14. Dezember 2007

Rumänien feiert

01.12.2007

Am ersten Dezember ist der Nationalfeiertag Rumäniens. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die drei Teile Transylvanien, Walachei und Moldova nach jahrhundertemlangem Hin und Her endlich vereint. Und in Gedenken daran findet an diesem Tag eine mehrstündige Militärparade in Bukarest statt, mit der Armee, Panzern, Blasmusik und allem, was so dazu gehört. Ich hab mir das allerdings nicht angeschaut. Die Menschenmassen dort müssen unglaublich sein, denn schon Tage und Wochen vorher wurden überall auf den Straßen rumänische Flaggen verteilt und sogar die Kinder im Kindergarten dachten nicht als erstes an den Nikolaustag, sondern an den Nationalfeiertag, als Misha sie fragte, welcher besondere Tag bald sei. An diesem sind alle Rumänen unglaublich stolz auf ihr Land. Gekrönt wird der Tag mit der Beleuchtung des riesigen Weihnachtsbaumes auf dem Piata Unirii am Abend. Dort versammelte sich scheinbar ganz Bukarest, denn als ich dorthin wollte, brauchte ich mehr Zeit, durch die Massen hindurch zukommen, als ich dann letztendlich auf dem Platz war. Busse waren lahmgelegt, die Straßen blockiert. Menschen kletterten auf Telefonhäuser, um besser sehen zu können und das Handynetz brach zusammen. Bukarest im Ausnahmezustand.

Den ganzen Tag über hatte ich es mir bei Mihaelas Familie (bei der ich zwei Wochen lang gewohnt hatte) gut gehen lassen. Sie hatten mich nämlich zum Essen eingeladen und ich kochte zusammen mit Mihaelas Mutter ein typisch rumänisches Fischgericht mit Mamaliga und backte auch einen leckeren Kürbis-Apfel-Blätterteigkuchen, von dem ich dann noch die Hälfte mit nach Hause eingepackt bekam. Mihaela und ihre Mutter gaben mir dann auch Geschichtsunterricht und erzählten mir die lange Geschichte Rumäniens. Wenn ich das so mit Deutschland vergleiche, wissen hier eigentlich alle recht gut über die Geschichte ihres Landes Bescheid.

Was mir aber bei Mihaelas Familie und auch bei anderen Rumänen, die ich jetzt so kenne, auffällt, ist die extreme Abneigung (fast schon Hass) gegenüber den Zigeunern. Besonders krass war da mal ein Ausspruch von Mihaela selbst, die meinte, Hitler hätte ruhig alle Roma und Sinti auf der ganzen Welt ermorden können, das wäre besser gewesen. Generell scheinen die Rumänen kein so großes Problem mit der deutschen Vergangenheit im Dritten Reich zu haben. Wenn das Thema zur Sprache kommt, höre ich öfters, Hitler sei ja nicht so schlimm gewesen, er habe zwar viele Menschen ermorden lassen, aber über sowas muss man ja auch mal hinwegsehen und er hätte ja auch viel Gutes getan. Ich bin da richtig geschockt, wenn ich sowas höre und muss mich regelrecht rechtfertigen, dass ich NICHT der Meinung bin, dass Hitler schon ganz ok war. Also entweder wissen sie nicht so wirklich, was damals passierte oder ich weiss auch nicht. Mihaelas Mutter findet es zum Beispiel auch lustig, zu sagen, ich wäre wegen meiner hellen Haare und meinen blauen Augen sicher ein guter Arier gewesen. Für die Rumänen ist es total unverständlich, dass in Deutschland das Dritte Reich immer noch ein sehr sensibles Kapitel ist und sich das auf unsere Kultur ausgewirkt hat.

