hätte (ich hatte selbst gesehen, wie Dragosch ihr schrieb oder Alice sie versuchte, anzurufen). Andreea beharrte allerdings darauf, dass sie keinen Anruf bekommen hätte und als ich sie fragte, ob sie denn nicht wissen wolle, wann der Termin ist, meinte sie nur „that’s not my problem. I want to sleep now.“ Alice rief sie dann nochmal an, aber Andreea legte nach ein paar kurzen Worten gleich wieder auf. Ich versuchte es dann nochmal, ihr zu erklären, dass sie doch auch an der Lösung des Problems interessiert sein sollte. Ihr war das aber egal und sie meinte nur, dies sei ihr Zimmer und sie würde hier bleiben. Was ich mache, sei ihr egal. Das war dann ihr letztes Wort und ich gab es auch auf, weiter mit ihr zu diskutieren. Ich wär ihr allerdings am liebsten an die Gurgel gesprungen!

An Schlafen war aber auch nicht gleich zu denken, da noch eine Freundin von Andreea zu uns kam und sich ewig mit ihr unterhielt. Als sie dann endlich weg war, dröhnte laute Musik durchs Haus. Irgendwann bin ich dann wohl doch eingeschlafen, wurde aber gegen 5 wieder von unglaublichem Lärm von Simmen und lauter Musik auf dem Gang munter. Diese Studenten.... ;-)

25. September 2007

Teil 1: Entdeckungstour im Einkaufszentrum

25.09.2007, Bukarest

Am heutigen Vormittag war Alice auch wieder mit ihrer Uni unterwegs, um das Musical zu proben. Bis zu meinem Kindergarten-Projekt am Nachmittag hatte ich also noch viel Zeit. Daher machte ich mich auf, um die nahegelegene Bucuresti Mall (ein großes Einkaufszentrum) zu erkunden. Letzte Woche hatte ich sie schon aus der Ferne gesehen und wusste daher ungefähr, wohin ich gehen musste. Allerdings hab ich sie doch nicht gleich wieder gefunden, bei dem Gewirr aus Straßen und kleinen Gassen. Tatsächlich bin ich sogar zweimal auf der Suche nach ihr dran vorbeigelaufen, bis ich dann endlich in großen Lettern „Bucuresti Mall“ über der Eingangsdrehtür entdeckt hatte. Für mich ist hier einfach alles noch etwas unübersichtlich.

Die Mall besteht aus vier Stockwerken, die alle ziemlich verwinkelt sind, sodass ich ne Weile brauchte, bis ich mich überall umgesehen hatte. Zum Glück war noch nicht viel los und kaum ein Mensch unterwegs. Ab Mittags ist die Mall überfüllt mit Leuten.

In der obersten Etage gab es alles, was der Magen begehrte. Schicke Restaurants, nen Chinesen und nen Italiener, Eisdielen, sechs FastFood-Schuppen nebeneinander (vom Mc über KFC, Spring Time etc.), Cafés. Aber auch ne Bowlingbahn, ein Spielcasino und ein großes Kino.

In den zwei mittleren Stockwerken tummelten sich teure Designer-Klamottenläden, kleine Boutiquen, Drogerien, Accessoires-Läden mit Ketten, Armreifen, Bändern und Taschen in allen Formen und Farben, Schuhläden. In der untersten Etage konnte man dann teuren Schmuck kaufen, Babykleidung oder Blumen erstehen oder im Elektronikmarkt aufrüsten. Außerdem gabs hier nen großen Supermarkt und einen Bücherladen, der sowohl rumänische als auch englische Literatur verkaufte.

Aber das, weswegen ich eigentlich hergekommen war, hab ich nicht gefunden: den Waschsalon. Laut Stefanizo soll es in der Mall einen geben, für den Fall dass der Typ, bei dem ich hier im Apartment waschen könnte, mal nicht da ist oder so.

Dafür hatte ich auf dem Heimweg noch ein kleines Erfolgserlebnis. Ich hab ein Postamt gefunden. Ihr glaubt ja gar nicht, wie schwierig es ist, Briefmarken oder ne Postkarte zu kaufen! Nirgendswo in Bukarest gibt es sowas. In jedem Sektor von Bukarest (es gibt 19) gibts nur ein Postamt und nur vor diesem Postamt steht auch ein Briefkasten. Zum Glück ist das relativ in der Nähe von meinem Apartment. Danach hatte ich schon lange gesucht. Aber das Kaufen der Briefmarken ist nicht so einfach. Denn nachzuschaun, wie viel eine Briefmarke nach Deutschland kostet, stellt offensichtlich schon eine große Herausforderung für die Postamt-Leute dar. Und dann auch noch fragen, ob per Zug oder per Flugzeug verschickt werden soll. Und alles auf Englisch. Das ist schon fast zuviel verlangt...

Wenn ich hier durch die Straßen gehe, werde ich schon oft angestarrt, weil ich wirklich nicht sehr rumänisch aussehe mit meinen hellen haaren und vor allem mit meiner hellen Haut. Dazu hab ich heute ne lustige Situation erlebt. Ich war auf dem Rückweg von der Mall und mir kam ein Rumäne entgegen, er starrte mich an, schaute mir nach und stolperte über einen großen Sandhaufen, der auf dem Fußweg lag. Da musste ich mir schon ein Lachen verkneifen.

Tour zur Mall


24. September 2007

Musical und Bahn-Chaos

24. 09.2007, Bukarest

Hallöle, da bin ich wieder :-) Heute hab ich nicht so viel unternommen, aber dafür einige Erfolge zu verbuchen auf meinem Weg zum Zurechtkommen in Bukarest.

Heute morgen schrieb mir Alice eine SMS, dass Dragosch die Pakete für mich abholen würde und sie dann später bei mir vorbei bringt. Also hatte ich eigentlich nichts zu tun. Heute hatte ich nämlich wieder frei, da die ganzen Projekte noch nicht richtig laufen.

Kurze Zeit später schrieb mir Alice nochmal, ob ich Lust hätte, zu ihrer Uni zu kommen. Da ich nichts andres zu tun hatte, sagte ich zu und gegen halb 11 holte mich Iana, eine Freundin von Alice, ab. Iana geht auch an die gleiche Uni und zusammen fuhren wir mit dem Bus dorthin. Heute probte ein Teil der Theaterstudenten (ca 20 Leute) für ein Musical. Ich blieb fast zwei Stunden da und hörte mir die Lieder an. Sie waren auf Französisch, aber die Rumänen sprechen das Französisch ganz komisch aus (mit stark rollendem „r“), sodass ich eigentlich nichts vom Text verstand. Die Melodien und unterschiedlichen Stimmen (es waren auch ein paar Jungs dabei) klangen aber sehr schön. Das Musical war vom Leiter der Musicalgruppe selbst komponiert worden und handelte – soweit ich verstanden hab – von einer Gruppe, die auf der Suche nach einem Schatz ist. Nach den Gesangsübungen kam dann der Choreografie-Teil, aber ich hatte dann keine Lust mehr, zuzusehen und fuhr wieder mit dem Bus (sogar mit dem richtigen!!) zurück zum Apartment, wo ich auf Dragosch mit meinen Paketen wartete. Er war dann auch sogar fast pünktlich ;-)

Anschließend wollte ich zum Hauptbahnhof (Gara de Nord) fahren, um mir ein Zugticket zu kaufen. Am Donnerstag werde ich nämlich für vier Tage nach Apold (im Norden Rumäniens) zu einem Treffen deutscher Freiwilliger in Rumänien fahren. Und da ich bisher noch nicht wusste, wo dieser Bahnhof ist, wollte ich es vorher mal ausprobieren, auch um zu sehen, wie lang man dorthin braucht. Zuerst fuhr ich mit dem Bus, der fast direkt vor meiner Haustür abfährt, zur nächsten U-Bahn Station. Zu Fuß wären das 20 Minuten. Und heute war der Verkehr so schlimm auf den Straßen, dass der Bus über eine Viertelstunde brauchte. Zu Fuß wäre ich also fast genauso schnell gewesen und hätte mich nicht so einquetschen müssen. Die Busse sind nämlich immer total überfüllt. Schwitzende Menschen, dicht an dicht gedrängt... es ist wirklich unglaublich heiß in diesen Bussen. Ich will gar nicht wissen, wie es im Sommer ist, wenn draußen 40 Grad sind.

