24. Oktober 2007

ein neues Projekt

23.10.2007, Andreeas Wohnung
Am Samstag fand wieder das ACTOR-Treffen statt. Wir waren ca 15 Freiwillige und Stefanizo. Es waren auch wieder drei neue Gesichter für mich dabei. So langsam lerne ich alle nach und nach kennen. Zuerst begannen wir mit einer kurzen Besprechung der Projekte der vergangenen Woche und dann forderte mich Stefanizo auf, von meinem Problem mit dem Diebstahl zu erzählen und fragte anschließend die anderen, was sie für Erfahrungen damit gemacht haben. Also so ne Art Gruppentherapie ;-) Und es ging noch weiter. Ich hatte vor ein paar Tagen mal Eugenia erzählt, dass ich nach der Arbeit nicht viel zu tun habe und gerne mehr mit den anderen unternehmen würde und nicht immer nur allein durch die Gegend ziehen will. Das sollte ich jetzt nochmal vor der Gruppe erzählen und anschließend fragte Stefanizo jeden, was er tun würde, wenn er neu in einem fremden Land ist und wie er sich fühlen würde. Die Antworten haben mir allerdings nicht sehr viel weiter geholfen. Die meisten meinten, sie würden versuchen, neue Freunde zu finden und Museen besichtigen. Die Frage für mich ist eben nur das Wie. Neue Freunde fallen ja nicht vom Himmel und ich will mich den andren auch nicht aufdrängen. Aber naja, es war ein Versuch. Wir machten auch ein mir bis dahin unbekanntes „Forum Theater“. In Zweiergruppen war jeweils die Hand des einen ein Spiegel und der andre musste den Bewegungen des Spiegels mit dem ganzen Körper folgen. Als besondere Schwierigkeit machten wir das dann auch noch zu dritt. War auf jeden Fall sehr lustig.
Anschließend versuchten wir uns an ein paar neuen Origami-Figuren, zu denen Andreea die Vorlagen mitgebracht hatte. Bei mir klappte das noch nicht ganz so gut. Bei den Vorlagen weiß ich nie so genau, wie die Erklärungen und Abbildungen gemeint sind. Aber es sah zumindest halbwegs so aus, wie auf dem Bild.

Ich bekam dann auch einen Anruf von der Leiterin einer Art Hort, die mich als Freiwilligen haben wollte. Der Hort befindet sich in Chitila, einem kleinen Dorf am Rande von Bukarest und ich sollte Montag Morgen dorthin kommen. Das weitere Wochenende verlief für mich ziemlich ruhig. Am Sonntag wartete ich die ganze Zeit darauf, dass Mikaela mich anrufen würde, da sie beim ACTOR-Treffen noch gesagt hatte, sie müsse mir noch etwas wichtiges geben, bevor sie für eine Woche in die Türkei fliegt und sie würde mich anrufen. Es kam allerdings kein Anruf. Und auch mit der Leiterin des Horts lief alles nicht ganz so, wie ich mir das gedacht hatte. Von Eugenia hatte sie meine Yahoo Messenger ID bekommen und schrieb mir Sonntag Nachmittag, dass ich am Montag um 10 in Chitila sein sollte. In der nächsten Nachricht schrieb sie allerdings, dass sie mich am Morgen oder am Nachmittag anrufen würde und wieder in der nächsten Nachricht schrieb sie, sie würde sich Morgens melden, um einen Tag zu finden, an dem wir uns treffen können. Etwas verwirrend und auf meine Nachfrage antwortete sie erst mal nicht.
Montag Morgen bekam ich dann aber tatsächlich einen Anruf von ihr, in der wir uns für Dienstag gegen 11 in Chitila verabredeten. Ein paar Stunden später rief sie mich wieder an und meinte, sie wäre am Dienstag doch nicht in Chitila erreichbar, da sie in Bukarest eine Besprechung hatte. Also vereinbarte ich mit ihr, mich in Bukarest gegen 11 zu treffen. War für mich auch besser, da der Weg wesentlich kürzer ist. Allerdings finde ich diese ständigen Änderungen etwas nervig. Immerhin hatte ich schon Miki für unser Schulprojekt abgesagt, da ich nach vorheriger Planung zu der Zeit noch in Chitila gewesen wäre. Aber anscheinend bin ich die Einzige hier, die das stört...
Das Treffen mit der Hortleiterin (namens Oana Roman) lief dann aber sehr gut. Ich fand gleich das vereinbarte Gebäude, in dem ihr Büro in Bukarest liegt und unterhielt mich knapp ne Stunde mit ihr über das Projekt, was mich erwartet, was meine Aufgaben und Möglichkeiten sind und über vieles andere, so z.B. auch über meine bisherigen Erlebnisse hier, über mein „Hometown“ Kulmbach, über das Leben in Bukarest (sie wohnt erst seit einem Jahr hier) uvm. Oana ist 27 und wir verstanden uns sehr gut. Nächste Woche Montag werde ich dann nach Chitila fahren und mir alles ansehen. Hoffentlich ist Oana dann auch dort, da das Personal und die Kinder kein Englisch sprechen und ich denke nicht, dass ich bis dahin soviel rumänisch gelernt habe ;-) aber ich kann ihnen ein paar Origami-Figuren zeigen, die ich mittlerweile kann und irgendwie wird das schon klappen. Ist ja erst mal hauptsächlich zur Info für mich, damit ich sehe, welche Möglichkeiten ich habe und wie die Kinder und Jugendlichen (im Alter von 7 bis 18) so sind.

Nach dem Treffen hatte ich sogar noch Zeit, bevor das Schulprojekt mit Miki anfing und so lief ich noch eine Weile durch den nahen Herastrau-Park, den ich letztens schon mal besucht hatte. Diesmal war aber wesentlich besseres Wetter und ich fand sogar den großen See am Ende des Parkes, ein kleines Museum, einen Freizeitpark und ein paar wichtig aussehende Gebäude. Hat mir sehr gut gefallen. Die Sonne schien wunderbar, nachdem die letzten Tage scheußliches Wetter gewesen war mit Regen und Wind und Eiseskälte. Ich setzte mich auf eine Bank, aß meine mitgebrachten Brote und genoss die Sonnenstrahlen mit Blick auf den schönen See, umrahmt von herbstbunten Bäumen und Büschen.
Perfectly on time kam ich dann bei der Schule an und wir hatten drei angenehme Stunden in den verschiedenen Gruppen. Selbst die von uns ungeliebten Viertklässer waren diesmal brav und aktiv bei der Sache. Miki hatte für die den schon recht komplizierten Fisch ausgesucht, da hatten sie gut mit zutun :-) Die zwei erste Klassen waren auch sehr angenehm. Die Kinder waren von uns und Origami begeistert wie die letzten Male und einige Kinder versuchten mit „Hello, my name is Andrei“ auf sich aufmerksam zu machen ;-) Sie sind ganz stolz, wenn ich dann auch auf Englisch antworte. Mittlerweile habe ich mich auch „hochgearbeitet“ und die Kinder kommen auch zu mir, wenn sie Hilfe brauchen, obwohl ich nicht wirklich viel mit ihnen reden kann. Aber ich verstehe, was sie wollen und kann ihnen dann helfen. Die erste Zeit war Miki die einzige Ansprechpartnerin. Sie übernimmt jetzt auch noch den Großteil der Arbeit, das Erklären und Reden mit den Kindern, aber bei mir läuft es langsam auch immer besser. Mit Miki selbst verstehe ich mich auch sehr gut. Wir arbeiten gut zusammen und können uns auch unterhalten.

Was mich allerdings langsam etwas beunruhigt ist, dass Alice mir noch nicht sagen konnte, wann die Arbeiter in unserem Zimmer fertig sind. Ich bin jetzt schon eine ganze Woche Gast bei Andreea und ihrer Familie. Und ich denke, dass sie langsam genug von mir haben. Ich kaufe und koche zwar mein eigenes Essen und habe sonst nicht viel mit ihnen zu tun, aber ich denke, dass einfach meine Anwesenheit schon etwas störend ist. Ich hoffe wirklich, die Arbeiter werden bald fertig.

Ueberlebenstraining

22.10.07, Andreeas Wohnung
So, dann erzähl ich mal weiter von meiner letzten Woche
Für den Mittwochabend hatte ich mir ein paar Cafes und Kneipen in der Nähe (15 min mit dem Bus und dann noch ein kurzes Stück zu Fuß) aus nem kleinen CityGuide-Heftchen, das ich entdeckt hatte (sehr praktisch!) rausgesucht, die ich erkunden wollte. Als erstes fand ich das Amsterdam Grand Cafe, wo man neben dem normalen Cafe-Angebot auch Antiquitäten, ausländische Secondhand-Bücher, holländischen Käse und andre Spezialitäten kaufen konnte. Das ganze Cafe war ich antikem Stil eingerichtet und alle Möbel, die zum Verkauf standen, befanden sich im Raum, was dem ganzen ein ganz eigenes, gemütliches Flair gab. Das Cafe war sehr groß und offen, aber auch mit kleinen Ecken und wirklich sehr gemütlich. Das Angebot ist auch sehr gut. Ich bestellte eine Heiße Schokolade, die günstig (ca 1,20 euro) und äußerst lecker war. Ich setzte mich an die Theke und beobachtete die Frau dahinter, wie sie die verschiedenen Bestellungen zubereitete. Säfte werden ganz frisch gepresst und das sogar zu günstigen Preisen, alles ist handgemacht und frisch. Gesamteindruck also sehr gut :) Ich schaute mich auch noch etwas in dem Cafe um und nach ner Stunde ging ich dann wieder hinaus in die Kälte der Nacht. Auf dem Heimweg kam ich noch an einem kleinen außergewöhnlichen Laden vorbei, wo ich mir noch ganz tolle Ohrringe kaufte, die jetzt mein ganzer Stolz sind.