Kauderwelsch

30.11.07

Als nächstes berichte ich mal von meinen Fortschritten (*hüstel*) beim Rumänisch lernen. Einmal die Woche treffe ich mich jetzt immer mit meiner Freiwilligenkollegin Mikaela, die mit mir für ca 2 Stunden zusammen lernt. Dass ich dabei soviel mitbekomme, bezweifle ich aber. Wir schneiden jedes Grammatikthema nur kurz an, machen eine Übung dazu und das wars dann. Sicherlich würde es ewig dauern, wenn wir jedes Thema ausführlich behandeln und das meiste lerne ich ja wahrscheinlch einfach übers Hören oder in meinen kleinen Unterhaltungen mit anderen. Momentan lerne ich ganz viele Vokabeln und einen etwas seltsamen Modus namens Subjonktiv, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Am schwierigsten ist für mich, die ganzen Verbformen auswendig zu lernen, da jedes Verb in jeder Konjugation der Person anders ist und das dann auch meistens unregelmäßig...

Meine „Lehrerin” ist aber sehr nett und die meiste Zeit während unsrer Übungsstunden quatschen wir nur ;-) Sie hat mich auch schon mal ins Kino eingeladen und erzählt mir so einiges über Rumänien, Bukarest und die Arbeit in unserer Organisation.

Mittlerweile ist mein Rumänisch aber schon so „gut”, dass ich fast alles verstehe, also worum es geht zumindest. Nur das selber Sätzebilden ist schwierig wegen den tausend verschiedenen Endungen je nach Fall, Geschlecht, Zeit, bestimmtem oder unbestimmtem Artikel etc... da bin ich noch sehr unsicher. Aber so einfach Sätze krieg ich schon gut hin.

In meinem Projekt in Chitila sind schon seit Wochen Bauarbeiten und jedesmal, wenn ich das Haus verlasse, sprechen mich die Bauarbeiter an. Einer ist besonders hartnäckig und fragt mich, wann ich wieder komme und ob wir uns dann mal richtig unterhalten können. Da konnte ich ihm sogar richtig auf Rumänisch antworten und kurz mit ihm diskutieren, bevor ichs dann aufgab und weiter ging. Ja, ich denke, wenn mein Jahr hier vorbei ist, spreche ich perfekt Rumänisch. Nur werd ich es dann nie wieder brauchen und die ganze Arbeit war umsonst...

neue Ideen

22.11.07

Wie ich ja schon einige Male geschrieben hatte, habe ich seit einiger Zeit die Verantwortung für das Krankenhausprojekt Lacul Bucura jeden Donnerstag Nachmittag. Als ich die ersten Male noch mit den anderen Freiwilligen dort war, fand ich es etwas langweilig, da wir waehrend der ganzen Zeit nur mehr oder weniger schweigend auf Bänken und Stühlen saßen und eine Origami-Falterei nach der anderen machten. Auch die Kinder schienen nicht so ganz begeistert davon, aber da das ihre einzige Abwechslung am Tag war, machten sie eben mit. Nun, da ich die Leitung dieses Projekts übernommen habe und jede Woche auch nur einen weiteren Freiwilligen zur Unterstützung dabei habe, hbe ich mir etwas neues überlegt. Die Kinder in diesem Krankenhaus haben zwar Aids, Krebs und Tuberkulose, sie sind aber alle sehr aufgeweckt und fit und wollen aktiv beschäftigt und unterhalten werden. Da ist ewiges Origamifalten nicht das Richtige. Daher hab ich mir im Internet und in einigen Büchern ein paar lustige Spiele rausgesucht, die am Anfang der Stunde erstmal das Eis brechen, nicht nur zwischen den Kindern selbst (sie sind ja alle in ganz unterschiedlichen Altern, von 9 bis 17 Jahren), sondern auch zwischen den Kindern und mir. Und auch zwischendurch mache ich immer mal ein paar auflockernde Spiele. Und die Kinder lieben das. Sogar die älteren, coolen Jungs, die sonst immer nur skeptisch zugeschaut haben, machen mit. Während der ganzen Projektzeit herrscht eine sehr lockere, entspannte Atmosphäre und es ist leicht für mich, mit den Kindern in Kontakt zu kommen und ein bisschen mit ihnen zu reden (das, was ich so halbwegs auf rumänisch sagen kann). So macht es allen viel mehr Spaß und ich hoffe, dass ich bald mehr Unterstützung seitens meiner Freiwilligenkollegen bekomme.