Von der U-Bahn Station aus fuhr ich drei Stationen weiter, stieg dann dort in eine andere Linie um (war gar nicht so einfach zu finden, bei den vielen Menschen, unverständlichen Hinweisschildern, tausend Gängen und Treppen. Aber ich hab es geschafft und war dann eine Station weiter schon da. Von der U-Bahn Station aus konnte ich auch schon den Hauptbahnhof sehen und suchte einen Ticketschalter. Davon gab es auch unzählige. Ich versuchte mein Glück beim Ersten. Doch die Dame auf der andren Seite der Glasscheibe konnte kein Englisch. Doch ich hatte vorgesorgt und hatte mir Ortsname, Datum und Uhrzeit aufgeschrieben und gab diesen Zettel der Frau. Sie tippte ne Weile auf ihrem PC rum und schüttelte dann den Kopf. „No train“ sagte sie und schrieb mir die Nummer eines anderen Schalters auf. Also ging ich dort hin. Die dortige Frau konnte schon etwas mehr Englisch, wollte aber irgendwie nicht verstehen, dass ich ein Zugticket brauchte und schickte mich wieder zu dem Schalter, bei dem ich zuerst war. Zu meinem Glück stand hinter mir ein freundlicher Rumäne mittleren Alters, der ganz gut Englisch konnte und mich als Touristin in Not sofort erkannte. Er fragte mich was ich bräuchte und erklärte es anschließend auf rumänisch der Dame hinter der Glasscheibe. Auf einmal schien ihr einzufallen, was ein Zugticket war und sie schickte uns ein Gebäude weiter. Der hilfsbereite Rumäne ging auch schnurstracks zum nächsten Schalter, erklärte meinen Wunsch und ratz fatz hatte ich mein Ticket. Ich war sehr erstaunt, wie billig hier Zugreisen sind. Das Ticket kostet 40 Lei (ca 12 Euro) und die Strecke beträgt 300 Kilometer, also fünf Stunden Fahrt mit dem Schnellzug.

Anschließend unterhielt ich mich noch mit dem Rumänen über meinen Aufenthalt und meine Arbeit in Bukarest und er gab mir noch ein paar gute Tipps im Umgang mit Ämtern und Co. Dann verabschiedeten wir uns und ich fuhr wieder zurück ins Apartment. Die ganze Aktion hatte anderthalb Stunde gedauert, wobei allein die Hinfahrt schon ne dreiviertel Stunde betrug, da der Verkehr auf den Straßen so brechend voll war und ich auch auf die U-Bahnen hatte warten müssen. Aber der Rückweg ging erstaunlich schnell und ich war nach ner halben Stunde schon wieder in meinem Apartment. Ich bin echt stolz auf mich selbst, dass ich das mit den Bussen und den Bahnen so ohne Probleme hingekriegt hab. Ist wirklich gar nicht einfach, da ich ja auch nicht genau wusste, wo ich dann am Ende lande. War ja auch ganz allein und die Strecke war neu für mich.

Kurze Zeit später kam auch Alice zurück. Mal schaun, ob wir heute Abend noch irgendwas machen. Momentan macht sie ulkige Gymnastik-Übungen und schreibt im Yahoo-Messenger ihren tausend Freunden und Bekannten.

Das wars von mir, bis denne!

Essen und Anselmo

23.09.2007, Bukarest
Hab ich schon erwähnt, dass ich Muskelkater in den Oberschenkeln hab? Der Fahrstuhl ist immer noch (bzw. schon wieder) kaputt und ich muss die 8 Stockwerke zu Fuß hoch. Ganz schön anstrengend. Nachts ist es auch manchmal schwierig, den richtigen Stock zu finden, da im Treppenhaus und in den Fluren fast alle Lampen kaputt sind und ich so nicht erkennen kann, ich welchem Stock ich schon bin. Aber bisher hab ichs dann doch immer irgendwann geschafft ;-)

Heute hab ich meine nächste Putzaktion gestartet. Der Kühlschrank musste ja abgetaut werden und Alice hatte es am Abend zuvor nicht mehr geschafft, den Kühlschrank wieder fit zu machen, da noch überall dickes Eis war. Heute Morgen war der Kühlschrank dann aber vollständig abgetaut und die Küche stand unter Wasser, da Alice nur ein paar Handtücher auf den Boden gelegt hatte. Alice hatte zwar gesagt, sie würde gegen 11 vorbeikommen, um alles wieder sauber zu machen, aber als sie dann um 12 immer noch nicht da war und ich mir um Wurst & Käse Sorgen machte, hab ich es kurzerhand einfach selbst gemacht. Jetzt ist alles wieder sauber und kühlt munter vor sich hin. Als Alice dann später kam, meinte sie, dass sie es schon gemacht hätte, nur halt etwas später und dass ich sowas in Zukunft nicht machen brauche, wenn sie sagt, dass sie es tun würde. Naja.

Heute war ich ja auch zum Mittagessen mit Stefanizo und Eugenia verabredet, die eigentlich gegen 1 mich abholen wollten, dann aber doch erst um 3 hier auftauchten. Mittlerweile war ich schon halb am Verhungern. Wir gingen dann in ein sehr gutes Restaurant und da ich rumänisches Essen probieren wollte, bestellten Stefanizo und Eugenia für mich. Zu trinken gabs Traubenmost und Lemonensaft (<- äußerst lecker!) und als Vorspeise bekam ich so ne Art Bohnenbrei mit Tomaten und Zwiebeln. War etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem der Brei. Ich hatte auch noch ein zweites Brei-Gericht: gebratenes & gewürztes Auberginen-Püree. Dazu gabs Brot. Und ich war dann auch eigentlich schon von der Vorspeise satt. Als Hauptgericht hatte ich Fleischröllchen, die mit Kräutern umwickelt waren und dazu Mamaliga, also ein zäher Brei aus Maiskörnern. Zum Nachtisch gabs Papanasch, so eine Art Krapfen mit viel Soße. Nach dem Essen dachte ich, würde ich die nächsten drei Wochen nichts mehr essen brauchen. Gleich nach dem Essen fuhr ich mit der U-Bahn zum Piata Vicotirei, wo ich mich mit Miki und Mischa traf. Zusammen wollten wir in ein Laientheater gehen. Ich hatte die Einladung dazu von einem Mädel names Smaranda bekommen. Sie spielt bei dem Theater mit und ist auch eine Freiwillige von ACTOR. Das Theater sollte um 7 anfangen und wir hatten noch etwas Zeit, also zeigen mir Miki und Mischa den angrenzenden Park, der auch sehr schön und groß war. Zurück beim Theater stellten die beiden dann fest, dass sie bezahlen müssten, um reinzukommen, da sie keine Einladung hatten. Da sie das nicht wollten (dabei war es gar nicht mal so viel. Ca. 1,70 Euro pro Person), gingen sie wieder heim und ich setzte mich allein ins Theater. Hab natürlich kein Wort verstanden. Aber da es eine Komödie war und die Gesten schon sehr ausdrucksvoll waren, konnte ich erahnen, worum es ging. Die Kostüme waren sehr schön und ich fand, die Schauspieler haben ihre Sache gut gemacht. Nur schade, dass ich vom Text nichts mitbekam. Während der Vorführung bekam ich dauernd Anrufe auf mein Handy von unbekannten Nummern. An diesem Abend sollten die Pakete, die mir meine Eltern nachgeschickt hatten, ankommen, daher nahm ich an, dass das Busunternehmen mich anrief. Als ich dann kurz drauf zurückrief, war es auch tatsächlich die Busfirma und am anderen Ende der Leitung erzählte mir ein Mann etwas auf Rumänisch. Ich versuchte ihm dann begreiflich zu machen, dass ich kein Rumänisch kann und er doch vielleicht auf Englisch mit mir reden könnte, aber er meinte nur „no english!“. Auch dass ich immer wiederholte, dass ich ihn nicht verstehe, schien ihn überhaupt nicht zu stören, stattdessen brabbelte er weiter auf Rumänisch bis ich dann irgendwann sagte, dass ein rumänischsprechender Freund von mir ihn später nochmal anruft. Das hat er dann wohl auf einmal verstanden, denn er sagte „da!“ (bedeutet „ja“) und legte auf. Also rief ich Alice an und gab ihr die Nummer von dem Typen, damit sie rausfindet, was denn los ist. Mich rief dann kurze Zeit später auch noch mal die Busfirma an, diesmal allerdings eine englischsprechende Rumänin, die mir sagte, dass meine Pakete erst am nächsten Tag ankommen würden. Die Frage nach der Urzeit war dann aber ein echtes Problem, da sie ständig „one“ sagte und auf meine Frage „so, it’s one o’clock?“ mit „no! Ten!“ antwortete. Das ging dann ein paar mal so hin und her, bis sie dann meinte, sie würde meine Nummer an ihren Kollegen in Bukarest weitergeben, der mich dann nochmal anruft. Allerdings kam dann kein Anruf mehr. Aber zum Glück hatte Alice wenigstens etwas rausfinden können, nämlich dass die Pakete gegen 11 abgeholt werden können. So ein Chaos! Wenigstens hab ich dann auf dem Heimweg keine Probleme mehr gehabt, da ich mittlerweile mit der U-Bahn gut auskenne. Wenigstens etwas. Hier hab ich ein paar Bilder vom Park und auch vom Theater. Da sieht man leider nicht so viel, da das ohne Blitz nicht so gut funktioniert hat.
Anselmo


Und hier ist noch ein kurzer Film (ca. 1 Minute) zum Anselmo-Theaterstück.