Der Weg zu Andreea nach Hause führte mich an meinem Apartmentblock vorbei, also schaute ich mal kurz rein, um zu sehen, ob die Arbeiter in unsrem Zimmer schon angefangen hatten. Und da erwartete mich dann ein Schock. Ich hatte ja einige meiner Sachen in ne Umzugskiste gepackt, mit Klebeband zugeklebt und auf den Gang gestellt. Diese Kiste war nun aufgerissen, die Klamotten, die ich reingepackt hatte, lagen oben drauf und als ich dann reinschaute, merkte ich, dass einige Dinge fehlten. Meine Techniksachen, die ich darin hatte, waren verschwunden. Eigentlich wollte ich die ja mit zu Andreea nehmen, hatte sie dann aber in dem allgemeinen Chaos am Abend davor dann doch in diese Kiste gepackt. Das war echt ein Schock. Das ganze Zeug weg. Webcam und Headset, meine extere Festplatte inklusive aller Kabel, mein Akkuladegerät, meine SD-Speicherkarte... nur mein Handy und meine Digicam hatte ich noch, da ich das immer bei mir hab. Als erstes rief ich Alice an, so mit letzter Hoffnung, dass die Sachen vielleicht doch noch nicht entgültig weg seien. Die war aber eher genervt, weil sie noch in der Uni war und viel zu tun hatte (wie immer...) und meinte nur, dass ich selbst Schuld sei, wenn ich das Zeug auf dem Gang lasse und sonst gab es niemanden, an den ich mich wenden konnte. Da kam ich mir schon ziemlich verloren vor. Auch Andreea konnte mir keinen Tipp geben, was man da machen könnte.
Ja, das war mein Mittwochabend-Schreck gewesen. Am Donnerstag hatte ich mich dann schon wieder etwas davon erholt und schrieb ein paar Mails an Eugenia, an meine Betreuerin in Deutschland, an meine Eltern, an eine andere Deutsche aus Bukarest, die schon länger hier lebt, und fragte, was ich denn da jetzt machen könnte. Am Nachmittag bekam ich dann nen Anruf von Stefanizo, der mir keine Hoffnungen machte, da ich nicht offiziell in dem Apartment wohne und daher nicht zur Polizei gehen kann. Aber er sagte, dass es möglich ist, von Zeit zu Zeit aus den ACTOR-Geldmitteln etwas für mich abzuzweigen, um einen Teil der Sachen zu ersetzen. Alice rief mich dann auch an und erzählte mir, dass sie mit der Verwalterin gesprochen habe, die sich mit mir gegen 4 treffen wollte. Eigentlich war ich zu der Zeit schon auf dem Weg zum Krankenhaus mit Misha, fuhr aber nochmal zurück zu meinem Block, um die Frau zu treffen. Allerdings war sie dann nicht da, sondern nur zwei Putzfrauen, die kein Wort Englisch konnten. Mit der Hilfe zweier Studenten, die für mich dolmetschten erklärte ich ihnen dann, dass ich mit der Verwalterin einen Termin habe und sie sprechen will. Aber da machten sie mir keine Hoffnungen und meinten, die würde erst am nächsten Morgen wieder kommen. Na danke.
Also fuhr ich doch wieder zum Krankenhaus, wo ich mich mit drei anderen Freiwilligen traf und wir zusammen mit einer großen Gruppe jugendlicher Krebskranker eine gute Stunde lang spielten, redeten und bastelten. Die Arbeit in diesem Krankenhaus gefällt mir richtig gut. Da hab ich nicht mit Kleinkindern zutun, sondern mit Jugendlichen von der Pubertät bis 18, mit denen man richtig was anfangen kann und die teilweise auch englisch sprechen. Da hat das nicht mehr so was von Betreuen und Anleiten wie im Kindergarten, sondern eher wie in ner Gruppe von Freunden, viel lockerer und ohne ständig zu Ruhe und Ordnung mahnen zu müssen. Da nach tagelangem Regen endlich mal wieder die Sonne schien und es sehr warm draußen war, setzten wir uns auf den Spielplatz des Krankenhauses und hatten eine lustige Zeit zusammen. Misha und ich machten auch Teamwork. Ich zeigte, wie die Figuren gefaltet werden und Misha erklärte es dazu auf Rumänisch. Klappte ganz gut und ich hatte auch meinen Spaß dabei.
Und was Sonja erfreuen wird, wenn sie mal wieder meinen Blog liest: aus der Gruppe habe ich jetzt zwei Verehrer. Der eine ist ca 15 und der andre 17. Die beiden haben die ganze Zeit getuschelt, in meine Richtung geschaut und sich dann gegenseitig angestoßen. So richtig offensichtlich ;-) Als wir dann gingen haben sie auch bestimmt 20 mal tschüss gesagt und der Jüngere der beiden wollte mir unbedingt noch beim Tragen meiner Tasche helfen. Ich glaub, ich mag das Projekt wirklich ;-)

Am Freitag dann ging ich mit Misha zum ersten Mal zusammen in seinen Kindergarten. Wir hatten zwei Gruppen, eine kleine und eine größere, mit denen wir eine Fantasie-Stadt aus Origami-Häusern bastelten. Mit der kleineren Gruppe machte das auch viel Spaß, da die Kleinen sehr aufgeweckt und kreativ waren. Ständig ging es „Domna Lisa! Asa?“. Domna ist die Anrede für „Frau“, z.B. in der Schule und „asa“ (sprich „ascha“) heißt „so“. Ich antworte dann meistens „Da! Asa! Foarte bine! (heißt: “ja, so! sehr gut!) und wenn es nicht ganz passt, verbessere ich es ihnen, worauf die Kleinen dann mit piepsiger Stimme „mutumesc!“ (heißt „danke“) sagen und ich mit „cu placere“ (heißt „bitte sehr“) antworte. Viel mehr kann ich noch nicht sagen ;-) Aber ich arbeite daran. Da Mikaela nicht soviel Zeit hat, mir Sprachunterricht zu geben, habe ich jetzt jeden Tag einige Seiten aus dem Sprachlernbuch durchgemacht und komme ganz gut voran. Zumindest theoretisch... Ob ichs dann auch anwenden kann ist die Frage. Verstehen tu ich schon recht viel und weiß eigentlich immer, worums etwa geht. Einzelne Worte krieg ich hin, nur selber Sätze bilden klappt noch nicht.

Enttaeuschungen und mehr

21.10.07, Bukarest, Andreeas Wohnung
Hallo, da bin ich wieder :) Hatte ja jetzt ne Weile keine neuen Einträge mehr veröffentlicht. Aber ich nehm mir vor, jetzt wieder regelmäßig zu schreiben. Mal sehen, ob ich das durchhalte :) Ja, also... meine letzte Woche... ist viel passiert und wie ihr am Titel sehen könnt, wohne ich momentan auch woanders.
Aber der Reihe nach. Aus den ganzen Versprechungen vom letzten Wochenende (also dem vorherigen Eintrag hier) ist leider nix geworden. Hat sich dann doch keiner gemeldet. Anscheinend ist das hier immer so. Da kann man tausend Verabredungen haben, aber am Ende meldet sich dann doch keiner. Nicht nur an dem Wochenende, sondern auch heute war das so. Mikaela meinte gestern zu mir, sie würde mich heute anrufen, da sie mir noch was für unser Sprachtraining geben will. Tja... nichts ist passiert. Aber das ist anscheinend normal in Rumänien, so von der Mentalität her. Bisher hab ich noch niemanden kennen gelernt, der auch wirklich zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort war. Alles ist hier sehr spontan und unorganisiert irgendwie. Da komm ich mir schon manchmal sehr komisch vor.

Da ja die ganzen Verabredungen nichts geworden waren, bin ich dann am Sonntag allein losgezogen zum großen Herastrau Park. War auch wirklich sehr schön und groß, nur ziemlich überfüllt mit Menschen für meinen Geschmack und das Wetter war auch nicht so gut. Regnerisch, kalt und windig. Daher hab ichs nicht lange ausgehalten und bin bald wieder zurück ins Apartment. Langsam wirds draußen richtig ungemütlich.

Am Montag hatte ich dann frei, da sich das Kindergarten-Projekt auf einen anderen Tag verschoben hat. Also ging ich in die große Bukarester Bücherei und schaute mich dort etwas um. Allerdings hatten sie da nicht viel englische Bücher und wenn, dann nur theoretische Literatur für die Unis und nichts, was mich so interessiert hätte. Aber ich fand heraus, dass es ganz in der Nähe eine Bücherei nur für deutsche und slovakische Literatur gibt. Die hab ich nur nicht gefunden ;-) Auf dem Heimweg machte ich noch einen kurzen Umbogen auf den Markt und kaufte ein paar Champignons, die ich mir dann im Apartment mit Zwiebeln und Eiern brutzelte. Hmm... lecker!

Eigentlich sollte ich dann auch an dem Tag mein erstes Sprachtraining mit Mikaela haben. Da gabs nur irgendwie ein Missverständnis, wer wen anrufen sollte (also für mich nicht... ich war mir sicher, dass sie gesagt hatte, sie würde mich anrufen... aber naja... wie ich schon oben geschrieben hab, hier wird das nicht so eng gesehen mit Vereinbarungen), daher fiel es dann aus. Das fand ich sehr schade, da ich mich schon drauf gefreut hatte, endlich mit dem Sprachkurs anzufangen. Jetzt würde es erst am Mittwoch Morgen beginnen.

Am Dienstag hatte ich wieder mein Projekt mit Miki in der Grundschule. Die Kinder brechen immer in lautes Jubelgeschrei aus, wenn sie uns sehen. Vor allem die Erstklässer sind ganz begeistert und einige mutige Kinder geben sich auch Mühe, mit ein paar englischen Brocken mit mir zu kommunizieren. Das macht langsam richtig Spaß, da ich auch nicht mehr nur der Beobachter bin, sondern selber aktiv werden kann. Zwar noch nicht so hundertprozentig, aber doch schon ziemlich :)
Die Viertklässer waren allerdings sehr anstrengend. Da sind ein paar sehr vorlaute Kinder dabei, die auch schon ziemlich viel Ahnung von Origami haben und ständig alles besser wissen und jeden Vorschlag, den wir bringen, totaaaal langweilig finden. *grrr*

Anschließend hatte ich ein Treffen mit Stefanizo, der mir mein Geld für den nächsten Monat geben wollte. Ich brachte ihm auch meine gesammelten Kassenzettel, die ich auch nochmal fein säuberlich auf nem Blockblatt zusammen geschrieben und numeriert hatte, damit auch ja alles seine Ordnung hat. Da war Stefanizo regelrecht von den Socken, als er das gesehen hat. Damit hatte er nicht gerechnet. Von den Freiwilligen vor mir hatte er immer nur ein paar einzelne ungeordnete Kassenzettel bekommen. Ich glaub, ich bestätige hier so einige Klischees über Deutsche ;-)

Am selben Tag bekam ich dann von Alice bzw. der Verwalterin des Studentenblocks die Info, dass am nächsten Tag die Fußbodenarbeiten in unsrem Zimmer beginnen würden. Ich weiß nicht, ob ich davon schon mal geschrieben hab... Falls nicht: jedes Zimmer bekommt einen neuen Holzfußboden und soweit ich weiß auch neue Fließen im Bad. Das ganze dauert eine Woche, in der wir nicht ins Apartment können. Und an dem Abend hatten wir also Zeit, alles vorzubereiten, unsre Sachen zu packen, den Teppich rauszuräumen etc. War ein ziemliches Chaos, da wir zu viert in dem kleinen Apartment waren. Aus einem andren Zimmer, das gerade renoviert wurde, hatten wir einen Kumpel von Alice (Unuz) als Schlafgast und auch die Freundin von Alice, Alexandra, die schon die letzten zwei Wochen bei uns mit im Zimmer war.
Für die kommende Woche hatte mir meine Kollegin Andreea (mit der ich in den Kindergärten Bambi und Military und in einem Krankenhaus zusammen bin) angeboten, bei ihr zu wohnen. Mein Gepäck wollte ich dann am Mittwoch Morgen (also bevor die Arbeiten begannen) zu ihr bringen. Sie wohnt nur drei Busstationen von mir entfernt.
Anschließend wollte ich mich mit Mikaela dann endlich zu unsrem ersten Sprachtraining in nem FastFood-Restaurant in der Nähe treffen. Das klappte dann sogar auch alles so. Mittwoch Morgen gegen neun kam ich mit meinen Sachen bei Andreea an, sie zeigte mir kurz die Wohnung und schon gings für mich weiter zum Treffen mit Mikaela. Wir lernten nur eine Stunde lang, da sie nicht so viel vorbereitet hatte bzw. wir schneller mit dem Stoff durchkamen, da ich das meiste schon wusste. Ich hab ja dieses Sprachlernbuch von Stefanizo und hatte mir das schon ein paar Seiten weit angeschaut, sodass der Stoff mit Mikaela eigentlich nur Wiederholung war. Lief aber trotzdem ganz gut, und wir kamen gut miteinander klar, obwohl wir doch sehr verschiedene Charaktertypen sind.
Anschließend fuhr ich mit dem Bus gleich weiter zum Kindergartenprojekt (Bambi) mit Andreea. Zu den Kindern hier habe ich bisher irgendwie noch keinen Kontakt gefunden. Sie sind noch sehr klein und man muss eigentlich jeden Bastelschritt für sie ausführen. Meistens schauen sie mich nur mit großen Augen und offenen Mündern an, wenn ich ihre Falterei verbessere und vergessen im nächsten Moment, warum sie überhaupt am Tisch sitzen, springen auf und fangen an, mit den umliegenden Bauklötzen zu spielen. Ich weiß ja nicht, ob Origami in dem Alter das richtige ist. Es gibt natürlich auch ganz einfache Origami-Figuren, aber trotzdem finde ich diese Kinder einfach zu jung dafür, da sie ja nicht mal ein Blatt Papier mittig falten können. Aber gut, das habe ich nicht zu entscheiden.
Nach dem Kindergarten gingen wir kurz zu Andreea nach Hause, aßen etwas und fuhren dann wieder mit dem Bus zum nächsten Projekt, dem Krankenhaus. Dort trafen wir uns mit zwei anderen Mädels und gingen dann in ein Zimmer mit drei Kindern, die gebrochene Arme und Beine hatten. In dem Projekt war ich dann aber nur Zuschauer, da die Origami-Figuren schon schwierig waren und ich sie noch gar nicht konnte. Daher hab ich nur versucht, die Figuren selbst zu lernen und beobachtet, wie die anderen mit den Kindern umgehen. War zwar für mich nicht so spannend, da ich ganz passiv war, aber schon ok. Wir hatten auch ein paar Luftballons dabei, mit denen die Kinder spielten und es war eine sehr ausgelassene Stimmung im Zimmer.