Besonders mit einem Mädel namens Georgiana habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Sie will mich immer neben sich haben, umarmt mich und hängt sich an mich dran. Erst eine Weile später habe ich dann rausgefunden, dass sie schon 17 ist; sie kam mir immer viel jünger vor.

Und auch mit den älteren Jungs komme ich gut zurecht. Sie finden es immer wahnsinnig lustig, wenn ich auf rumänisch rede, helfen mir aber auch und verbessern meine ständigen Grammatikfehler.

Am Anfang hatte ich mit meinem neuen Konzept einige Schwierigkeiten mit Laura. Sie arbeitet hauptberuflich in einem Waisenhaus und hat Sozialpädagogik studiert. Sicherlich hat sie mehr Erfahrung und Ahnung als ich, ich hab sowas ja noch nie gemacht... und sie hat mich anfangs nie wirklich ernst genommen und meine Ideen einfach beiseite geschoben. Mittlerweile bin ich aber nicht mehr so neu hier, als dass ich ständig nur zuschaue und nicht selbst die Initiative ergreife und ich denke, mit der Zeit hat sie jetzt begriffen, dass ich durchaus in der Lage bin, mein eigenes Projekt zu leiten. Allerdings kommt sie seitdem nicht mehr ins Krankenhaus und ich muss jede Woche aufs Neue schauen, dass ich einen Freiwilligen finde, der mit mir kommt.

9. Dezember 2007

Türkei: Sonne und Mehr

Schande über mein Haupt, dass ich solange keinen neuen Eintrag verfasst hatte. Nachdem ich aus der Türkei wiederkam, hatten wir im Apartment soviel zu tun mit Saubermachen, Schränke einräumen, Sachen verstauen und und und, dass ich bisher noch nicht dazugekommen bin. Außerdem hatte ich für meine verschiedenen Projekte auch einiges zu tun. Die ganzen Kindergärten schlauchen mich schon ganz schön... Mittlerweile hab ich richtig Respekt vor den Kindergärtnerinnen, die das tagtäglich so viele Stunden aushalten und immer noch geduldig sind. Das wäre wirklich nichts für mich.

Aber gut, dann will ich mal von der Türkei erzählen. Es wird nicht so ausführlich, da wir in diesen 10 Tagen, die wir dort in Kilis nahe der syrischen Grenze verbracht habe, unglaublich viel erlebt haben und es wohl ewig dauern würde, das alles aufzuschreiben. Auf spezielle Fragen antworte ich aber gerne.

Allein die Reise in die Türkei wäre ein Kapitel für sich. Ich war zusammen mit Alice und Alexandra (meinen beiden Mitbewohnerinnen), einem ACTOR-Kollegen von mir –namens Lucian - und einer Studienkollegin von Alice –namens Sanziana- unterwegs. Von Bukarest aus flogen wir Sonntag Abend los nach Istanbul. Der Anschlussflug von Istanbul nach Gaziantep, dem nächstgelegenen Flughafen zu unserem Ziel Kilis, ging aber erst Montag Morgen. Das heißt, wir hatten ca 10 Stunden zwischen den Flügen auf dem Flughafen rumzukriegen. Unser erster Plan war ja gewesen, während dieser Zeit das Istanbuler Zentrum zu besichtigen. Allerdings fuhr nachts nur noch ein viel zu teurer Shuttlebus und so blieben wir dann doch im Flughafen, machten es uns in der Wartehalle so bequem wie möglich und versuchten zu schlafen. Die grellen Lichter, Lautsprecherdurchsagen, die vielen anderen Leute und die harten Stühle führten dann aber nur dazu, dass ich mich am nächsten Morgen wie gerädert fühlte und mir alles wehtat. Dann endlich in Gaziantep angekommen hatten wir einige Probleme mit den türkischen Flughafenbeamten, da Alexandras Koffer arg beschädigt angekommen war und sie das reklamieren wollte. So nach und nach entdeckten wir dann auch die anderen Teilnehmer des Workshops aus Österreich, Griechenland, Litauen, Polen und der Tschechischen Republik, insgesamt ca 30 junge Leute.

Ach ja, das sollte ich vielleicht noch erwähnen, ihr wundert euch sicher, warum ich überhaupt in die Türkei geflogen bin.