22. September 2007

Bukarest feiert Geburtstag

22.09.2007, 23:50 Uhr, in meinem Apartment in Bukarest

Heute hatte ich auch wieder einen freien Tag. Zusammen mit Alice und Dragosch ging ich dann erst mal nen Großeinkauf machen. Wirklich unglaublich, wie voll ein Supermarkt sein kann... Und das, obwohl knapp 20 Kassen zur Verfügung standen. Ich war auch wirklich erstaunt über die doch ziemlich hohen Preise für Saft, Wurst und Käse. Auch Milch und eigentlich alles was über Wasser und Brot hinausgeht, war ziemlich teuer.

Und was ich langsam auch merke: alles dauert ewig, wenn man erstmal das Haus verlassen hat. Die Straßen sind so mit Autos vollgestopft, dass es fast schneller ist, zu Fuß zu gehen. Doch selbst laufen dauert länger als „normal“, da man sich ständig an anderen Passanten vorbei schlängeln muss, wenn man schneller laufen will.

Am Nachmittag wollten Alice und ich dann mit einer Freundin von ihr, die auch hier im Block wohnt, zum Basketballspielen gehen. Allerdings fiel Alice dann ein, dass sie den Kühlschrank mal abtauen müsste (war wirklich sehr stark zugeeist...) Deshalb blieben wir hier und machten etwas Ordnung. Das war auch ganz gut, denn kaum ne halbe Stunde später rief mich Stefanizo an und lud mich zu einem ACTOR-Treffen um 4 vorm National-Theater ein. Und bis wir von unsrem Apartment dort ankommen würden, dauert es schon ungefähr ne dreiviertel Stunde. Dabei ist das gar nicht mal so weit weg.

Das Treffen war dann auch sehr gut. Diesmal waren auch noch sehr viele andere Freiwillie dabei, die ich noch nicht kannte. Wir setzten uns in eine Künstler-Kneipe und quatschten und alberten herum. Es war eine sehr ausgelassene Stimmung. Innerhalb der Gruppe scheinen sich alle gut zu verstehen. Ich lernte jetzt auch Stefan, Stefanizos Neffen kennen, der in Bukarest Film studiert (vom Drehbuch über die Regie bis zum Bearbeiten), was ich ja total interessant finde. Stefan ist auch einige Zeit lang in Deutschland zur Schule gegangen und konnte recht gut Deutsch sprechen. Ich hab mich aber trotzdem lieber auf Englisch mit ihm unterhalten. Es war einfach sehr komisch, die ganze Zeit Englisch zu reden und dann auf einmal wieder auf Deutsch umzuschalten. Ich hab selber die Worte ganz komisch ausgesprochen. Auch da ich nicht wusste, welche Wörter er vielleicht doch nicht kennt oder wie schnell ich sprechen kann, wars mir auf Englisch lieber, da wir da alle ungefähr das gleiche Niveau haben. Auch mit den andren Freiwilligen, die ich nun neu kennen lernte, verstand ich mich gut und wurde gleich in dutzende Projekte mit ihnen eingeteilt. Ich glaub, langsam geht die Arbeit los ;-) Mit Stefanizo und Eugenia verabredete ich mich für Sonntag zum Mittagessen, da sie einiges mit mir besprechen wollten.

Gegen 6 endete dann das Treffen, aber ein Großteil der Gruppe blieb noch zusammen, da heute die Nacht der Museen in Bukarest stattfand. Das heißt, man kann in der Nacht von Samstag auf Sonntag umsonst in alle Museen gehen. Alice wollte nicht mitkommen, da sie sich nicht so wohl fühlte, aber die anderen wollten gleich los. Das haben wir dann auch gemacht. Zwar nicht in alle Museen (da gibt es in Bukarest mehrere Dutzend), sondern als erstes in das Geschichtsmuseum, in dem an diesem Tag eine Ausstellung über den Kommunismus in Rumänien und die Zeit nach dem Kalten Krieg bis jetzt stattfand. Außerdem waren der Staatsschatz ausgestellt. Quasi die rumänische Version der Crown Jewels in England. Das war schon sehr beeindruckend und interessant, auch wenn ich mir nur die Bilder anschauen konnte, da die Erklärungen nur auf Rumänisch waren.

Anschließend liefen wir zum Parlaments-Vorplatz, auf dem eine große Bühne aufgebaut war, einige Hüpfburgen für die Kinder und gerade einige bunte Figuren zu fetziger Musik auf der Bühne tanzten. Denn neben der Nacht der Museen war an diesem Tag auch noch etwas anderes Besonderes in Bukarest: Das 548jährige Bestehen der Stadt wurde gefeiert.

Nachdem wir eine Weile der Show zugesehen hatten, wollten die anderen noch zu einer Vorführung eines sehr berühmten rumänischen Schauspielers. Als wir dort ankamen, stand schon eine lange Schlange an der Eingangstür und als wir nur noch 10 Meter entfernt waren, wurde verkündet, dass alle Plätze belegt seien.

Es war jetzt halb 11 und die anderen wollten nach Hause gehen. Also rief ich Alice an, ob sie im Apartment sei, da wir momentan noch nur einen Schlüssel haben und ich ja sonst nicht reinkäme, wenn sie nicht da ist. Und tatsächlich war sie auch nicht da, sondern bei Freunden ein ganzes Stück weiter außerhalb von Bukarest. Aber sie sagte, sie würde bald zurück kommen und ich hatte ja sowieso noch 40 Minuten Heimweg vor mir. Einen Teil der Strecke fuhr ich aber mit der U-Bahn da meine Beine langsam vom vielen Laufen ziemlich schmerzten und ich einfach zu faul war, den ganzen Weg zu laufen ;-)

Dadurch erwischte ich dann zufällig eine große Parade, die die Hauptstraße entlang zog. Das war wirklich sehr beeindruckend. Auf einem riesigen Insekt spielten drei Musiker in tollen Kostümen zu lauten Beats Bass und Schlagzeug. Vor dem Insekt, das sich langsam durch die Straße bewegte, sprangen und rannten Kostümierte auf Stelzen hin und her. Ein besonders toll kostümiertes Wesen mit Zepter warf ab und zu glitzernde Konfetti-Streifen in das staunende Publikum. Ab und zu entzündeten die Kostümierten auch Leuchtfeuer oder Feuerwerke, die alles in bunten Nebel tauchten. Das sah alles wirklich total super aus. Auf einem größeren Platz versuchten sich einige der Kostümierten im Seilspringen, wobei vom Seil auch bunte Feuerwerksfunken durch die Gegend flogen. Eine tolle Show!

Daher verging die Wartezeit, bis Alice am Treffpunkt vor dem großen Unirae-Einkaufszentrum auftauchte, auch recht schnell. Sie übergab mir den Schlüssel und fragte, ob ich noch mit zu ihren Freunden kommen wollte. Da das Auto aber schon voll war und ich mit dem Taxi hätte fahren müssen und da ich auch mal etwas Ruhe wollte, nachdem ich den ganzen Tag in einer großen Grupper unterwegs war, lehnte ich ab und ging zum Apartment zurück.

Hier habe ich ein paar Bilder von den großen Gebäuden in der Altstadt Bukarests und auch von der Show am Abend. Einfach auf das Bild klicken :-)

Bukarest Birthday Party

und hier habe ich noch ein ca 5minütiges Video zu der Show am Abend. Zuerst die tanzenden bunten Wesen auf der Bühne vorm Paralament und gleich danach die Show mit dem Rieseninsekt und den Kostümierten.