Achja, was ich noch erzählen muss, eh ichs wieder vergesse. Ist jetzt schon ne Weile her, aber trotzdem ein sehr einprägendes Erlebnis...
Ich glaube, es war zwei, drei Tage bevor ich vorrübergehend zu Andreea zog. Die Toilette in Alices und meinem Apartment war mal wieder seit Tagen verstopft und der gerufene Klemptner ließ sich Zeit. Es stank fürchterlich und jeder ging nur mit angehaltenem Atem ins Bad. Endlich kam der Klemptner dann doch (der gleiche wie das letzt Mal) und werkelte ne Weile herum, entfernte das Ableitungsrohr und schüttete den ganzen stinkenden und halbvergammelten Inhalt auf den Badezimmerboden. Das Rohr stellte er daneben und ging wieder. Ich wusste nicht so wirklich, was ich machen sollte, da Alice nicht da war und der Klemptner kein Englisch konnte. Aber ich dachte mir, dass er vielleicht in ner Stunde nach ner ausgiebigen Rauchpause (wie das letzte Mal) wieder auftaucht. Aber nichts geschah. Am Nachmittag kam dann Alice ins Apartment und berichtete von ihrer Unterhaltung mit der Verwalterin des Wohnblocks. Wir sollten zuerst den „Dreck“ wegmachen, dann würde der Klemptner vielleicht am nächsten Tag wiederkommen. Solange hatten wir dann auch keine Toilette, da das Ableitungsrohr ja nicht mehr dran war. War schon sehr nervig, immer bei den Nachbarn und Freunden von Alice fragen zu müssen, ob man mal das Klo benutzen kann. Aber wir hatten ja keine Wahl. Die Entfernung des „Drecks“ war auch so ne Sache für sich. Da hätten wir echt ne Gasmaske und Sichtschutz gebraucht... Echt übel. Tapfer und uns in unser Schicksal fügend wickelten wir uns parfümierte Schals um Nase und Mund und machten uns mit Schaufel, Handbesen und ner großen Tüte ans Werk. Das war vielleicht ekelhaft! Zwischendurch mussten wir mehrmals Pause machen und uns ans Fenster stellen, da Alice schlecht wurde. Sie hatte den Job mit Schaufel und Besen. Ich war zum Glück nur der Tütenhalter. Aber schließlich hatten wir es geschafft und spritzten mit dem Duschkopf den Boden sauber. Was man hier nicht alles erlebt... Allerdings kam dann der Klemptner nicht am nächsten Tag, um die Toilette wieder in Gang zu bringen. Und auch nicht am Tag darauf. Ich weiß nicht, ob es mittlerweile gemacht wurde, da ich seitdem bei Andreea bin, aber ich hoffe es einfach mal. Der Boden und die Wände im Bad werden ja auch neu gefliest. Es kann also nur besser werden.

13. Oktober 2007

ankuendigung

vielleicht ist euch aufgefallen, dass ich jetzt die eintraege der verschiedenen tage immer gesammelt online stelle. das internet funktioniert naemlich nicht so wirklich, deswegen brenne ich die geschriebenen artikel auf cd und geh damit an nen andren pc, um sie dort online zu stellen (an dem pc funktioniert kein usb-stick....).
deswegen kann es sein, dass laenger mal kein neuer eintrag von mir kommt.
ueber mails und kommentare freue ich mich aber trotzdem :)

lg
lisa

neue Moeglichkeiten

13.10.2007, Bukarest
Nach mehreren Tagen, an denen ich total müde war, da Alice und Alexandra immer bis in die Morgenstunden für eine Prüfung gelernt hatten und dann morgens auch zeitig rausmussten und ich da natürlich dann auch nicht schlafen konnte, hatte ich mich jetzt endlich mal wieder ausgeschlafen, da beide Mädels nicht da waren.
Jeden Samstag ist mittags in einem Raum der Uni für Architektur das Treffen der aktiven ACTOR-Freiwilligen. Als ich ankam (pünktlich) waren nur Miki und Misha schon da. Der Rest tauchte ne halbe bis ganze Stunde später erst auf. Anscheinend nehmen die es mit den Zeiten wirklich nicht so genau. Ich traf auch wieder ein paar neue Leute und kam sofort ins Gespräch mit Robert, den ich zwar einmal schon kurz gesehen hatte, an den ich mich aber nicht mehr erinnern konnte. War dann etwas peinlich, als ich mich ihm vorstellte und er meinte „wir kennen uns schon". Aber mit ihm hab ich mich lange und gut unterhalten und als ich ihm erzählte, dass ich in meiner Freizeit hauptsächlich allein irgendwo durch die Gegend laufe oder mich im Apartment langweile, bot er mir an, bei Gelegenheit mich zu Treffen mit seinen Freunden mitzunehmen oder mir ein paar schöne Plätze in Bukarest zu zeigen. Das Angebot nahm ich sehr gern an. Alles ist besser, als das ständige Alleinsein und die Langeweile der letzten Wochen. Ein Mädchen namens Iunona, die ich bis dahin (wirklich) noch nicht gekannt hatte, war auch sehr nett und vielleicht gehe ich demnächst mit ihr und einer Freundin mal ins Kino. Ein andres Mädel lud mich auch ein, am nächsten Wochenende mit ihr und ein paar andren in die Disko zu gehen. Da bin ich mal gespannt, was die hier so für Musik spielen :)
Außerdem redete ich mit Mikaela, eine Freiwillige, die mir ab Montag Sprachunterricht gibt. Sie meinte zwar, dass das allein nicht ganz reichen wird, und ich lieber noch nen richtigen Kurs machen sollte, aber mit ihr ist das erstmal besser als gar nichts, so für den Anfang. Ich war richtig begeistert, dass ich so schnell so viele neue Angebote und Möglichkeiten bekommen hatte.
Einige Zeit später tauchte dann auch Eugenia mit ihren zwei Söhnen auf und erzählte den andren von der einwöchigen Tagung in England, auf der sie gewesen war.
Sie diskutierten auch über die Verteilung der Freiwilligen auf die Krankenhäuser, da die meisten nicht in ein bestimmtes Krankenhaus gehen wollen, da es sehr weit entfernt ist und im Dunkeln die Gegend nicht sicher ist. Ich bekam nicht viel mit von der Diskussion, da ja alle rumänisch redeten, aber so grob konnte ich das Thema erahnen und ab und zu verstand ich auch ein paar Worte. Yeah!
Anschließend bekam ich neues Geld von Eugenia und fuhr wieder zurück ins Apartment. Dort machte ich dann meine Abrechnung für die vergangenen Wochen, wieviel Geld ich für was ausgegeben hab. Das braucht Stefanizo, um bei der Nationalagentur Geld für mich zu beantragen. Echt ein bürokratischer Aufwand. Alle Kassenzettel für Essen und Trinken nummeriert, den jeweiligen Betrag auf nen großen Zettel geschrieben und zusammengerechnet, überprüft und verglichen und wieder gerechnet. Ich bin bisher sogar ganz gut mit meinem Geld hingekommen. Allerdings war ich ja auch fast ne Woche in Apold gewesen und hatte also in der Zeit keine Ausgaben für Essen. Daher soll ich jetzt von Stefanizo aus einen Brief an die Nationalagentur schreiben, in dem ich ihnen erkläre, dass ich immer die billigsten Produkte kaufe und das Geld einfach nicht reicht. Mal schaun, obs was bringt. Denn eigentlich ist der Geldsatz ja von der EU festgelegt und nicht von der Nationalagentur. Naja, we will see. Ich erwische mich schon immer öfter selbst dabei, wie ich diesen Satz sage. Eieiei... ;-)

kurze Uebersicht

12.10.2007, Bukarest
Heute hatte ich nicht viel zu tun. Nur ein kurzes Projekt (2 Stunden) mit Andreea, die als Ersatz für Misha in dessen Kindergarten mit mir ging. Der Weg dorthin war fast länger als das ganze Projekt. Mit dem Bus dauerte es ca ne Stunde, dorthin zukommen, da es sich am nordwestlichen Ende Bukarests befand.
In zwei verschiedenen Gruppen machten wir das, was Andreea und ich schon die ganze Woche über mit den Kindern aus den andren Kindergärten gemacht hatten: T-shirts falten und dann aus Servietten Hosen oder Kleider basteln. Die erste Gruppe war noch richtig gut, die Kiddies waren ruhig und gut bei der Sache, aber die zweite Gruppe war für mich echt nicht mehr schön. Die Gruppe war nämlich aus zwei andren zusammen gelegt worden und wir mussten uns mit 25 Kleinkindern rumschlagen, die alle nicht so richtig das machen wollten, was wir (oder besser Andreea) ihnen sagten. Und dann für 25 Kinder die ganze Falterei eigentlich selber zu machen, war dann doch sehr nervtötend für mich. Aber Andreea hatte eine unglaubliche Geduld und schien sich da überhaupt nicht dran zu stören. Naja, ich hatte es ja noch nie so wirklich mit kleinen Kindern...
Ich denke, ich geb euch mal ne Übersicht, was ich so alles mache, in welchen verschiedenen Projekten ich bin. Ich kann mir vorstellen, dass es für euch schon etwas verwirrend ist mit den ganzen Namen etc. Außerdem denke ich, dass jetzt mittlerweile die Projekte eigentlich so relativ sicher sind und sich nicht mehr viel dran ändert. Bisher war ja alles noch ganz vage. Aber jetzt müsste es so fest stehen.
Also: Montag und Dienstag bin ich mit Andreea im „Militär" Kindergarten in insgesamt 4 Gruppen, Dienstags außerdem noch mit Miki in einer Grundschule in drei Klassen und anschließend mit Cristina in einem andren Kindergarten mit zwei Gruppen, Mittwochs bin ich mit Andreea im „Bambi" Kindergarten mit einer Gruppe und anschließend mit einem der Freiwilligen (ändert sich immer) im Alexandru Krankenhaus, Donnerstags dann ist das andre Krankenhaus dran, in das ich (meistens) mit Miki und Misha gehe und Freitags steht dann der Kindergarten von Misha mit drei Gruppen an.
Jede Gruppe dauert ca ne Stunde, ich arbeite momentan also ca 15-17 Stunden pro Woche. Eigentlich ist das ja zu wenig, da ich laut Vertrag ca 35 Stunden arbeiten soll. Aber vielleicht kommt ja noch was dazu. Oder vielleicht zählt ja die Zeit, um zu einem Projekt zu kommen, auch dazu. Das ist ja jedesmal fast ne Stunde einfache Fahrzeit. Und dann noch Vor- und Nachbereitung.
Ich bin also in 4 Kindergärten, 2 Krankenhäusern und 1 Schule. Dienstag ist es schon sehr stressig, weil ich mich zwischen den Projekten richtig beeilen muss, aber die andren Tage sind eigentlich ziemlich entspannt.