Dort fand ein internationaler Jugendaustausch statt, mit dem Thema traditionelle Musik und Tanz. Und da mich die Türkei bei meinem letzten Besuch im Juni 07 so begeistert hatte, hatte ich mich für diesen Workshop entschieden.

In einem großen Bus fuhren wir anderthalb Stunden durch karge, staubige Landschaft mit einigen Pistazienbäumen- oder Olivenfeldern auf der roten Erde und keiner Menschenseele weit und breit. Unterwegs lernten wir auch einen Teil unserer türkischen Betreuergruppe kennen, die alle sehr nett und motiviert wirkten.Schließlich erreichten wir Kilis und unser Hotel und ich war sogar positiv davon überrascht (wenn ich das mit dem Hotel von meinem letzten Türkei-Besuch vergleiche). Nach einem kurzen Mittagessen hatten wir Zeit zum Auspacken und Ausruhen. Gegen Abend trafen wir uns wieder in einem großen Raum des Hotels und lernten uns erst einmal mit Hilfe einiger lustiger Spiele kennen.

Am nächsten Morgen gab es gegen 8 ein leckeres Frühstück, bei dem aber nicht sehr viele der Gruppe anwesend waren, da die meisten lieber noch länger schlafen wollten. Um 9 wurden wir dann auch schon von einem Bus abgeholt und fuhren zu dem Kulturzentrum der Stadt, wo wir schon von einem Tanzlehrer erwartet wurden. Dieser zeigte und im Verlauf des Tages drei verschiedene traditionelle türkische Tänze, die wir dann auch –sehr zum Vergnügen der Studenten der Uni nebenan- bei strahlendem Sonnenschein draußen auf dem Hof übten. Wir hatten auch Unterstützung durch einige Musikanten und immer wieder ließ sich einer der Türken zu einer spontanen Tanzeinlage hinreißen, was sich dann immer soweit steigerte, bis dann schließlich unsere ganze Gruppe mitten auf dem Hof einfach so zu der Musik tanzte. Das hat sehr großen Spaß gemacht und es herrschte eine tolle Stimmung innerhalb unserer Gruppe.

Am Abend hatte der Bürgermeister der Stadt etwas besonderes für uns vorbereitet. In einer kleinen, aber sehr farbenfroh und schön dekorierten Hütte, wurde uns leckeres türkisches Essen serviert. Wir saßen natürlich traditionell auf Kissen auf dem Boden. Außerdem gab es den türkischen Raki-Schnaps und kurze Zeit später auch wieder Live-Musik. Trotz der herrschenden Enge in dem kleinen Raum ließen es sich die Türken nicht nehmen, uns zum Tanzen aufzufordern und schon waren alle auf den Beinen und tanzten (einen Tanz, der dem griechischen Zirtaki ähnelt). An diesem Abend musste ich dann aber auch den Bürgermeister und den Tanzlehrer enttäuschen, da der Bürgermeister mir angeboten hatte, mich mit dem Tanzlehrer zu verkuppeln, da dieser mich ja so gern habe. Aber wie gesagt, da musste ich sie leider enttäuschen ;-)

Am dritten Tag war für den Nachmittag eine Veranstaltung auf einem großen öffentlichen Platz in Kilis für uns geplant und die Attraktion waren wir. In Gruppen sollten wir uns verschiedene artistische Dinge überlegen, die wir den Leuten aus Kilis präsentieren wollten. Ich war in der Pantomime-Gruppe und wir dachten uns ein tolles, kurzes Theaterstück aus. Alice und ihre Studienkollegen waren Clowns und die Gruppen aus Litauen, Tschechien und Griechenland präsentierten verschiedene Lieder ihres Landes. Die Vorbereitungen mit Kostümzusammenstellen, Schminken und Proben machten mir sehr viel Spaß, da ich mal etwas Neues ausprobieren konnte. Allerdings gab es einige organisatorische Missverständnisse, sodass wir am Schluss nicht mehr genügend Zeit hatten, unser Stück einmal ganz durchzuspielen. Es klappte dann aber doch sehr gut und wir hatten rund 2000 Zuschauer aus Kilis. Ich musste sogar ein Interview für das türkische Nationalfernsehen geben. Am nächsten Tag erschienen wir auch in den Lokalzeitungen und als wir nach unserer Veranstaltung den Platz wieder mit dem Bus verließen, folgten uns die Menschen, fotografierten uns die ganze Zeit mit ihren Handys und winkten uns im Bus zu. Ein Hauch Popstar also ;-)