21. September 2007

Sitcoms, Schnappi und klassische Musik

21.09.2007, 21:50 Uhr, in meinem Apartment in Bukarest

Puh, heute war ganz schön viel los. Von Tag zu Tag komm ich hier besser in den Alltag rein und komme auch mehr rum. Heute war ja mein freier Tag, aber gleich morgens halb 10 fuhr ich mit Alice und Dragosch zum Romanian National TV-Komplex. Alice spielt nämlich in einer neuen Sitcom die Freundin des Protagonisten und heute war Drehtag. Das fand ich schon sehr spannend, da ich sowas noch nie live gesehen hatte. Zuerst gings in die Maske, wo Alice fast ne halbe Stunde lang mit Puder und Farbeimer gestylt wurde ;-) Die Make-up-Frau hatte es mit der Farbe wirklich etwas zu gut gemeint und Alice war nicht sehr zufrieden. Ich fands aber trotzdem sehr interessant, mal zu sehen, wie das alles funktioniert. Überall hektische Leute mit dem Arm voller Notizzettel und viele wichtig aussehende Menschen, die Anweisungen geben. Da es eine low-buget-Serie war, musste Alice auch ihre Kleidung für die Sendung selbst mitbringen. Und jetzt hieß es erst mal warten, bis Alices Szene dran war. Das dauerte gut zwei Stunden, da jede Szene wieder und wieder neu gespielt wurde, bis die Regisseurin endlich zufrieden war.

Alice spielt eine ziemlich hysterische, aufgedrehte und oberflächliche junge Frau, die sich mehr um die Farbe ihrer Nägel als um ihren Freund kümmert. In der heutigen Szene traf „Gina“ (so heißt Alices Rolle) auf einen alten Freund aus der Grundschule, machte ein Heidengeschrei vor Freude und ließ ihren Freund im Auto sitzen. Bis diese kurze Szene endlich im Kasten war, dauerte es auch ziemlich lange, da ständig Massen an Autos wild hupend vorbeifuhren, ein Bagger die Straße aufriss und dabei das Fenster eines parkenden Autos zertrümmerte, ständig streunende Hunde in der Szene hin und her liefen und allgemein der Verkehr in dieser kleinen Straße so überfüllt war, dass es ewig dauerte, bis man einen neuen Start der Szene drehen konnte.

Aber dann gegen 14 Uhr war es dann endlich geschafft und Alice und ich fuhren mit der U-Bahn wieder weiter in Richtung Innenstadt, wo wir uns mit Mischa und Miki trafen. Da Alice noch einiges erledigen musste, lief ich mit Mischa und Miki eine Weile in der Gegend herum, da dort viele berühmte und bedeutende Gebäude Bukarests standen, die sie mir zeigten. Zum Beispiel ein großes Opernhaus, verschiedene Denkmäler, ein Schauspielhaus, ein großes Museum, ein riesiges Hotel (das Intercontinental, das teuerste und beste Hotel Bukarests, so als Tipp, falls mich jemand besuchen will *g*). Ganz in der Nähe war auch ein sehr schöner Park, der sich über eine wirklich große Fläche erstreckte und auch sehr dicht bewachsen war, sodass man gar nicht mehr dachte, man sei in einer Großstadt. In diesem Park gab es einige Denkmäler für berühmte rumänische Schriftsteller und Dichter (z.B. einer, der zuerst Geschichten für Kinder geschrieben hatte, sich dann aber später doch eher auf den Bereich Pornografie festlegte), einen Bereich in dem -laut Mischa- ständig betrunkene ältere Herren Schach spielen (ich hab sie dann auch tatsächlich gesehen!) und auch einen großen Teich mit ein paar Schwänen. Der Park war sehr idyllisch und gar nicht mal so überfüllt wie der Rest der Stadt. Mischa sagte, „the old people come here to relax and the young ones come to kiss“, was es eigentlich ziemlich gut beschreibt :-)

Wir unterhielten uns auch lange über Musik, wobei ich feststellte, dass man hier in Bukarest sogar vom Schnappi-Song und dem Eisbären Knut gehört hatte. Es gibt momentan hier sogar eine rumänische Version des Schnappi-Songs. Ein dreijähriges Mädel singt über die Farbe ihres Bettes. Außerdem klärte mich Mischa über die Bedeutung des letztjährigen Sommerhits in Deutschland von der Gruppe O-Zone oder dem Song „Dragostea din tei“ (falls ihr euch erinnert...) auf. Hauptsache es reimt sich, aber das war dann auch schon alles...

Dann gegen 18 Uhr gingen wir zu dem Platz vor dem Opernhaus. Dort sollte dann nämlich ein Konzert zu Ehren George Enescus (dem berühmtesten rumänischen Komponisten) stattfinden. Den ganzen Monat über waren hier jeden Abend kostenlose Konzerte mit klassicher Musik von unterschiedlichen Komponisten aus aller Welt zu bewundern, vorgetragen von Orchestern, Studenten der Musikuniversität uvm. Allerdings hielten wir es heute nicht lange aus, da es schnell kalt wurde und uns ein starker Wind um die Ohren blies. Daher gingen wir eine knappe Stunde später wieder und ich machte mich auf den Heimweg. Diesmal hab ich nach kurzem Suchen sogar allein die U-Bahn-Station gefunden und bin dann auch bei der richtigen Station wieder ausgestiegen ;-) Das U-Bahn-System hab ich langsam raus. Nur die Busse und S-Bahnen hab ich noch nicht durchschaut.

Ich war auch noch kurz im Supermarkt um die Ecke einkaufen. Viele Geschäfte haben rund um die Uhr geöffnet. Dieser Supermarkt hier von 9-24 Uhr. Ich wollte nur schnell Wasser und einen Saft kaufen. Allerdings war ein Liter Saft (~ 2 Euro) fast dreimal so teuer wie zwei Liter Wasser (~ 0,7 Euro), daher hab ich dann doch nur das Wasser genommen. So Grundnahrungssachen wie Brot und Wasser sind sehr billig. Wenn man aber mal etwas andres will wie nen Orangensaft kann man gleich wesentlich mehr Geld los werden. Wurst und Käse kosten etwa so viel wie in Deutschland, sind also vergleichsweise schon teuer.

Ja, und jetzt sitze ich im Apartment und bin ziemlich erschöpft von dem vielen Rumgelaufe den ganzen Tag. Alice wird erst später ins Apartment kommen, da sie noch in einem Museum Magazine an die Besucher verteilt. Vielleicht gehen wir später noch zusammen mit ein paar ihrer Freunde weg. We will see :-)

Morgen Abend ist Museumsnacht in Bukarest. Sechs Stunden lang kann man da kostenlos in alle Museen gehen, in die man will. Und für Sonntag wurde ich von einem mir bislang unbekannten Mädel names Samanta (auch eine Freiwillige von ACTOR) zu einer Theatervorführung eingeladen. Mischa hat mir schon davon erzählt. Auch wenn ich noch kaum ein Wort verstehe, werd ich mir das mal anschaun :-)

20. September 2007

der zweite Arbeitstag

20.09.2007, 22:50 Uhr, in meinem Apartment in Bukarest

Heute war ein etwas kühlerer Tag. Nachts hatte es stark geregnet und die Luft roch angenehm klar.

Mein heutiges Projekt begann erst nachmittags, daher nutzte ich die Zeit am Morgen und begann meine große Putzaktion. Jetzt hinterher sieht es zwar noch fast genauso schmutzig aus, wie vorher, da z.B. manche Flecken richtig in den Oberflächen drin sind, aber zumindest waren sämtliche Bakterien und Co weg und ich fühlte mich gleich viel wohler. Jetzt ist es wenigstens mein eigener Dreck ;-) In der Küche eliminierte ich einige Käferfamilien im Waschbecken und die sich ausbreitenden Schimmelkulturen auf dem Obst.

Als ich fertig war, war es dann auch schon Zeit zu gehen. Gegen 15 Uhr traf ich mich mit Mischa, Miki und Mikalea vor einem großen Einkaufszentrum ca. 20 Minuten zu Fuß entfernt von meiner Wohnung. Mischa hatte auch noch einen japanischen Jungen namens Takuri dabei, der uns ins Krankenhaus (ein anderes, als das, in dem ich gestern war) begleiten wollte, um für ein Projekt Fotos von den Kindern zu machen. Nach einer dreiviertel Stunde in vollgestopften Bussen und Bahnen kamen wir in einem ärmeren Viertel Buakrests an. An den Straßenrändern lag viel Müll und die Gehwege waren meist nur fester, staubiger Erdboden, der an vielen Stellen große Löcher hatte. Allgemein gibt es in Bukarest viele Baustellen am Rand der Straßen. Und natürlich überall die Straßenhunde. Was mir auch aufgefallen ist: immer, wenn sie an einer Kirche vorbei kommen, bekreuzigen sich viele Rumänen mehrmals. Miki erklärte mir, dass das so Tradition ist, um Schutz von Gott zu erbitten.