Exkurs Kultur

11.10.2007, Bukarest
Eigentlich hätte ich heute ein Krankenhaus-Projekt mit Miki am späten Nachmittag gehabt. Sie meinte dann allerdings kurz vorher, dass wir es ausfallen lassen, da wir nur zu zweit seien und die Gegend nicht sicher ist, wenn es dunkel wird. Es sollen sich dort viele aggressive Zigeuner rumtreiben, die einen in Gruppen von Kopf bis Fuß bestehlen. Ich hatte bisher damit noch keine eigenen Erfahrung gemacht, aber von den andren Freiwilligen oder auch vor allem von Eugenias größerem Sohn Mihai habe ich nichts Gutes gehört. Mihai hatte richtig beschwöhrend auf mich eingeredet, sofort die Straßenseite zu wechseln, sobald ich einen Zigeuner sehe und bloß keinen Kontakt zu ihnen zu haben, da sie sehr aggressiv sein sollen und einem alles abnehmen. Da hatte der Mann, der in Apold den Vortrag über die Roma gehalten hat, zwar ganz andere Ansichten, aber sicherlich kann man das – wie alles andere auch – nicht verallgemeinern.
Ich hatte Alexandra nach einer Bücherei gefragt, da ich in meiner (momentan noch) vielen Freizeit mal was lesen wollte. Und heute an meinem freien Tag machte ich mich auf die Suche nach der größten Bibliothek Bukarests, die ich sogar auch auf Anhieb fand. Ich habe allerdings momentan kein Geld mehr, deswegen konnte ich mir den Jahresbeitrag noch nicht bezahlen. Aber ich bekam schon mal eine Führung auf Englisch und eine Erklärung, wie alles so funktioniert. Ganz schön kompliziert und ein enormer Aufwand. Naja, wird schon seinen Sinn haben. Ich denke, die ersten Male werde ich trotzdem immer nochmal fragen müssen.
Auf dem Heimweg ging ich nochmal im großen Supermarkt einkaufen und zurück im Apartment machte ich mich daran, mit Handbesen und Schaufel den Teppichboden zu kehren. Einen Staubsauger gibts hier nämlich nur bei den Jungs am Ende des Gangs und Alice meinte, wir könnten ihn uns nicht so oft ausleihen. Mit dem Besen war es wirklich ziemlich mühselig und nicht gerade sehr erfolgreich, den Teppich zu säubern, aber immerhin etwas.
Da ich jetzt schon ein paar Mal gefragt wurde, was so typische kulturelle Eigenschaften oder Mentalitäten in Rumänien sind, will ich hier gleich mal ein paar Dinge aufzählen. Ist natürlich nicht alles, mehr kommt später. Das hier sind erst mal das, was mir als erstes aufgefallen ist.
Das erste, was mir aufgefallen ist, als ich hier ankam, war die lebensmüde fahrweise der bukarester. Vorfahrtsregeln sind dazu da, um gebrochen zu werden. Ampeln werden prinzipiell überfahren und am Zebrastreifen muss man als Fußgänger einfach loslaufen und das beste hoffen, da sonst nie auch nur ein auto anhalten wird. Alle fahren wie die henker und wenn es mal nicht schnell genug geht, wird laut gehupt. Fahrspurmarkierungen sind bloß zur dekoration da und ich war jedesmal heilfroh, wenn ich aus dem auto aussteigen konnte. Ich glaub, hier trau ich mich nicht selbst zu fahren. Ein auto ohne dellen ist hier kein richtiges auto. Oftmals haben die karren nicht mal sicherheitsgurte, geschweige denn nen tüv. Überholen in engen, unübersichtlichen kurven, wer bremst, verliert. Ich würd sagen, das beschreibt die Fahrweise ganz gut. Als ich in der Türkei war, war das genauso. Scheint also hier in der Ecke Europas doch verbreitet zu sein.
Was mir als nächstes auffiel, war der handkuss. Mittlerweile ist es wieder sehr üblich, vor allem unter jüngeren leuten, als zeichen besonderen danks oder zuneigung oder manchmal auch zur begrüßung, dass der junge dem mädchen einen handkuss gibt. Ich find das echt toll, das hat was. Als ich noch nichts von dem brauch wusste und mir dann ein handkuss gegeben wurde, war ich erst mal total überrascht, aber jetzt im nachhinein ist mir alles klar ;)
Als nächstes ist es für mich wirklich erstaunlich, wieviele bettler es hier gibt. Vielleicht ist das auch nur in einer so großen stadt wie bukarest so, aber auf jeden fall ist es für mich sehr erschreckend. Vor allem viele Kinder oder alte Leute sitzen Tag für Tag an den Straßenrändern und halten die Hand auf. Es gibt auch viele sehr aufdringliche oder aggressive Bettler. Wenn man mit dem Auto an ner Ampel steht, kommen viele Bettler zu einem, klopfen an die Scheibe und erzählen etwas. Oder wenn man zu Fuß unterwegs ist, folgen einem kleine Kinder äußerst hartnäckig. Oder als ich in Sighisoara war, war dort am Bahnhof ne ganze Gruppe Jugendlicher mit einem Kleinkind und haben Essen oder Geld erbettelt. Selbst als sie dann was bekommen hatten, waren sie immer noch äußerst aufdringlich und wichen einem nicht von der Pelle.
Begrüßungen unter Freunden sind immer sehr herzlich und es gibt auf jede Wange nen Schmatzer. Wenn man sich trifft, schallt einem schon von weitem ein lautes „tsche fatsch?" entgegen (das ist jetzt in Lautschrift geschrieben), was „wie gehts?" heißt. Die Standartantwort „bine" (= gut) wird meistens weggelassen. Das mag ich nicht so. Dieses „wie gehts" so als Floskel, auf die man gar nichts anderes als „gut" antworten kann. Das ist nicht so mein Fall.
Und was Rumänen gar nicht mögen: Drakula und seine Vampirschar. Rumänen finden es alles andre als toll, dass ihr Land immer als erstes mit den Vampiren aus Transylvanien in Verbindung gebracht wird. Die Einzigen, die den Mythos noch schüren sind die Touristikverbände, die massig Kohle an lebensgroßen Drakulastatuen und andren Souveniers wie Tassen und dem üblichen Kram verdienen.
Was mir auch aufgefallen ist: die enorme Vermüllung der Umwelt. Abfälle werden oftmals einfach aus dem Fenster geworfen. Egal ob Zuhause, im Auto oder unterwegs. Da kann der Mülleimer drei Meter weiter stehen, das Papier wird zusammengeknüllt auf den Boden geschmissen. Mülltrennung gibts hier gar nicht und allgemein das Bewusstsein für Müllentsorgung ist überhaupt nicht ausgeprägt. Keiner stört sich scheinbar an zugemüllten Straßenrändern.

Computerdoktor

10.10.2007, Bukarest
Als erstes Projekt für heute stand der Bambi-Kindergarten eine Busstation von mir entfernt an. Eine Stunde lang bastelten wir (Andreea und ich) mit einer kleinen Gruppe Kinder verschiedene Figuren und ich versuchte mich so gut wie möglich zu integrieren. Ich denke, ich werde besser ;-) immerhin hören die Kinder schonmal auf mich, auch wenn ich noch nicht viel sagen kann.
Anschließend gings zum Alexandru Krankenhause. Da wir dazwischen noch ne Menge Zeit hatten, zeigte mir Andreea den großen Markt am Piata Obor, der auf dem Weg lag. Ähnlich wie der, den ich vorher schon entdeckt hatte, gabs dort alles mögliche von Obst und Gemüse über frischen Fisch oder Käse, Pilze, Kleidung, Handys (eigentlich nur gestohlene), Uhren (auch gestohlene), Schmuck uvm. Andreea gab mir ein paar Tips, bei welchen Händlern man lieber nicht kauft oder worauf man achten muss bei dem Gewühl an unzähligen Menschen und Angeboten.
Beim Krankenhaus trafen wir dann noch ein anderes Mädel (heißt auch Andreea, der Name ist in Rumänien sehr beliebt. Ungefähr so wie Lisa in Deutschland *g*), das völlig neu bei ACTOR war und dies ihr erstes Projekt sein würde. Wir erklärten ihr kurz, was wir im Krankenhaus machen, bereiteten einige Dinge vor und schon gings los. Das neue Mädel traute sich auch gleich zu, ganz allein in ein Zimmer zu gehen und so besuchte ich mit der „alten" Andreea ein ca 7 Jahre altes Mädchen mit seiner Mutter, das ziemlich schlimme Verbrennungen im Gesicht und an den Händen hatte. Mittlerweile waren sie schon wieder halbwegs gut verheilt, aber es waren doch sehr deutliche Narben auf der ganzen Haut zu sehen. Das Mädel war aber quicklebendig und interessierte sich auch nicht so für das Malbuch, das wir ihr mitgebracht hatten, sondern sprang die ganze Zeit zwischen unseren Beinen herum. Wir waren also eher zur Beschäftigung der Mutter da, der wir ein paar schöne Origami-Blumen zeigten. Zeitweise war ich auch alleine mit den Beiden und versuchte mich mit der Mutter zu unterhalten, was nicht so einfach war, da sie nur ganz wenig englisch konnte und mein rumänisch ja nicht über „Hallo" etc. rausgeht. Aber das Mädel war wirklich sehr aufgedreht und zeigte mir dann die Musik auf ihrem Mp3-Player. Da war „Manele" drauf, eine Musikrichtung die momentan in Rumänien ziemlich verbreitet ist. Manche hassen sie, manche lieben sie. Für mich ist das nichts und klingt eher so wie ne Mischung aus 0815-Pop und Folkloreschlagern. Naja, wems gefällt.
Nach der Stunde verfassten wir dann noch einen kurzen Bericht über das heutige Projekt, der an Eugenia geschickt wird und ich machte mich auf den Heimweg.
Im Apartment versuchte ich dann wie in den letzten Tagen Alices PC auf Vordermann zu bringen. Das Ding ist eigentlich gar nicht alt und könnte super laufen. Hat auch XP und alles. Aber da sind so viele Viren drauf und alles ist total versumpft, sodass schon allein das Öffnen eines Ordners fast fünf Minuten braucht (ohne Übertreibung) und zwei Programme gleichzeitig laufen zu lassen ist sowieso unmöglich. Ich bin da ja auch kein Experte, aber son bisschen hab ich schon Ahnung (an dieser Stelle Danke an Onkel Olaf) und versuche nun schon seit Tagen mit diversen TuneUp-Programmen, Registry-Cleanern und Virenscannern den Computer etwas flotter zu machen. Hat auch schon was gebracht, aber da gibts noch einiges zu tun. Alice hatte nichtmal ihre Firewall aktiviert und hat ihre kleine Festplatte bis obenhin mit Daten vollgestopft. Aber ich habe Hoffnung :) Alexandra, meine neue Quasi-Mitbewohnerin nennt mich jetzt schon den „Computer-Doctor" und Alice war ganz entzückt, dass sie plötzlich wieder Musik hören konnte, ohne dass der PC abstürzt.