Am Abend wurden wir von einem Minister der Stadt zum Essen in ein sehr gutes Restaurant eingeladen. Ich liebe ja das türkische Essen! Manchmal war es allerdings auch für mich einfach zu scharf, um es essen zu können. Und natürlich auch unglaublich große Portionen mit mehreren Gängen und den typischen, vor Fett und Zucker triefenden (aber sooooooooooo leckeren) Baklava als Nachspeise.

Am nächsten Tag besichtigten wir am Morgen eine Musikuniversität und uns wurden sehr viele alte, traditionelle Musikinstrumente vorgeführt und wir lernten auch ein lustiges türkisches Lied. Anschließend ging es mit dem Bus zwei Stunden lang weiter Richtung Urfa, einer sehr alten und sehr bedeutenden Stadt. Hier befindet sich nämlich ein heiliger Fluß voller Fische, umgeben von einem riesigen, sehr schönen Park. Den ganzen Tag verbrachten wir dort, stöberten durch die unendlichen, farbenprächtigen Bazare (wo ich auch einiges Geld ließ), erkundeten die Stadt und trafen uns am Abend wieder in einem großen Nobelhotel, wo wir zu Abend aßen. Diesmal hatte uns der Bürgermeister von Urfa eingeladen und natürlich gab es auch wieder eine Live-Band. Das Essen war unglaublich lecker, aber viel zu viel, sodass ich mich anschließend nicht mehr bewegen konnte. Natürlich mussten wir dann auch wieder tanzen (langsam wurde das etwas nervig), aber ich weigerte mich trotz der ausgesprochenen Hartnäckigkeit der Türken. Nachts um 3 kamen wir dann wieder im Hotel in Kilis an. Doch die Türken kannten kein Erbarmen – am nächsten Morgen um 8 gab es Frühstück und ab 9 weiteres Programm. Entsprechend unausgeschlafen und unmotiviert waren wir dann auch alle, da halfen auch die tollen „Energizer-Spiele” nichts. Aber zum Glück hatten wir an diesem Tag nicht so viel Programm. Wir sollten für unsere Gruppen für den Interkulturellen Abend vorbereiten, der an diesem Abend stattfinden sollte. Zusammen mit meinen Rumänen übte ich ein paar Lieder ein und wir besprachen unser Programm. Am Nachmittag gab es dann eine Führung durch Kilis mit ausgiebigem Besuch der dortigen Bazare und der Baklava-Läden, die es an jeder Ecke zweimal gab.

Gegen Abend fuhren wir dann an den Stadtrand Kilis zu einem alten Farmhaus, wo eine der Türken aus unserer Leitergruppe mit ihrer Familie wohnte. Dort bereitete jede Gruppe ihre Präsentation vor. Wir Rumänen kochten „Mamaliga” –ein Teig aus Maismehl, der wie Klöße in Deutschland, als Beilage zu allem möglichen gegessen werden kann. Nach und nach stellte jede Gruppe ihr Land vor, mit typischem Essen, Musik und Fotos. Aus Litauen zum Beispiel gab es Schwarzbrot mit Blutwurst, Ziegenkäse und Honig (das wird alles zusammen gegessen) und Schnaps. Pappsatt nach so vielen verschiedenen Leckereien und müde noch vom Vorabend blieb ich nicht lange bei der anschließenden Party und fuhr mit ein paar anderen schon eher (naja, war trotzdem halb 12) zurück ins Hotel.