Von außen hätte ich das Krankenhaus nie als solches erkannt. Beim nächsten Mal, mach ich ein Foto, da man das gar nicht so beschreiben kann. Es sah aus, wie eine alte, verlassene Fabrik mit großen, weißen heruntergekommenen Gittertoren.

Vom Handyverbot in Krankenhäusern hat hier übrigens noch nie jemand was gehört.

Im Eingangsraum holte Mischa aus einem Schrank einige Süßigkeiten, Spielsachen und Origami-Blätter. Wir bereiteten ein kleines Origami-Memoryspiel für die Kinder vor. Mittlerweile hab ich mir sogar eine Figur gemerkt. Die Wasserlilie. Schaut kompliziert und wirklich toll aus, ist aber ganz einfach.

Eine große Gruppe von Kindern und Jugendlichen (ca 20 Leute) erwartete uns bereits sehnsüchtig. Diese Kinder waren wegen Aids, Krebs oder Tuberkulose hier im Krankenhaus. Sie waren aber alle in Behandlung, daher waren sie sehr aktiv und froh über die Ablenkung. Wir waren in einem größeren Aufenthaltsraum und Mischa stellte den Japaner Takuri und mich vor, da wir ja beide kein Rumänisch konnten. Die Kinder waren aber trotzdem sehr herzlich und nett zu uns und versuchten, sich mit Händen und Füßen mit uns zu unterhalten. Wir begannen dann mit dem Memory-Spiel. Die Kinder teilten sich in Gruppen auf und versuchten nacheinander, möglichst viele gleiche Origami-Figuren unter den weißen Papieren zu entdecken. Der Gewinner bekam dann am Schluss eine kleinen Plastikfußball, gefüllt mit Süßigkeiten, von mir überreicht und war mächtig stolz drauf. Danach bastelten wir alle zusammen Origami-Schmetterlinge, die dann hinterher noch bemalt wurden und die vier schönsten auch nochmal eine besondere Auszeichnung bekamen (Tom&Jerry-Karten, auf denen jeweils eine Zahl von 1-4 stand). Alle Kinder konnten sich dann noch Süßigkeiten aussuchen. Allerdings tauchte dann eine Stationsschwester auf, die sehr vehement darauf bestand, dass die Kinder zum Essen kommen sollten. Mischa erzählte mir hinterher, dass viele der Stationshelfer oder Schwestern die Projekte der Freiwilligen gar nicht gut finden, und sich da eher quer stellen, da es mehr Arbeit auch für sie bedeutet.

Danach fuhren wir wieder zurück in die Mitte Bukarests. Vor dem großen Einkaufszentrum, dass schon am Nachmittag der Treffpunkt gewesen war, sollte ich mich mit Alice treffen. Allerdings war heute ein Feiertag in Bukarest und eine riesige Biker-Staffel brauste durch die Straßen (während der Hauptverkehrszeit) und blockierte alles. Daher verzögerte sich alles nochmal. Sah aber sehr cool aus. Die Massen an Motorrädern, bei denen jeder versuchte den anderen in Lautstärke, PS und Aussehen zu übertrumpfen. Sehr laut war auch das Hupkonzert der dahinter wartenden Autos, die endlich weiter fahren wollten.

Schließlich fand ich Alice dann aber doch im Gewirr der vielen Menschen, verabschiedete mich von den andern und fuhr mit Alice und Dragosch zum Apartment. Nach kurzem Aufenthalt dort gingen wir zusammen Abendessen in der großen Bucuresti Mall, einem riesigen Einkaufszentrum, dass rund um die Uhr geöffnet ist. Unglaublich, was da für Menschenmassen unterwegs waren. Ein FastFood-Restaurant am anderen und regelrechte Kämpfe um freie Sitzplätze an den Tischen. (Wobei FastFood dann auch der falsche Name ist, wenn man erst ne halbe Stunde anstehen muss, bis man sein Essen kriegt *g*)

Anschließend brachten die beiden mich wieder zum Apartment und fuhren dann weiter zu Dragoschs Wohnung.

Das war heute schon mal ein viel besserer Tag. Ich glaub, langsam wirds. Die Arbeit hat mir viel mehr Spaß gemacht, da man in einer Gruppe war, die viel aktiver sich beteiligen konnte und man nicht einzeln speparat an den Kinderbetten sitzt. Auch da ich länger Zeit mit den anderen Freiwilligen verbracht habe, war sehr schön. Mit Alice verstehe ich mich auch richtig gut. Beim Essen und auch vorher haben wir uns lange unterhalten und ich mag sie wirklich. Sie ist sehr herzlich und offen. Dass ich die Wohnung sauber gemacht hatte, hat sie auch nicht schlecht aufgenommen. Sie meinte, dass sie die letzten Wochen kaum im Apartment gewesen war. Das erklärt dann die vergammelten Äpfel ;-) Wir vereinbarten auch, in der nächsten Woche, in der sie noch Ferien von der Uni hatte, viel zusammen zu unternehmen, damit ich mich hier besser einlebe. Morgen treffe ich mich Vormittags mit ihr und begleite sie zu einem Casting für eine Sitcom, bei dem sie sich beworben hat. Am Nachmittag treffe ich mich mit Miki und Mischa in einem Cafe. Und Abends gehe ich dann mit den anderen auf ein Konzert des berühmten rumänischen Komponisten Enescu, der diese Woche umsonst jeden Abend auf einem großen Platz in der Nähe mit seinem Orchester auftritt. Vielleicht kommt da auch der Japaner mit. Der war ganz nett, auch wenn ich Probleme hatte, sein Englisch zu verstehen. Aber er kennt hier auch noch niemanden, da er selbst auch neu ist. Ja, ich denke, so langsam komme ich zurecht.

Ich hoffe nur, dass dann nächste Woche, wenn die Uni wieder anfängt, die Studenten hier im Block auch nicht mehr so lange aufbleiben. Denn wenn nachts halb 2 immer noch laute Musik durchs ganze Haus dröhnt, ist an Schlafen (zumindest für mich) nicht zu denken. Naja, wie würde Stefanizo sagen? „We will see!“

19. September 2007

der erste Arbeitstag

19.09.2007, 19:50 Uhr, Apartment in Bukarest

Heute war es etwas kühler als gestern, aber immer noch strahlende Sonne bei ca 20 Grad. Ab und zu nieselte es ein bisschen, aber sonst war bestes Sommerwetter. Bevor ich mich um 11 mit Andrea bei einem bekannten Gebäude (das Zepter-Building) in der Nähe meines Apartments traf, lief ich noch ein bisschen in der Umgebung herum und entdeckte ein riesiges Einkaufszentrum ganz in der Nähe. Soll aber sehr teuer da sein. Viele streunende Hunde waren auch zu sehen. Die lagen faul auf den Gehsteigen rum und beachteten niemanden. Mir fiel auf, dass die meisten an einem Ohr markiert waren.

Andrea war erstaunlicherweise sogar überpünktlich und wir fuhren einige Stationen mit dem Bus und der U-Bahn zum Bambi-Kindergarten, der in einem ärmeren Viertel lag. Der Kindergarten selbst war aber privat und daher ziemlich teuer. Für die vielen Kids wurde auch einiges angeboten. Während wir unseren Origami-Kurs machten, war nebenan eine Akido-Meisterin am Werk. In unserer Gruppe waren 7 Kinder. Diese Art Kurse sind auf freiwilliger Basis, sodass die Anzahl von Mal zu Mal unterschiedlich ist. Mit unseren Kindern bastelten wir einfache Origami-Häuser, die die Kinder anschließend auf ein großes Papier klebten und dieses noch bemalten, sodass eine Fantasiestadt entstand. Allgemein war es sehr laut, was aber wohl normal ist im Kindergarten ;-) Andrea hatte die Kinder gut im Griff und als Belohnung gabs hinterher bunte Stempel in Sternform auf die Hand. Ich war die ganze Zeit nur Beobachter, da ich ja noch kaum was auf Rumänisch verstehe. Die erste Zeit werde ich also immer die andren in ihre Projekte begleiten, um alles mal kennen zu lernen.