Arbeitsstress und Alex

09.10.2007, Bukarest
Mein erstes Projekt heute war wieder der Militär-Kindergarten mit Andreea zur gleichen Zeit wie gestern. Heute hatten wir zwei andere Gruppen von jeweils ca 10 Kindern. Die beiden Gruppen waren nicht so aufgedreht wie die gestrigen und wir konnten unsre Arbeit gut durchziehen. Fand ich allerdings etwas langweiliger ;-)
Halb 11 waren wir dann fertig und als nächstes stand für mich ein Projekt in einer Schule zusammen mit Miki an. Da wir uns aber erst zwei Stunden später treffen wollten, hatte ich noch viel Zeit, um durch den nahegelegenen Park zu laufen und meine eingepackten Brote zu essen, die ich vorher aber noch gegen einen sehr aufdringlichen Bettler verteidigen musste. Auf dem Weg zur Ubahn-Station fand ich einen kleinen Laden mit ein paar ziemlich coolen Klamotten und da ich noch viel Zeit übrig hatte, schaute ich mich mal um. Einige Zeit später und um zwei schicke Kleidungsstücke reicher (zusammen für nur ca 12 Euro, da muss man doch zuschlagen!) machte ich mich wieder auf den Weg. Vom Treffpunkt aus fuhr ich dann mit Miki nochmal ne ganze Ecke mit der Ubahn bis ans nordwestliche Ende der Stadt (mit dreimal umsteigen, echt nervig!) und von dort aus nochmal kurz zu Fuß bis zum Schulgebäude. Wir hatten drei Schulklassen jeweils eine Stunde lang, mit denen wir Kleidungsstücke wie T-shirts, Krawatten, Hosen und Röcke aus Papier falteten und anschließend auf Plakate klebten. Das machte den Kindern ( 2te und 4te Klasse) schon sehr viel Spaß und sie waren mit vollem Eifer dabei. Diese Arbeit hat mir gut gefallen, da die Kinder selber sehr aktiv waren und ich auch mit wenigen einfachen Worten, die ich mittlerweile gelernt hatte, mich gut mit ihnen verständigen konnte. Allerdings musste ich dann schon etwas eher wieder weg, da ich eine SMS von Cristina bekommen hatte, die mich gegen 4 bei einem Kindergarten ganz in der Nähe von meinem Apartment erwartete und da braucht man schon ne Stunde hin. Zuerst besprachen wir noch kurz etwas mit der Leiterin und hatten dann die erste der zwei Gruppen (je ne halbe Stunde). Die Kinder waren noch sehr jung, vielleicht zwei oder drei Jahre alt) und sehr unbeholfen beim Falten, sodass Cristina und ich die Figuren der Kinder eigentlich alle vollständig selber bastelten. Mittlerweile war ich von der ganzen Rumrennerei schon sehr erledigt und stand die zwei Gruppen gerade so mit Mühe und Not durch. Einige der Kinder wollten sich auch gar nicht helfen lassen und fingen an zu Schreien, als ich ihnen eine Faltung korrigieren wollte. Danach war ich wirklich fertig, doch bevor ich mich auf mein Bett legen und ausruhen konnte, musste ich noch die acht Stockwerke hochlaufen, da der Fahrstuhl mal wieder (wie immer, wenn man ihn mal wirklich braucht) kaputt war. Dieses Ding ist sowieso etwas merkwürdig. Wenn er mal funktioniert und man damit fährt, muss man die Türen zuhalten, da erst sonst einfach zwischen den Stockwerken stehenbleibt. Ist mir schon mal passiert. Aber zum Glück hatte ich schon davon gehört und drückte einfach gegen die Türen, drückte nochmal den Knopf und schon gings weiter.
Im Apartment waren dann auch Alice und Alexandra und nach der letzten Woche, in der ich eigentlich immer allein war, war ich richtig froh über Alexandras Gesellschaft. Sie übernachtete dann auch hier und wir unterhielten uns noch eine Weile.

der Militaer-Kindergarten

08.10.2007, Bukarest
Heute Morgen klingelte mein Wecker kurz vor 7 und ich quälte mich aus dem warmen Bett. Bin ich überhaupt nicht mehr gewohnt, so früh aufzustehen. Aber heute hatte ich das Projekt im Militär-Kindergarten mit Andreea und brauche bis dort hin ungefähr ne dreiviertel Stunde mit Bus, Bahn und zu Fuß.
Die Arbeit mit den Kindern war auch sehr gut. Ich war zwar noch etwas müde, aber die Kids hielten mich auf Trab. Sie waren auch schon etwas älter und wir hatten eine Gruppe erwischt, die sehr aufgedreht war. Aber es lief alles sehr gut und ich konnte mich auch gut in die Arbeit integrieren, auch ohne viel zu reden. Am Ende der Stunde waren einige der kleinen Mädchen so von Andreea und mir begeistert, dass sie sich zum Abschied an unsre Beine klammerten (viel größer waren sie ja nicht). Ein Mädel wollte gar nicht mehr loslassen. Das gleiche Programm machten wir dann noch in einer zweiten Gruppe, die auch sehr gut lief. Es waren immer ziemlich viele Kinder, so 15 bis 20, aber trotzdem hatten wir sie ganz gut im Griff.
Gegen Mittag war ich dann wieder zurück im Apartment und erledigte ein paar „Haushalts"-Sachen. Am Nachmittag kam dann Alexandra vorbei, eine Freundin von Alice, die sich mit ihr hier verabredet hatte. Da Alice aber noch länger brauchte und ich sonst nichts weiter zu tun hatte, unterhielt ich mich mit Alex, die sehr gut Englisch kann und verstand mich auch sehr gut mit ihr. Sie erzählte mir von den Problemen mit ihren jetzigen Mitbewohnerinnen und fragte dann später, ob sie nicht vielleicht ab und zu mal hier bei Alice und mir bleiben könnte. Da ich sie wirklich sehr nett fand, sagte ich ihr zu und wir redeten noch über alles mögliche, bis Alice dann kam und sie zusammen weggingen. Die Wohnungen hier sind ja wirklich nicht sehr groß und eigentlich für vier Personen ausgelegt, die dann in zwei Doppelstockbetten schlafen. Und in Alexandras Zimmer waren schon insgesamt vier Mädels und zusätzlich noch ein Hund und eine Katze. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das gehen soll. Schon für mit zwei Personen ist das Apartment eigentlich zu voll. Für die Tiere ist das ja dann auch nicht so toll.

12. Oktober 2007

Aurel Vlaicu

07.10.2007, Bukarest
An meinem fünften und letzten freien Tag wollte ich mal wieder ein Stück von Bukarest entdecken. Ich fuhr also vormittags los, mit dem Bus zum Piata Unirii, der großen Ubahn-Station, stieg in eine Bahn Richtung Norden und irgendwann, als ich mir dachte, hey, hier könnte es was anzuschaun geben, stieg ich aus. Ich war an der Station Aurel Vlaicu gelandet, der vorletzten bevor es aus Bukarest raus geht. Dementsprechend sah die ganze Umgebung auch aus wie ein typischer Vorort. Die Gebäude wesentlich kleiner, weniger Verkehr, weniger Menschen, schien fast ein bisschen ausgestorben im Vergleich zu der herrschenden Hektik und Menschenmassen im Zentrum Bukarests. Alles irgendwie nur grau in grau und nichts besonderes zu entdecken, das spontan meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Ich wollte schon zurück und zu ner andren Station fahren, aber dann dachte ich mir, was solls, schau ich hier eben mal kurz rum. Ich hatte ja genug Zeit und konnte jederzeit wieder umdrehen. Während der ersten Zeit wurde es auch nicht viel interessanter. Ein paar bunte Werbebanner erleuchteten die graue Gegend und verdeckten alte Barackenhäuser. Ab und zu ragte ein großer Glaskasten einer Firma in die Höhe, was so gar nicht ins Bild passte. Ich lief immer weiter und kam an manchen für mich ungewöhnlichen Dingen vorbei. Zwar nicht große Dinge, aber ein paar kleine Details. Autos, zentimeterdick von Staub bedeckt. Ein halb zerfallenes großes Gebäude neben einer kleinen schönen Kirche, die daneben optisch fast verschwindet und wiederum daneben ein neumodischer riesiger Glasklotz. Sobald wie möglich werde ich die Fotos dazu hochladen.
Je weiter ich nördlich lief, umso mehr veränderte sich die Umgebung. Es wurde wieder belebter, mehr Verkehr, Geschäfte und ich fand sogar einen kleinen Markt. Dort kaufte ich mir für umgerechnet 3 Euro drei gute Küchenmesser, da Alice nur ein kleines Obstschneidemesser hat, das bei der kleinsten Belastung auseinanderzubrechen droht. Ich lief immer weiter und dann tauchte wie aus dem Nichts der kleinere der beiden Bukarester Flughäfen neben mir auf. Mittlerweile war ich schon ungefähr zwei Stunden zu Fuß unterwegs und wurde langsam hungrig. In der Ferne konnte ich das Schild zu nem großen Supermarkt erkennen, wo ich mir was zu Essen kaufen wollte. Die Strecke erwies sich dann doch als länger als gedacht, aber schließlich kämpfte ich mich in das brechend volle Einkaufszentrum und war einige Zeit später und um einige Quetschungen während der Rangeleien reicher (nur ein Scherz, keine Sorge! Aber es war wirklich enorm voll. Ich musste allein fast ne halbe Stunde an der Kasse warten. Und dabei waren über 20 Stück geöffnet) endlich wieder draußen.
Zuvor hatte ich gesehen, dass vom Flughafen aus viele Busse Richtung Stadtzentrum fuhren, daher wollte ich dorthin laufen, da ich nicht die ganze Strecke bis zur Metro zurück gehen wollte. Der erste Bus, in den ich stieg, fuhr allerdings weiter stadtauswärts, daher musste ich an der nächsten Station raus und wieder zurück, was mich bei dem Wahnsinnsverkehr knapp ne halbe Stunde für eine Station kostete. Zwischendurch stieg ich nochmal aus dem Bus aus und kaufte auf dem Markt, auf dem ich zuvor schon die Messer gekauft hatte, nochmal ein Kilo Zwiebeln und fuhr mit dem nächsten Bus zu einer Ubahnstation im Zentrum. Von dort aus fuhr ich noch ein paar Stationen mit der Ubahn und dann ein paar Ecken mit dem Bus, bis ich dann schließlich erschöpft und zwei Stunden später als geplant, wieder im Apartment ankam. Alles in allem war es dann doch noch eine schöne Erkundungstour geworden, auch wenn es am Anfang überhaupt nicht danach aussah.
Was ich noch erzählen muss: das mit meinem Sprachkurs zieht sich immer noch hin. Anfang letzter Woche hatte ich von Eugenia die Nummer einer Italienerin, die ebenfalls bei dem Sprachkurs an der Uni mitmachen wollte. Von ihr sollte ich die Infos wann und wo erhalten. Allerdings schien sie nicht so kooperativ zu sein, wie Eugenia gehofft hatte. Jeden Tag rief ich sie an oder schrieb ihr ne SMS, aber sie meinte immer nur, morgen würde sie mit dem Lehrer reden und erst dann wüsste sie was und sie würde sich dann bei mir melden. Tja, da kam aber nie was. Meistens hat sie dann auch meine Anrufe nicht beantwortet und wenn ich sie dann doch mal erwischte, hieß es wieder „morgen!". Mittlerweile hab ich es aufgegeben und Eugenia meinte nun, dass vielleicht eine der andren rumänischen Freiwilligen mir Unterricht geben könnte. Dass das so klappt, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Dieses Mädel, das Eugenia vorschlug hat ja selber Uni und Projekte mit ACTOR und viel zu tun. Und wenn ich jetzt auf einmal jemanden deutsch beibringen sollte, wüsste ich ja auch nicht, wo ich anfangen sollte und es würde sicherlich nichts werden. Naja, we will see.