Am nächsten, vorletzten Tag bereiteten wir eine für den frühen Abend geplante Aufführung in der Stadthalle von Kilis vor. Dort sollte wieder jedes Land vier bis fünf typische Lieder präsentieren und abschließend alle das gelernte türkische Lied singen. Das war für diesen Tag der einzige Programmpunkt neben einer kurzen Tour durch Kilis am Vormittag und das war auch gut so. Jeden Abend lange Partys und morgens wieder zeitig aufstehen machte sich nun nach den vielen Tagen wirklich bemerkbar. Die Aufführung war dann aber ein voller Erfolg. Ich weiß nicht, wie wir auf das türkische Publikum wirkten, aber wir jedenfalls hatten viel Spaß daran und gaben uns große Mühe. Anschließend gab es wieder eine Feier, diesmal aber nicht ganz so lang, da einige der Gruppe bereits am nächsten Morgen abreisen würden und noch zu packen hatten. Daher war die Feier auch eine Abschiedsfeier mit nochmaligen lustigen Gruppenspielen und einer ganz besonderen Überraschung der türkischen Gruppe: Unser „Ober-Türke” Frat führte uns zusammen mit einem litauischen Mädel eine traditionelle türkische Hochzeit vor. Natürlich im etwas kleineren Maßstab, aber dennoch mit Hennabemalung, riesen Schokotorte, Tanz und Verschleierung.

Am letzten Tag und nur noch mit halber Besetzung fuhren wir mit dem Bus nach Gaziantep. Als erstes besuchten wir den dortigen Zoo, den größten in der Türkei. Dafür war aber nur etwas mehr als eine Stunde eingeplant, und ich hielt es für unmöglich, in so kurzer Zeit wirklich etwas mitzubekommen. Aber tatsächlich reichte die Zeit gut und ich fand den Zoo furchtbar. Die Tiere waren in wirklich winzigen Käfigen und Gehegen eingesperrt und die anderen türkischen Besucher machten einen Heidenlärm, um die äußerst passiven Tiere zu einer Bewegung zu veranlassen. Auch z.B. die Strauße sahen schlimm aus. An vielen Stellen fehlten großflächig die Federn oder z.B. in den Affengehegen liefen die Tiere eine Stunde lang nur auf ihrer ca. einen Meter langen Metallstange hin und her. Ich fand diesen Anblick furchtbar, aber den Türken hats anscheinend gefallen. Anschließend fuhren wir ins Stadtzentrum und aßen (mal wieder) in einem Nobelhotel zu Mittag (hmmm... lecker!). Dann ging es weiter in das weltweit zweitgrößte Mosaikmuseum. Das war wirklich interessant. Wir sahen einen kurzen Einführungsfilm zum Thema und konnten dann anderthalb Stunden lang durch das Museum laufen. Mir hat das gut gefallen, allerdings war die Zeit für die Größe des Museums knapp bemessen, sodass ich nicht viel Zeit hatte, die Infotafeln genauer zu lesen, was ich schon schade fand. Allgemein war es so die ganze Woche über. Hetzerei von einer Attraktion zur nächsten ohne wirklich Zeit, sich darauf einlassen zu können. Nach dem Museum liefen wir noch ein Stück durch die Altstadt und besuchten die dortigen sehr schönen Bazars mit handgeschmiedeten Schmuckstücken und allem möglichen anderen Kram. Das finde ich an Bazaren so faszinierend. Man kann stundenlang stöbern und schauen und entdeckt immer wieder etwas neues. Abends fuhren wir zurück ins Hotel und trafen die letzten Vorbereitungen für die Abreise am nächsten Morgen. Die sollte um 7 sein, allerdings verschlief unser Fahrer (genau der, der sonst immer böse war, wenn wir zuspät kamen). Mit einigen km/h mehr kamen wir aber dennoch pünktlich am Flughafen an. Der Rückflug war angenehmer als der Hinflug, da wir nicht so lange in Istanbul auf den Anschlussflug nach Bukarest warten mussten. Für mich war der Ausflug in die Türkei eine sehr schöne Erfahrung, wenn auch teilweise sehr anstrengend. Und nach etwas mehr als einer Woche Inselurlaub tauchte ich wieder ein in meinen Bukarester Arbeitsalltag.

So, jetzt habe ich ne ganze Menge geschrieben. Mehr zu meinem Leben seitdem erfahrt ihr demnächst :-) versprochen