Nach dem Kindergarten gings wieder mit Bahn und Bus weiter zu einem Kinderkrankenhaus. Dort sollten wir uns mit Stefanizo und noch ein paar andren Freiwilligen treffen. Während der Wartezeit zeigte mir Andrea einige Origami-Figuren, die ich sogar halbwegs gut hinbekam :-)

Zusammen mit den anderen gingen wir dann in den Kellerraum einer kleinen Kirche auf dem Klinikgelände und kurz darauf kamen dann auch drei Leute von der Organisation „Oneway“, die im Jahr 2007 einiges Geld an A.C.T.O.R. (meine Organisation) gespendet haben. Nun wollten sie sehen, was aus dem Geld geworden ist und überlegen, ob sie ein weiteres Jahr sponsern. Daher war das Treffen sehr wichtig. Nach einer langen Besprechung, die für mich sehr langweilig war, da ich ja kein Wort verstand, teilten wir uns in zwei Gruppen auf und gingen in verschiedene Abteilungen des Krankenhauses. Ich ging zusammen mit Mischa (der schon beim Workshop in Sinaia dabei war), Christina und Mikaela (zwei andere Freiwillige, die ich jetzt neu kennenlernte) in ein Zimmer von Kindern mit gebrochenen Armen, Beinen, Füßen usw. Die drei setzten sich auf die Betten der Kinder und begannen, mit ihnen oder für sie Origami-Figuren zu basteln und erzählten dabei Geschichten. Den Kindern schien das wirklich gut zu gefallen. Die Figuren und die Geschichten dazu waren sehr fantasievoll. Von den Gesprächen hab ich natürlich auch wieder nichts mitgekriegt, weshalb das alles nicht so wirklich spannend für mich war. Aber zumindest bekam ich einen kleinen Einblick in die Arbeitsweise.

Nach ungefähr einer Stunde verabschiedeten sich dann die Oneway-Leute und auch die Freiwilligen verließen das Krankenhaus wieder. Zusammen mit Andrea fuhr ich zurück bis in mein Viertel. Sie kaufte dann noch eine Monatskarte für mich, damit ich nach Herzenslust in Bukarest rumfahren kann. Die letzten Stationen fuhr ich dann allein weiter (und stieg sogar an der richtigen Stelle aus *g*). In dem Laden um die Ecke kaufte ich noch ein bisschen Essen und Obst ein und machte es mir dann wieder in meiner Wohnung bequem.

Momentan fühle ich mich noch ziemlich fremd hier. Ich kenne mich in der Gegend noch nicht wirklich aus und kenne außer dem andren Freiwilligen keinen. Und die andren haben ja nicht immer Zeit. Die meiste Zeit muss ich allein zurecht kommen und mich hier einleben. Das ist schon sehr ungewohnt und ich hatte eigentlich ein bisschen mehr Anleitung durch meine Organisationsleiter erwartet. Aber ok, es wird schon werden. Morgen kommt Alice zurück, dann kann ich sie mit meinen Fragen nerven :-)

Ich hab hier auch noch ein paar Bilder von den Origami-Figuren, die ich heute zustande gebracht habe :-) Einfach auf das Bild klicken!

Erste Origami-Versuche

18. September 2007

Kurze Tour durch Bukarest

18.09.2007, 21: 30 Uhr, Apartment in Bukarest

Hallöle!

Heute gibt es nicht so viel zu berichten, da ich hauptsächlich im Apartment war und meine Sachen in die Schränke eingeräumt habe.

Das Treffen mit Dragosch lief auch etwas anders als erwartet.

Gegen 1 schrieb ich ihm ne SMS, wann er mich denn abholen würde. Kurz drauf kam ne Antwort, dass er gegen 2 hier sein würde. Er hatte Vormittags nämlich sein Examen an der Uni geschrieben und der Professor war zwei Stunden zuspät gekommen. Daher hatte sich alles verzögert. Die Zeiten scheint hier wirklich keiner so genau zu nehmen. Durch die Verspätung hatte Dragosch dann aber auch keine Zeit mehr, mir ein bisschen von Bukarest zu zeigen. Wir gingen nur schnell zum nächsten FastFood-Restaurant und ich kaufte mir einen Döner. Erstaunlich, aber sie schmecken hier ganz anders. Danach kaufte ich in einem Laden um die Ecke noch ein Brot, Käse und Wurst für meine Erstversorgung, da ich mich nicht nur von Chips und Keksen ernähren wollte.

Dragosch musste dann gleich wieder weg und auf die Arbeit. Ja... da war ich nun also wieder in meinem Apartment, hatte noch den ganzen Tag Zeit und eigentlich nichts zu tun. Also schnappte ich mir die Karte von Bukarest, die mir Stefanizo besorgt hatte und erkundete auf eigene Faust zwei Stunden lang die Umgebung. Dabei traf ich auf einen sehr gesprächigen älteren Rumänen, der mir gleich anbot, die Stadt zu zeigen. Allerdings hat er mir dann auch noch so einiges anderes angeboten, sodass ich dann lieber wieder allein weiter ging, auch wenn es wirklich ziemlich schwierig war, ihn wieder los zuwerden.

Ich hab das Parlamentsgebäude gesehen und auch einige große Gebäude der Bankkonzerne und des Gerichts. Ab und zu waren streunende Hunde zu sehen, die aber die Passanten ignoriert haben und einfach nur vor sich hin liefen oder im Schatten unter den Bäumen lagen. Es waren sehr viele Menschen und Autos unterwegs und ziemlich laut. Die Sonne schien aus Leibeskräften und ich schwitzte bei ungefähr 25 Grad im Schatten. Die Mädels, die mir entgegen kamen, sahen alle sehr schick und modisch aus. Allgemein sah alles ziemlich staubig aus, obwohl immer wieder kleinere, gepflegte Parks mit Springbrunnen das Stadtbild grüner machten.

Von dieser kleinen Tour hab ich auch nochmal ein paar Bilder online gestellt. Einfach aufs Bild klicken:

Kurztour Bukarest

Warten auf Dragosch

18.09.2007, 12:50 Uhr, Apartment in Bukarest
Guten Morgen, liebe Leute.
Momentan warte ich drauf, dass Dragosch mich abholt und mir ein paar gute Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe zeigt. Langsam krieg ich nämlich Hunger. Von Stefanizo hab ich drei Packungen Chips und einige Kekse bekommen, sodass ich wohl nicht den Hungertod sterben werde. Aber so als wirkliche Mahlzeit taugt das nicht.
Dragosch hatte gestern mit mir vereinbart, dass er so gegen 11 oder 12 oder so mich abholt.
Tja, jetzt ist es gleich eins und noch niemand in Sicht. Das ist schon typisch für Rumänien. Alles nach dem Motto "Schau mer mal!" und Zeiten, Regeln, Abmachungen werden nicht so wirklich ernsthaft eingehalten. Daher warte ich mal noch ne Weile und ruf ihn dann an, wenn er noch nicht aufgetaucht ist. Immerhin hab ich seine Nummer und vergessen wird er mich nicht haben.

Heute Morgen wurde ich durch strahlenden Sonnenschein geweckt, der durch das Fenster schien. Es ist wirklich super Wetter hier. Keine Wolke am Himmel und angenehm warm, sodass ich im Top rumlaufen kann. Allerdings muss ich wegen meiner empfindlichen Haut bei der Sonne aufpassen.

Ich hab auch mal ein paar Fotos von meinem Apartment gemacht, die ihr euch hier anschaun könnt. Einfach auf das Bild klicken!

mein Apartment in Bukarest

Auf nach Bukarest!

17.09.2007, 23:50 Uhr, Bukarest, Alices (und mein neues) Zuhause

Heute Morgen sah die Welt schon viel besser aus. Ich hatte gut geschlafen, war frisch und munter und hatte noch keine Ahnung, was mich heute erwarten würde. Das ist hier in Rumänien scheinbar das Beste. Alle leben nach dem Motto „Schau mer mal!“.

Nach dem Frühstück mit Stefanizo und seinen Söhnen packte ich meine Taschen zusammen, spielte mit dem älteren Sohn Mihai Badminton und Karten und spielte Babysitter für Eugenio, während Stefanizo mit dem Chef des Hotels die Rechnungen klären wollte.