9. Oktober 2007

Langeweile

06.10.2007, Bukarest
Da ich heute mal wieder frei hatte und von Alice weit und breit keine Spur war, widmete ich mich heute mal der Hausarbeit, wusch Wäsche, ging nochmal auf den Markt einkaufen und kochte (diesmal sogar richtig erfolgreich) wieder was. Allgemein war mir aber schon ziemlich langweilig.
Alice ist den ganzen Tag unterwegs und schläft dann bei ihrem Freund. Meistens sehe ich sie tagelang gar nicht. Und dann taucht sie auch nur kurz auf, um ein paar Sachen zusammen zu packen. Arbeit hab ich momentan ja fast gar keine. Letzte Woche hatte ich fünf Tage frei und anscheinend kümmert sich meine Betreuerin nicht wirklich drum, was ich mache. Alles muss ich allein irgendwie hinkriegen oder rausfinden. Keine Anleitung, gar nichts. Nichts, was ich in meiner Freizeit machen könnte. Ich kenn mich hier ja nicht aus, wo man hingehen könnte. Und selbst wenn, so ganz allein ist das ja nicht grad spannend.

Maxitaxi nach Vidra

05.10.2007, Bukarest
Langsam nervt mich das ständige Freihaben. Ich kann hier ja noch nicht viel alleine machen und langweile mich dann eigentlich meistens.
Heute hatte mich aber zum Glück Fabian eingeladen, mit zu seinem Projekt nach Vidra, einem kleinen Dorf in der Nähe von Bukarest zu kommen.
Allerdings hätte mir fast der Klemptner einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alice hatte ihn wegen des ständig fast völlig verstopften Klos schon vor drei Wochen gerufen und ausgerechnet heute, kurz bevor ich loswollte, tauchte er auf. Ich wollte ihn ja auch nicht allein in dem Apartment lassen. Er fing auch gleich an, mit Bunsenbrenner und allem möglichen Gerät das Klo auseinander zunehmen. Das ganze Apartment stand unter Rauch. Der Klemptner konnte auch kein Englisch, daher war unsre Verständigung auf einfache Dinge mittels Händen und Füßen beschränkt. Aber dann kam zum Glück Alice von ihrer Uni zurück und ich konnte endlich los. Fast pünktlich kam ich dann auch beim Treffpunkt mit Markus an, der mich nach Vidra begleiten wollte. Da war ich auch ziemlich froh drüber, da ich das allein ja nie gefunden hätte. Zuerst warteten wir an einer scheinbar willkürlich ausgewählten Stelle auf das sagenumwobene Maxitaxi (oder auch Mikrobus genannt). Das ist einfach ein Kleinbus, der über verschiedene Strecken fährt. Ist sehr günstig, aber auch sehr unbequem. Was zum einen an den wenigen Sitzplätzen und der herrschenden Hitze im Inneren liegt und zum anderen an den mit Schlaglöchern übersäten Straßen sobald man aus Bukarest raus und aufs Land kommt.
Ungefähr ne halbe Stunde Holperfahrt später kamen wir in Vidra an. Zwischenzeitlich hatte ich doch nen Sitzplatz ergattern können und konnte die Gegend beobachten. Was mir besonders auffiel: der Müll. Entlang der Straßen war alles zu finden, was mensch so wegwirft. Leere Flaschen, Windeln, Batterien, Pappkartons, Tüten usw. Wie auch schon in Apold war nur die Hauptstraße geteert. Alle andren Wege waren bloß fester Erdboden oder bestenfalls geschottert oder Kopfsteinpflasterstraßen, über die Pferdekarren ratterten. In einem Ort, durch den wir fuhren, standen einige alte „Zigeunerpaläste", wie Markus sie nannte. Große, nobel aussehende Häuser mit typischen Zinnen auf mehreren Türmen, die das Dach zieren. Das kann ich gar nicht so gut beschreiben. Sobald wie möglich, lad ich die Bilder dazu hoch.
In Vidra stiegen wir an einer Kreuzung aus und liefen dann noch ein paar Minuten durch das Dorf, bis wir bei Fabians Arbeitsstelle, der Fundatia, ankamen. Diese Fundatia ist ein Heim für Kinder, die durch Hospitalismus mehr oder weniger schwere Behinderungen haben und nun dort betreut werden.
Fabian selbst war noch gar nicht da. Dafür traf ich zwei deutsche Mädels wieder, die ich in Apold kennen gelernt hatte. Und noch den „alten Hasen" Sascha, der hier auch schon länger als Freiwilliger arbeitet. Der spielte gerade mit einem Mädchen Tischtennis und wir gesellten uns zu ihm. In dem Raum waren auch noch ein Junge und ein Mädchen, die ich so auf den ersten Blick auf 7 oder 8 Jahre geschätzt hätte. Zu meiner Überraschung erklärte mir Sascha später, dass beide schon 20 seien. Auch von ihrem Verhalten her hätte ich sie für Kinder gehalten. Vor allem der Junge schien von meiner hellen Haut und meinen blonden Haaren fasziniert gewesen zu sein und fasste mir ständig in die Haare oder kniff mich in die Wangen. Geredet haben beide nicht viel, was aber nicht weiter schlimm war, ich hätte sie eh nicht verstanden. Dann plötzlich hatte der Junge eine Idee, nahm meine Hand und wollte mir unbedingt etwas zeigen. Das Mädchen kam hinterher. Die beiden brachten mich in einen kleineren Raum mit mehreren Computern und begannen, alles mögliche aufzubauen. Mit Händen und Füßen machte der Junge mir begreiflich, was ich tun sollte und nach einer Weile und mehrmaligem Umstecken (er hatte andere Vorstellungen davon, wohin z.B. das Stromkabel des Monitors gehörte), lief dann der PC endlich und die beiden freuten sich wie die Schneekönige. Der Junge, der der eindeutig Aktivere der beiden war, versuchte dann mit mir zu kommunizieren, was gar nicht so einfach war. Und auch das Mädchen, obwohl es nicht redete, war sehr aufgeschlossen mir gegenüber.
Kurze Zeit später erschien dann Fabian und ich lies die zwei mit dem PC alleine. Vorher schenkte ich ihnen aber noch jeweil einen meiner Armreife, da sie da schon die ganze Zeit scharf drauf waren und sich auch riesig drüber freuten.
Fabian zeigte mir dann den etwas verkümmerten Garten und das ganze Gelände der Fundatia. So sah ich dann auch mal die Zimmer der Jugendlichen und auch einige Härtefälle. Ein Mädchen zum Beispiel saß mit einer Decke über dem Kopf in ihrem Bett und wippte die ganze Zeit nur mit dem Oberkörper hin und her. Andere können nicht sprechen oder selbstständig laufen. Andere sind aggressiv und unberechenbar. Und wieder andere sind eigentlich relativ „normal" und bekommen sogar Ausgang.
Vorerst gab es in der Fundatia nichts zu tun , und so machte ich mich mit Fabian, Sascha und Markus wieder auf den Heimweg nach Bukarest.
Am Piata Sudului stiegen Fabian und ich dann aus, da er mir dort einen großen Markt zeigen wollte. Und der war dann auch wirklich beeindruckend. Unzählige Buden drängten sich aneinander und boten alles erdenktlich mögliche an. Frisches Obst und Gemüse war ebenso in Massen verteten wie Kleidung, Schuhe, Töpfe & Pfannen, Wolle, Spielsachen, Blumen, Insektenvernichtungsmittel (hab mir gleich eins gekauft) und und und. Zwischen den Menschenmassen war es aber gar nicht so einfach, voranzukommen, aber das war ich ja mittlerweile schon fast gewohnt. Kurze Zeit später verabschiedete sich Fabian wieder und ich schlenderte nochmal in Ruhe über den Markt und ließ mich von dem Farbschwall beeindrucken und von dem Menschenstrom mitreißen.
Anschließend fuhr ich um einige Einkäufe reicher wieder mit der Ubahn zurück zum Apartment. Das Obst und Gemüse ist auf dem Markt nicht nur sehr frisch, sondern auch noch extrem preiswert. Da hab ich doch gleich kiloweise zugeschlagen und mich dann später sogar ans Kochen gewagt. War dann auch mehr oder weniger genießbar ;-)

5. Oktober 2007

Kampf den Floehen!

04.10.2007, Bukarest
Heute hatte ich mal wieder frei. Was mich schon etwas daran stört ist, dass ich eigentlich nicht wirklich weiß, ob ich frei habe oder nicht, oder ob ich nicht in der nächsten Stunde nen Anruf bekomme, um zu einem Treffen zu kommen. Mir sagt ja keiner was...
Daher machte ich mir heute mal einen gemütlichen Tag, ging einkaufen und wusch Wäsche. Ich glaub, ich hab mir in Apold nen Floh geholt. Die ganzen Tiere dort, die überall auch im Haus rumliefen, hatten alle Flöhe und seit diesem Wochenende habe ich überall kleine furchtbar juckende Stiche. Um die 40 bestimmt. Auch von den andren Freiwilligen, die dort waren, haben einige ein paar der kleinen Blutsauger als Souveniere mitgebracht. Jetzt muss ich schaun, dass ich das Viech wieder loswerde, bevor es sich bei mir breit macht und neue Kolonien gründet...
Am Abend dann bekam ich noch ne SMS von Markus, der mich zu nem Treffen mit Fabian (der letztens bei mir übernachtet hat) einlud. Da ich nichts weiter vorhatte, sagte ich zu und wir gingen nach einigem hin und her (Fabian wollte unbedingt in die Erotikbar *gg*) in das FastFood-Restaurant SpringTime und verbrachten dort einige lustige und gemütliche Zeit.
Wieder zurück im Apartment traf ich auch seit zwei Tagen mal wieder auf Alice, die aber nicht so gut drauf war. In den letzten Tagen habe ich sie wirklich so gut wie nie gesehen, da sie auch immer bei ihrem Freund übernachtet. Ich wohne also quasi fast alleine ;-)