Mit dem Chef des Hotels schien es Probleme zu geben und so bestach ihn Stefanizo mit einem Tshirt mit dem Logo unserer Organisation. Achja, ich muss von einem großen persönlichen Erfolg berichten: meine Essensbestellungen habe ich versucht, auf Rumänisch aufzugeben. War nicht so einfach aber immerhin habe ich dann auch das bekommen, was ich wollte :-)

Nach dem Mittagessen fuhren wir ein Stück weiter in die Berge, da Stefanizo mir noch ein bisschen mehr von der Landschaft zeigen wollte. War wirklich sehr schön. Anschließend ging es dann endlich nach Bukarest. Es war schon dunkel, als wir ankamen, sodass ich nicht viel erkennen konnte. Aber einige bekannte Namen sah ich. Zum Beispiel Ikea, Kaufland, ein Ramada Hotel und natürlich die unvermeidlichen FastFood-Ketten McDonald’s und Pizza Hut. In der Stadt trafen wir uns mit Dragosch, dem Freund von Alice, da sie selbst die Woche über nicht in Bukarest sein würde. Ich verabschiedete mich von Stefanizo und den Jungs und fuhr mit Dragosch zu Alices Apartment, das nun auch mein neues Zuhause werden sollte.

Die Wohnung war im achten Stock in einem großen Studentenwohnheim in der Nähe des Stadtzentrums. Dummerweise war der Lift kaputt, sodass Dragosch ganz gentlemanlike mein schweres Gepäck die acht Stockwerke hochschleppen musste. Ich hatte auch noch einiges an Knabbereien und Ausstattung von Stefanizo mitbekommen und aus den Bergen habe ich mir zwei Flaschen frisches Quellwasser mitgenommen.

Oben angekommen, war ich dann doch über die Winzigkeit der Wohnung überrascht. Sie besteht aus einem wirklich winzigen Bad, das Dusche, Waschbecken und Toilette in einem ist, einer winzigen Küche und einem etwas größeren Schlaf-, Ess- & Wohnraum mit Matratzen auf dem Boden, einem Fernseher und Alices Computer. Dragosch war auch so nett und legte mir Alices Internetzugang über ihre PC-IP auf meinen Laptop. Ich bin also wieder erreichbar, ich bin gerettet! :-)

Auf den ersten Blick sah alles im Zimmer recht nett und sauber aus. Im größeren Zimmer wurde erst kürzlich frisch gestrichen. Als ich dann allerdings das Bad bei Licht anschaute, war es alles andere als sauber. Genauere Beschreibung spar ich mir jetzt. Die Küche hab ich noch nicht so genau angeschaut und im Hauptzimmer liefen sehr viele kleine Käfer in den Ecken (bei den Betten...) hin und her. Einige habe ich schon eliminiert. Solange es keine Spinnen sind, gehts noch. Ja, so wirklich begeistert bin ich nicht von dem Apartment, da es auch keinerlei Rückzugsmöglichkeiten gibt und sich das ganze Innenleben in einem kleinen Raum abspielt. Aber da will ich jetzt mal nicht zu pessimistisch sein und hoffe einfach mal, dass das schon irgendwie geht. Allerdings ist das Bad wirklich ein Problem. Ich hab mich gar nicht getraut, irgendwas anzufassen, da einen der Dreck quasi schon angesprungen hat. Da werd ich wohl was tun müssen. An den Lärm im Haus werd ich mich auch irgendwann gewöhnen. Es ist sehr hellhörig und es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen und oft hört man laute Musik aus den Nachbarzimmern. Nicht ideal beim Schlafen, aber das wird schon irgendwie gehen.

Das werde ich jetzt dann auch mal versuchen. Gute Nacht!

17. September 2007

Bilder vom Workshop in Sinaia

hier habe ich ein paar Bilder von den ersten Tagen in Rumänien gesammelt. Von der Gruppe, der Landschaft und einigen Sehenswürdigkeiten.
Einfach auf das Bild klicken, dann kommt ihr zum Fotoalbum.

Workshop in Sinaia

der zweite Tag im fremden Land

16.09.2007, 22 Uhr, auf meinem Bett im Hotel in den Bergen Sinaias

Gestern Abend nach meinem getippten Erlebnisbericht wurden Alice und ich noch ins Nachbarzimmer zu den andren eingeladen. Bei Dosenbier (Becks!) und Nektarinen quatschten wir noch ein paar Stunden lang über alles mögliche, über unsre Heimatstädte (die andren kamen alle aus Bukarest), über typisch deutsche oder rumänische Verhaltensweisen und und und. Es war sehr lustig und vor allem mit Mischa und seiner Freundin Miki verstand ich mich gut. Die beiden können sehr gut Englisch, sogar fast ohne jeden rumänischen Akzent. Sie erzählten mir einiges über ihre Arbeit in den verschieden Projekten und es Atmosphäre war auch sehr gemütlich. Sie sind alle sehr aufgeschlossen und versuchen mir, so gut wie möglich zu helfen, mich hier zurecht zufinden.

Am Sonntag morgen dann ging es zeitig raus aus den Federn. Ich war noch ziemlich müde, da ich nicht gescheit hatte schlafen können und Nachts um 4 dachte, es sei schon Zeit zum Aufstehen ;-)

Nach dem Frühstück gings zum Sightseeing. Dabei konnte ich auch feststellen, dass nicht alle Autos solche alten Kisten sind, wie Stefanizos „Tanza“. Sebastien, ein Junge aus unserer Gruppe fuhr mit seinem Auto zur ersten Sehenswürdigkeit. Das Auto war der ganze Gegensatz zu „Tanza“ und verfügte über funktionierende Sicherheitsgurte und während der Fahrt automatisch verschließende Türen. Sah auch ziemlich edel aus.

Zuerst sahen wir uns eine große christlich-orthodoxe Kirche in der Nähe an und anschließend das Grab eines berühmten Politikers (Teka Enesco). In der Kirche war gerade Gottesdienst und es war ganz anders als in deutschen Kirchen. Es gab keine Bänke und die Leute standen einfach im Raum dicht gedrängt. Vorn bei einer Art Altar war der Priester und gemeinsam sangen alle verschiedene Gebete und Texte. Mischa erklärte mir aber, dass es in rumänischen katholischen Kirchen auch so geordnet zugeht wie in deutschen ;-)

Hier in den Bergen gibt es ein Schloss aus dem 19. Jahrhundert, das der erste König Rumäniens (Carol I) als Sommerresidenz nutzte. Von außen hatte es ziemlich starke deutsche Einflüsse aus der Zeit. Es sah aus, wie ein Fachwerkhaus. Es waren Massen von Turisten auf dem Schlossgelände und da die andren alle schon dutzende Male in dem Schloss drin waren, kamen nur Mischa, Miki und Alice mit mir hinein. Wir machten eine Führung mit und obwohl ich sonst nicht so für solche Touren zu begeistern bin, war es wirklich sehr interessant und beeindruckend. Sehr viel Prunk und tolle, fantasievolle Details. Anschließend gings wieder zurück zum Hotel, wo ich zum Mittag ein typisch rumänisches Gericht, Mamaliga (so eine Art Kloß aus Mais) aß. Miki bastelte aus einer Serviette eine Origami-Rose, die sie mir dann schenkte. Mein eigener Versuch sah wesentlich kläglicher aus, aber ich hab sicher noch genug Gelegenheit, das zu perfektionieren :-)

Danach machten wir noch ein paar lustige Fotoaktionen in der Gruppe. Ich hoffe, dass ich davon bald die Bilder bekomme. Und bald darauf fuhren die andren Jugendlichen nach Bukarest zurück. Nur Stefanizo, Eugenia, ihre zwei Söhne (Mihai 12 Jahre und Eugenio 1,5 Jahre) und ich blieben noch da. Mihai kann auch sehr gut Englisch sprechen und Eugenio scheint mich auch schon zu seinem neuen Liebling erklärt zu haben. Sobald er mich sieht, ruft er „Nana!“ und streckt mir mit leuchtenden Augen die Zunge heraus.

Eugenia erklärte mir dann noch ziemlich viele formelle Details über meinen EFD.