Nehmen und Geben

03.10.07, Bukarest
Jeder Tag stellt mich vor neue Herausforderungen. Heute sollte ich mich um 12 mit Eugenia vorm Bambi-Kindergarten, bei dem ich bisher immer mit Andreea war, treffen. Vorher rief sie mich an und sagte, ich solle doch meinen Ausweis, mein Flugticket und meinen Impfpass für sie kopieren. Als ich sie dann fragte, meinte sie, das wüsste sie auch nicht so genau, ich solle halt mal schaun, ob in der Nähe bei mir irgendwo ein Kopiergerät verfügbar ist. Sehr lustig, Eugenia.
Also ging ich los und fragte den erstbesten Passanten, ob er wüsste, wo man hier was kopieren kann. Der verstand mich aber wohl nicht wirklich, zeigte auf eine Bank in der Nähe und ging kopfschüttelnd weiter. Da mir sonst nichts besseres einfiel ging ich eben in die Bank, wo auch gleich ein Sicherheitsbeamter auf mich zukam. Ihm erklärte ich nochmal meinen Wunsch, er konnte aber kein Englisch und rief nen Kollegen. Der konnte auch kein Englisch und zusammen schwiegen sie mich an, während sie ihre Zigaretten rauchten. Dann irgendwann fasste sich der eine wohl ein Herz und nahm mich mit in das Bürogebäude, ging mit mir zum bankeigenen Kopierer, lies mir meine zehn benötigten Kopien raus und wollte noch nicht mal Geld dafür. So kanns gehen.
Aber das Abenteuer ging weiter. Ich ging zur Busstation und fuhr drei Stationen weiter, weil ich mir sicher war, dies sei die richtige Richtung. Nach dem Aussteigen ging ich auch zielstrebig in die nächste Straße, bis ich dann auf einmal vor Alices Universität stand und mir dämmerte, dass ich wohl den Weg verwechselt hatte.
Ich hatte aber auch keine Ahnung, wo dann dieser verflixte Kindergarten war. In den letzten Wochen hatte ich so viele neue Wege nur einmal gesehen, dass ich sie doch durcheinander gebracht hatte. Also ging ich zurück zur Busstation, rief Eugenia an, erzählte ihr meine Lage und fünf Minuten später kam sie mit ihrer alten Dacia angebraust. So von der Richtung her war ich schon richtig gewesen, nur waren es nicht drei Stationen, sondern nur eine. Naja... schon doof, dass mir das passiert ist, nachdem ich mich schon so selbst gelobt hatte, als ich gestern den Weg zum Treffpunkt mit Miki gleich gefunden hatte.
Der Kindergarten war dann auch recht entspannt, da Eugenia mit den Kindern bastelte und meine einzige Aufgabe darin bestand, ihren aufgedrehten Sohn Eugenio zu beschäftigen oder aufzupassen, dass er nicht ganz soviel Chaos anrichtete. Gegen 2 war ich dann wieder in meinem Apartment und hatte vorerst nichts weiter zu tun. Etwas später rief mich nochmal Eugenia an und erzählte mir von dem Termin, den sie für mich bei einer Allgemeinärztin gemacht hatte. Diese Ärztin ist nämlich nun für meinen ganzen Aufenthalt hier meine erste Ansprechpartnerin bei medizinischen Dingen und heute sollte ich ihr vorgestellt werden. Kurz nach 8 sollte ich mich mit Eugenia und ihrer ganzen Familie inklusiver der zwei Söhne an einer Ubahn-Station im Süden Bukarests treffen. Wie nicht anders zu erwarten, kamen sie natürlich ne halbe Stunde zu spät. War aber nicht weiter schlimm, da ganz in der Nähe des Treffpunktes eine Art Volksfest war, das ich mir mal anschaute. Wie ich später erfuhr, ist das dort das ganze Jahr über. Wirklich ziemlich groß und kaum was los.
Bei der Ärztin mussten wir dann nochmal eine weitere Stunde warten, bis wir dran waren. Zuerst untersuchte die Ärztin kurz den älteren Sohn Mihai, bevor sie dann kurz mit mir redete und sich ein paar Dinge aus meinem Impfpass aufschrieb.
Anschließend brachten sie mich wieder zur Ubahn-Station.
Was ich aber unbedingt erzählen muss, ist der Brauch, bei einem Arztbesuch oder auf Ämtern, eine Packung Kaffe, Schokolade oder Geld mitzubringen und dies dem Arzt oder Beamten zu schenken. Sozusagen als Garantie, dass man gut behandelt wird. Das fand ich schon wirklich sehr erstaunlich, vor allem da auch eine richtige kleine Zeremonie daraus gemacht wird mit „ach nein, das wär doch nicht nötig gewesen" und „doch, das ist für Sie" und ganz vielen schauspielerischen Höchstleistungen, um sich eine bessere Behandlung zu erkaufen. Das ist anscheinend wirklich so üblich und Eugenia riet mir auch, das ebenfalls bei jedem Arztbesuch zu tun. Ich glaube ja nicht, dass ich das so hinkriege.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich nach dem Arztbesuch noch mit Markus, einem der deutschen Freiwilligen, die ich in Apold kennen gelernt hatte, zu treffen. Es war dann aber doch schon etwas spät (kurz nach 10) und ich war auch ziemlich geschafft, daher sagte ich ihm dann ab und fuhr zurück zum Apartment.

Lisa allein unterwegs

02.10.07, Bukarest
Ich weiß nicht, wie oder wo, aber ich hab mir ne Erkältung eingefangen. Dabei ist hier immer noch strahlender Sonnenschein bei 25 Grad. Naja, so schlimm ist es auch nicht. Ein bisschen Halsschmerzen und Schnupfen. Mitleid ist also nicht nötig ;-)
Heute hatte ich wieder volles Programm. Halb 9 sollte ich mich mit Eugenia an nem Ort treffen, an dem ich bisher noch nicht war, aber Alice hatte mir die Strecke gut erklärt und ich war superpünklich dort. Allerdings bekam ich dann auch nen Anruf von Eugenia, dass der Verkehr so schlimm sei, dass sie es nicht rechtzeitg schaffen würde. Ich stellte mich also an die Straßenecke und wartete auf sie. Und wartete und wartete und wartete. Fast anderhalb Stunde lang, bis sie dann endlich auftauchte. Natürlich waren wir dann auch zu spät zu dem Kindergarten-Projekt, das für heute anstand. Wir fuhren zu einem Privatkindergarten der Armee und andren hohen Sicherheitsbeamten. Daher bewachte auch ein in Tarnfarben gekleideter Mann das Eingangtor. Dieser Kindergarten sollte ab nächster Woche mein eigenes Projekt sein. Daher bekam ich dann auch einen rosafarbenen Ausweis, der mich berechtigte, das Gelände zu betreten. Viel Aufwand für nen Kindergarten.
Eugenia und ich gingen dann in eine Gruppe und stellten ihnen mit Powerpoint-Presentationen kurz Origami vor, da in diesem Kindergarten noch nie ein solches Projekt gestartet wurde und das erst alles organisiert werden sollte. Anschließend machten wir auch noch einige einfache Figuren mit den Kiddies und gingen dann zur nächsten Gruppe, bei der das gleiche Programm durchgezogen werden sollte. Allerdings musste ich dann schon eher gehen, da Miki mich angerufen hatte und den nächsten Treffpunkt am andren Ende der Stadt auf 12 Uhr gesetzt hatte. Daher bekam ich von Eugenia einen Beutel mit Origami-Papier für Miki in die Hand gedrückt und die Aufforderung, ich könne doch allein dort hin laufen. Jaaa klar. Einmal quer durch die ganze Stadt, ohne zu wissen, wo ich war, wohin ich gehen musste und wie lange das dauern würde. Aber Eugenia war schon wieder mit den Kindern beschäftigt, also schnappte ich meine Sachen und machte mich auf die Socken. Die Alternative zum Laufen wäre gewesen, dass ich den ganzen Weg zurück zur Ubahn-Station gegangen wär, von da aus dann zwei mal umgestiegen und nochmal vier oder fünf Stationen weiter nördlich fahren würde in total überfüllten, heißen Ubahnen. Und da ich noch fast ne Stunde Zeit hatte, dachte ich mir, könnte ich das mit dem Laufen ja mal versuchen. Zum Glück sah ich auf einem Schild den Wegweiser zum einem Park, in dem ich vor zwei Wochen schon mal mit Misha gewesen war und mich vage erinnern konnte, dass er in der Nähe vom Piata Universitatae ist, was wiederum entfernt in der Nähe von Piata Victoriei ist, wo ich hinmusste. Also lief ich einfach mal drauf los, fand dann auch nach ner Weile einige Gebäude und Straßen, die mir bekannt vorkamen. Schließlich fand ich dann auch die Calea Victoriei, von der ich hoffte, dass sie mich aufgrund der Namensähnlichkeit zum Piata Victoriei führen würde. Nur in welche Richtung war die Frage. Aber ich lief munter und kam nach einiger Zeit dann auch tatsächlich in der Nähe des Piata an. Von dort aus sah ich dann schon das Ubahn-Schild und war auf die Minute genau am Treffpunkt mit Miki. Yeah, da muss ich mich doch mal selbst loben.
Zusammen mit Miki fuhr ich dann noch ein paar Stationen mit dem Bus und nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir dann bei einer Schule an, in der wir heute drei Gruppen haben würden. Die erste Gruppe lief auch ganz gut. Es waren Viertklässler, die teilweise schon Origami kannten. Wir bastelten zuerst ein paar ihnen bekannte Figuren und dann ein T-shirt, das sie dann bemalen konnten. In den anderen Gruppen machten wir dann nochmal das selbe und gegen halb 4 war das dann auch geschafft. Für mich gab es da nicht viel zu tun, da ich ja immer noch kein rumänisch kann und dann eigentlich wieder nur zuschaute.
Nach einer Stunde Heimweg kam ich dann ziemlich erschöpft von der Hitze und den Menschenmassen im Apartment an. Schon erstaunlich, wie sehr einen die vielen Menschen, mit denen man im Bus oder in der Bahn eingequetscht ist, zu schaffen machen. Ich bin nach so einer Quetsch-Fahrt immer erledigt.

4. Oktober 2007

Chill out, man!

01.10.07, Bukarest
Heute hatte ich nicht viel zu tun, da ich nen freien Tag hatte. Am Morgen brachte ich Fabian zur Bushaltestelle, von der aus er dann zu sich nach Hause fuhr. Ansonsten machte ich mir nen entspannten Tag und schlief mich erst mal so richtig aus, machte ein paar Einkäufe und ging auch mal zur Post, um Briefmarken zu kaufen. Dabei schloss ich Bekanntschaft mit einer McDonalds-Verkäuferin. Sie stand vor mir in der Schlange und half mir, die richtigen Marken zu bekommen, da die Schalterdame mein Englisch und mein zusammengestöpseltes Rumänisch nicht verstand. Aber endlich hatte es dann geklappt und wir unterhielten uns noch ein bisschen. Sollte ich mal in ihren McDonalds kommen, hat Vana (so hieß das Mädel) mir ne Gratis-Coke versprochen ;-)

achja, mein internet funktioniert immer noch nicht gescheit. fotos von apold kommen spaeter und auch mails etc werden spaeter beantwortet. habt geduld :-)

Zurueck nach Bukarest

30.09.07, Apold
Heute Morgen bekamen wir einen ganz besonderen Weckdienst. Der immer fitte und hartnäckige Max kam in unser Zimmer und spielte uns solange auf seiner Gitarre etwas vor und sang dazu ganz schrecklich schief, bis wir alle aus den Federn gekrochen waren. Nach dem Frühstück gings ans Aufräumen und Saubermachen und nach einer kurzen Entspannungspause füllten wir noch Zettel aus, wie uns das Treffen gefallen hatte, tauschten Adressen und Telefonnummern aus und dann ging es auch schon an die Heimreise. Es waren noch einige Lebensmittel übrig, die nicht aufgebraucht worden waren, die konnten wir uns mitnehmen, und so deckte ich mich natürlich mit allem möglichen ein.
Von Apold aus fuhren wir in kleinen Gruppen per Taxi nach Sighisoara, da der Bus erst spät am Nachmittag fahren würde und Taxis hier in Rumänien gar nicht mal teuer sind. Zusammen mit sechs anderen stieg ich in den Zug Richtung Bukarest und lies knappe vier Tage voller toller Erlebnisse hinter mir.
Nach und nach stiegen die anderen alle aus, bis ich nur noch mit Fabian im Abteil saß, der auch nach Bukarest musste und dem dann plötzlich einfiel, dass er keinen Wohnungsschlüssel hatte. Seine Mitbewohnerin (mit Schlüssel) und noch einige andere Leute aus Bukarest waren nämlich noch in Apold geblieben und würden erst später heimfahren. Also bot ich ihm an, solange noch mit zu mir ins Apartment zu kommen. Aber bis wir soweit waren, hatten wir erst noch einiges durchzustehen. Der Zug wurde völlig überfüllt, sodass wir noch zwei Stunden Fahrtzeit lang stehen mussten, dicht gedrängt an andere schwitzende Fahrgäste ohne Fluchtmöglichkeit. In Bukarest dann brauchten wir auch nochmal eine geschlagene Stunde bis zu meinem Apartment, da der Verkehr schlimm wie nie war und alle Ubahnen und Busse hoffnungslos überladen waren. Als wir dann endlich ankamen, erwartete uns noch eine weitere Überraschung: Alice hatte einige Freunde zum Monopoly-spielen eingeladen und unser kleines Zimmer war voller Leute. Aber nach einer (warmen!) Dusche und etwas zu essen, war ich wieder fit und Fabian und ich spielten mit, wenn auch nicht wirklich erfolgreich. Vor allem Dragosch stellte sich als großer Immobilienhai heraus. Nach einer spannenden Runde kamen wir dann aber doch irgendwann nachts endlich zum Schlafen.