Und jetzt sitze ich ganz allein auf meinem Bett in meinem Hotelzimmer und ehrlich gesagt, fühle ich mich schon ziemlich einsam. Alles, was bisher meine Welt ausmachte, habe ich zurück gelassen und bin hier nun in völlig fremder Umgebung. Die Leute sind zwar alle sehr nett zu mir, aber ich komme mir trotzdem ziemlich allein vor. Während der letzten Tage habe ich mir manchmal gewünscht, allein zu sein, weil so eine große Gruppe, die die ganze Zeit aufeinander hockt, doch sehr anstrengend ist. Aber jetzt, da ich allein bin, ist das doch wieder nicht das Richtige und ich zweifele daran, ob es die richtige Entscheidung war, hierher zu kommen. So weit weg von allem, was mir vertraut ist, von den Menschen, die mir viel bedeuten.

Um die furchtbare Stille zu töten, habe ich meine Musik laut aufgedreht und versuche, optimistisch zu denken. Sicherlich werde ich mich hier bald eingelebt haben und dann fühle ich mich auch nicht mehr so fehl am Platz.

Am Montag werd ich mich mit Stefanizo ein bisschen in Bukarest umsehen und auch endlich in das Apartment, das ich mit Alice teile, kommen. Sie ist selbst nicht da. Daher wird sich am Dienstag ihr Freund um mich kümmern und mir einige gute Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe zeigen. Am Mittwoch gehe ich mit Andrea ins Kinderkrankenhaus und anschließend in einen der Kindergärten. Am Donnerstag gehe ich mit Mischa oder Miki in einen ihrer Projekte im Kindergarten und anschließend werden sie auch mit mir die Stadt erkunden. Am Freitag dann gehts zum Origami-Kurs. Meinen Sprachkurs fang ich im Oktober an. Da beginnt die Uni nämlich wieder und ich werde mit andren Studenten aus aller Welt, die in Rumänien studieren wollen, einen Sprachkurs belegen.

Soweit die Pläne bisher :-) Ich werd euch auf dem laufenden halten. Jetzt brauch ich nur noch Internet, um meine geistigen Ergüsse der Weltöffentlichkeit präsentieren zu können :-) Ich hoffe das klappt alles in Alices Apartment, auch wenn sie nicht da ist.

der Anfang (vom Ende...?)

15.09.2007, 11. 30 Uhr, am Flughafen München

Bis mein Flug nach Bukarest geht, dauert es noch einige Zeit, da der Anschlussflug erst ca drei Stunden später geht. Daher nutze ich die Zeit und hau ein bisschen in die Tasten.

Ja, jetzt sitz ich hier am Flughafen und frage mich, was mich wohl in Bukarest erwartet. Ich hab keine Ahnung, von wem ich abgeholt werde, ob überhaupt jemand von meiner Ankunft weiß, wie die Wohnung ist, ob ich mich mit Alice (die lesbische Psychopatin, mit der ich mein Apartment teile) verstehe, wann die Arbeit losgeht, wie die andren Leute so sind, wann ich wieder was zu Essen bekomme... ;-)

Ich versuche die ganze Zeit, meine Unsicherheiten, was mich wohl in wenigen Stunden erwartet, zu verdrängen. Sonst wäre ich wohl längst ein nervöses Nervenbündel. Eigentlich hab ich ja von nix ne Ahnung....

So ganz kann ich es mir immer noch nicht vorstellen, dass ich jetzt für so lange Zeit ganz allein irgendwo in ner Riesenstadt rumlauf... Oh mann...

15.09.2007, 15.10 Uhr, mit der Lufthansa hoch über den Wolken

Hab nen Sitzplatz im Flugzeug am Fenster bekommen. Neben mir zwei Holländer und wenn ich aus dem Fenster schaue, seh ich ein dichtes Meer aus Wolken. Die sehen so flauschig aus, richtig einladend, sich mal drauf zu legen. Je nach Sonneneinstrahlung wie Zuckerwatte oder Badewannenschaum unter strahlend blauem Himmel. Oder als wäre ich in der tiefsten Antarktis und würde bis zum Horizont hin nur strahlend weißes Eis sehen. Ein fantastischer Anblick.

15.09.2007, 22.30 Uhr, irgendwo in nem Hotel in den Bergen Rumäniens (Sinaia)

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Alles ist wie ein Orkan über mich herein gebrochen. Ich bin umgeben von neuen Dingen, neuen Menschen, neuen Einflüssen. Ich kanns gar nicht glauben, dass ich tatsächlich hier bin und jetzt für ein Jahr in diesem seltsamen Land bleiben werde.

Aber das wichtigste zuerst. Mir gehts gut. Ich bin satt (very important!) und bin umgeben von netten Rumänen, die sich alle um mich kümmern, weil ich ja die deutsche Attraktion bin. Die rumänische Jugendgruppe hat sogar einiges für meine Ankunft vorbereitet und mir nen herzlichen Empfang gegeben.

Aber eins nach dem anderen.

Am Flughafen in Bukarest wurde ich von Stefanizo abgeholt, dem Ehemann der Leiterin meiner Host-Organisation. Stefanizo eröffnete mir gleich, dass er mich nun sofort in die Berge zum On-Arrival-Training fahren würde, da das schon angefangen hatte und alle quasi nur auf mich warten. Es hatte vorher schon ein Missverständnis gegeben, sodass ich schon drei Tage vor meinem Flugtag nen Anruf aus Rumänien bekam, wo ich denn bleibe....

Ja, jedenfalls fuhren wir dann ca 2 Stunden lang in Stefanizos Heiligtum von Auto (namens „Tanza“) bis in die Berge. Tanza war für deutsche Verhältnisse ein alter Schrottkarren, der durch keinen TÜV kommen würde. Als ich Stefanizo danach fragte, meinte er nur was von „ein bisschen mehr Geld an die richtigen Stellen...“.

Dass die Sicherheitsgurte nur zur Deko für die vielen kontrollierenden Polizisten am Straßenrand waren und es permanent im Auto nach Benzin roch, war noch das geringste Übel. Die Straßen waren wirklich nicht die Besten und typischerweise nehmen es die Fahrer mit den Verkehrsregeln nicht so genau. Wozu in zwei Spuren fahren, wenn auf dem Standstreifen und auf dem Mittelstreifen auch noch Platz ist? Unterwegs hielten wir an einer Tankstelle, um etwas zu trinken zu kaufen. Um eine Toilette zu benutzen mussten wir allerdings noch ein paar Kilometer weiter nördlich fahren, da bei dieser Tankstelle gerade Wasserausfall war.

Kaum waren wir aus Bukarest raus, erstreckte sich eine scheinbar endlose, flache Landschaft aus Feldern, kleinen Dörfern und entlang der Straße kleinen Gärten, vor denen verhunzelte ältere Frauen saßen und Zwiebeln, Rüben und Honig zum Verkauf anboten.

Unterwegs erzählte mir Stefanizo tausend Gruselgeschichten über Rumänien, die schlechte Wirtschaftslage und dass ich wohl verhungern werde. Aber er ist sehr nett und lustig. Pünktlich kamen wir dann gegen 19 Uhr bei einem Motel in den Bergen in Sinaia an, vor dem schon eine Jugendgruppe zusammen mit Eugenia, der Leiterin der Organisation auf mich wartete. Ich bekam eine stürmische Begrüßung mit Applaus, als ich aus dem Auto stieg. :-)

Es waren sieben rumänische Jugendliche etwa in meinem Alter und die zwei Kinder von Eugenia und zusammen mit ihnen aßen wir in der Gaststätte des Motels zu Abend. Die meisten von ihnen konnten sehr gut Englisch und es gab kaum Verständnisprobleme. Nach dem Essen machten wir einige seltsame und lustige Kennenlernspiele. Die andren Freiwilligen waren alle sehr nett und ich werde mit einzelnen später noch in verschiedenen Projekten zusammen arbeiten. Sie meinten, sie machen diese Freiwilligendienste im Kindergarten, im Krankenhaus oder bei verschiedenen Aktivitäten in ihrer Freizeit und es würde ihnen einfach sehr viel Spaß machen. Da bin ich mal gespannt.

Achja, wegen Alice kann ich auch Entwarnung geben. Entgegen aller Erwartungen ist sie keine lesbische Psychopatin, sondern eine dauernd am Handy hängende, sehr liebe Theaterstudentin mit Freund. Aber das mit dem Handy scheint allgemein verbreitet zu sein. Wenn ich mit den andren unterwegs war oder wir beim Essen saßen, ging alle fünf Minuten irgendein Handy. Scheinen alle sehr beschäftigt zu sein ;-)

Hier im Motel teile ich mir mit Alice auch ein Zimmer und ich finde sie wirklich sehr nett, so auf den ersten Blick. Ich denke, wir kommen gut miteinander zurecht.