Rollenspiele, kalte Dusche und Feuerspucker

29.09.07, Apold
Heute Morgen fiel das Aufstehen richtig schwer. Selbst die Leute, die für die Frühstücksvorbereitungen eingeteilt waren, hatten verschlafen. Aber nach einem guten Frühstück und ein paar aufweckenden Spielen waren wir alle wieder mehr oder weniger fit für die nächste Etappe. Für den Vormittag war eine Inforunde zu Rumänien geplant, zu der wir alle erst mal Vorurteile und Erwartungen, die wir an das Land und die Leute haben, aufschrieben und dann Maßnahmen zum Umgang damit überlegten. Anschließend bekamen wir gruppenweise noch verschiedene Themen wie z.B. Rumänien und das Geld, Rumänien und Mann und Frau etc. die wir dann in Rollenspielen umsetzen sollten. Alle Gruppen waren dabei sehr kreativ gewesen und wir hatten ne Menge Spaß dabei.
Ich hab mich heute auch getraut, mal die kalte Außendusche auszuprobieren. Ihr wisst ja, was ich für eine Memme bin, wenn es kaltes Wasser betrifft. Aber ich wollte es einfach mal probieren und fühlte mich auch einfach schon etwas ungewaschen. Daher schritt ich todesmutig in die Dusche, schäumte mich mit dem biologisch abbaubaren Duschgel ein und .... war dann doch überrascht WIE kalt das Wasser war. Aber es gab kein Zurück. Auch die Haare wurden gewaschen (natürlich biologisch abbaubares Schampoo), wobei da das kalte Wasser doch etwas weh tat am Kopf. Anschließend schlüpfte ich schnell in frische Klamotten und fühlte mich gleich wieder wunderbar.
Nach dem Mittagessen hatten wir wieder viel Freizeit, während der einige eine Burgbesichtigung machten. Darauf hatte ich nicht so Lust und ging lieber mit drei andren aus der Gruppe eine Runde wandern. Das war wirklich toll. Zuerst liefen wir ein Stück durch das Dorf, sahen die typischen bunten Häuser, alte verhunzelte Frauen, die ihren Hühnern auf dem Hof hinterherjagten, einen Jungen, der von der Pumpe vor seinem Haus Wasser in Eimern wegschleppte, mit Schlaglöchern übersäte Straßen aus festgetretener Erde und ein paar Pferdekarren, beladen mit Sträuchern. Auf einer Wiese gleich hinter dem Dorf, die sowohl Pferdeweide als auch Bolzplatz in einem war, trafen wir drei kleine Jungs, die herumkickten und uns sofort zu einem Spiel herausforderten.
Danach gings weiter den Hügel hinauf und durch den Wald, bis hin zum höchsten Punkt, von dem aus man eine gute Aussicht auf die ganze Gegend hatte.
Auf dem Rückweg ging es querfeldein den Berg hinunter über rutschigen Blätterboden, bei dem wir uns von Baum zu Baum hangelten.
Zurück bei den anderen wartete auch schon der nächste Programmpunkt auf uns. Wir sollten etwas zu den Roma erfahren, da das ein ziemlich widersprüchliches Thema nicht nur in Rumänien ist. Dazu hatte eine der Organisatiorinnen einen Mann eingeladen, der selber Roma ist und ziemlich gut Englisch sprechen konnte. Allerdings war das Treffen nicht so informativ und erfolgreich, wie ich gehofft hatte. Als erstes forderte der Mann (dessen Namen ich vergessen habe) auf, Vorurteile gegenüber Roma und anderen Minderheiten aufzuschreiben. Als wir diese anschließend besprachen, war er richtig beleidigt und griff die Roma-Gruppe an, warum sie solche Dinge aufgeschrieben hätten. Vielleicht hatte er mit die Bedeutung des Wortes „prejudices“ nicht im Sinne von Vorurteilen übersetzt, sondern mit „Erfahrungen, eigene Meinungen“. Anschließend verantstaltete er ein etwas merkwürdiges Rollenspiel mit uns, was auch eigentlich gar nichts neues aussagte und stellte uns zum Abschluss noch eine Roma-Familie vor, die dann über ihr Leben berichtete. Der Familie konnten wir auch Fragen stellen, was eigentlich das einzig informative an dem ganzen Treffen war. Der Mann selbst hatte eigentlich nur die ganze Zeit davon geredet, wie sehr er diskriminiert wird und was es für böse Vorurteile gibt. Und irgendwie lauerte nur darauf, dass einer von uns etwas falsches sagte, um ihn sofort nieder zureden. Naja, die Idee zu dem Treffen war ja ganz gut gewesen.
Nach dem Abendessen gings dann hoch zur Kirchenburg, wo wir ein Lagerfeuer errichteten und noch nen tollen Abend verbrachten. Als besonderen Höhepunkt zeigte uns Dominik seine Künste als Feuerspucker und haute uns mit seinen Tricks alle vom Hocker.

3. Oktober 2007

Long Hair Freaky People

28.09.07, Apold
Nach einem tollen Frühstück suchten wir uns verschiedene Arbeitsbereiche, die uns Sarah (die „Hausherrin“) vorgab. Einige schnippelten Gemüse für das Abendessen, andere ernteten riesige Mengen an Mais, Kürbissen und Zuccini von den ans Haus angrenzenden Feldern, wieder andere brachten die Kirchenburg wieder auf Vordermann, indem sie mit Sensen dem hohen Gras auf die Pelle rückten oder ein neues Loch für das Plumsklo buddelten und wieder andere backten Brot aus selbstgemahlenem Mehl in einem alten Steinofen (endlich wieder Schwarzbrot!!!). Sinn der Arbeitseinsätze war zum einen die Möglichkeit, bei der gemeinsamen Arbeit sich zu unterhalten und besser kennen zulernen und zum anderen natürlich auch, das Essen für die ganze Truppe vorzubereiten. Es machte auch wirklich sehr viel Spaß, da wir in großen Gruppen arbeiteten und alles eher locker lief. Ich hatte zuerst die Aufgabe bei Kohlköpfen die Reste des harten Stiels zu entfernen und anschließend zu entblättern. Danach schnippelte ich noch mit den anderen ein paar Paprika, Möhren und Zwiebeln. Es war eine sehr lustige Runde und wir alberten viel rum, der Sinn der Arbeit war also schon mal erfüllt ;-)
Als dann alle Aufgaben vorerst fertig waren und es mit dem Essen noch eine Weile dauerte, kam dann der entspannende Teil des Tages. Bei strahlendem Sonnenschein legten wir uns in kleineren Gruppen auf die große Wiese und genossen stundenlang die Sonne.
Nach dem leckeren Mittagessen ging der Arbeitseinsatz weiter. Meine Gemüseschnippel-Gruppe hatte aber kaum mehr was zu tun und so zog ich mit ein paar Mädels hoch zur Kirchenburg, wo die Jungs noch immer versuchten, das Loch für das Klos zu graben. Dummerweise waren sie nämlich auf einen großen Stein gestoßen, der sich nicht so einfach entfernen ließ. Wir setzten uns auf einen kleinen Hang in sicherer Entfernung und feuerten die Jungs bei ihrer schweißtreibenden Arbeit kräftig an und schließlich schafften sie es sogar. Natürlich nur durch unsere Unterstützung. Es war ein sehr entspannter Tag mit vielen lustigen Spielen, interessanter neuer Arbeit und ganz viel Austausch über die verschiedenen Projekte der anderen Freiwilligen. Am Abend gab es dann, nach der Unterstützung beim Kochen durch ein paar ältere Dorffrauen, ein super leckeres Essen mit Gemüsesuppe und Krautwickeln. Und wieder war die Stimmung bis spät in die Nacht super und ich lernte auch ein neues Spiel: Werwolf. Vielleicht kennt es einer von euch ja auch. Macht richtig süchtig und ist sau lustig. Das hab ich dann die ganze Nacht lang mit ein paar andren gespielt.

Auf nach Apold!

27.09.07, Apold
Heute Morgen brachte mich Alice zum Bahnhof, wo ich mich dann mit drei andren deutschen Freiwilligen traf, die auch von Bukarest aus nach Apold fuhren.
Die Zugfahrt dauerte fünf Stunden, ging durch endlose flache Landschaften, kleine Kuhdörfer, hohe Berge und Industriestädte. Gegen Mittag kamen wir dann in Sighisoara an, von wo aus wir mit dem Bus weiter nach Apold fahren wollten. In Sigisoara, dem Treffpunkt für das Treffen, warteten auch schon ein paar andere und nach und nach kamen immer mehr Neue dazu. Da der Bus erst in zwei Stunden fahren würde, beschlossen einige, ein bisschen Sighisoara zu erkunden, da es eine berühmte Touristenstadt ist und (wenn ich mich nicht irre) der Geburtsort von Vlad Tepes, dem „Begründer“ des Drakula-Mythos.
In der Altstadt konnte man auch wirklich reisebusgroße Touristengruppen sehen, die von einem Souvenier-Stand zum nächsten walzten und sich mit einer lebensgroßen Figur von Vlad Tepes fotografieren liesen. Aber auch so an sich war das Städtchen sehr sehenswert. Sehr bunte, dicht gedrängte Häuser mit winzigen Gassen dazwischen, das hatte was Mittelalterliches und schien sehr idyllisch. Der neuere Teil der Stadt sieht ganz anders aus, aber für den hatten wir dann keine Zeit mehr.
In einem vollgestopften Bus tuckerten wir ne halbe Stunde durch die ländliche Gegend und erreichten dann endlich Apold, ein kleines Dörfchen, wo das Haupttransportmittel noch der Pferdekarren ist, alte Frauen in Kopftuch und Kittelschürze zum Plausch auf der Bank vor ihrem Haus sitzen, das fließende Wasser aus der nächsten Pumpe kommt und außer der Hauptstraße alle Straßen aus festgetretener, staubiger Erde bestehen.
Unser Quartier für die nächsten Tage war ein altes Pfarrhaus, das von drei ehemaligen Freiwilligen seit knapp zwei Jahren wieder bewohnbar gemacht wird und mit zwei großen Gästezimmern ausgestattet als Herberge genutzt wird. Es gab ein Plumsklo und ein hochmodernes Trennklo, eine eiskalte Außendusche und das Wasser musste von einem Wasserhahn außen am Haus mit Kanistern reingeschleppt werden, um es dort wiederum in andre Behälter umzufüllen, damit man drin dann auch „fließendes“ Wasser hatte. Für warmes Wasser hatten wir einen Wasserkocher. Das alles war auf den ersten Blick zwar etwas abschreckend, hatte dann im Gegenteil aber auch was für sich. Und bezüglich der Dusche waren wir uns fast alle einig, dass vier Tage stinken doch auch nicht so schlimm sei ;-)
Den ersten restlichen Tag verbrachten wir damit, uns alle gegenseitig kennenzulernen. Gar nicht so einfach, bei 36 Leuten noch den Überblick zu behalten.
Beim Abendessen war es dann auch etwas eng an den Tischen, aber sehr gemütlich und bis spät in die Nacht wurde viel gelacht und geredet.
Einige der Leute mussten auf der nahegelegenen Kirchenburg in einem Haus schlafen, da in den Gästezimmern des alten Pfarrhauses nicht für alle Platz war.