24. Oktober 2007

Ueberlebenstraining

22.10.07, Andreeas Wohnung
So, dann erzähl ich mal weiter von meiner letzten Woche
Für den Mittwochabend hatte ich mir ein paar Cafes und Kneipen in der Nähe (15 min mit dem Bus und dann noch ein kurzes Stück zu Fuß) aus nem kleinen CityGuide-Heftchen, das ich entdeckt hatte (sehr praktisch!) rausgesucht, die ich erkunden wollte. Als erstes fand ich das Amsterdam Grand Cafe, wo man neben dem normalen Cafe-Angebot auch Antiquitäten, ausländische Secondhand-Bücher, holländischen Käse und andre Spezialitäten kaufen konnte. Das ganze Cafe war ich antikem Stil eingerichtet und alle Möbel, die zum Verkauf standen, befanden sich im Raum, was dem ganzen ein ganz eigenes, gemütliches Flair gab. Das Cafe war sehr groß und offen, aber auch mit kleinen Ecken und wirklich sehr gemütlich. Das Angebot ist auch sehr gut. Ich bestellte eine Heiße Schokolade, die günstig (ca 1,20 euro) und äußerst lecker war. Ich setzte mich an die Theke und beobachtete die Frau dahinter, wie sie die verschiedenen Bestellungen zubereitete. Säfte werden ganz frisch gepresst und das sogar zu günstigen Preisen, alles ist handgemacht und frisch. Gesamteindruck also sehr gut :) Ich schaute mich auch noch etwas in dem Cafe um und nach ner Stunde ging ich dann wieder hinaus in die Kälte der Nacht. Auf dem Heimweg kam ich noch an einem kleinen außergewöhnlichen Laden vorbei, wo ich mir noch ganz tolle Ohrringe kaufte, die jetzt mein ganzer Stolz sind.

Der Weg zu Andreea nach Hause führte mich an meinem Apartmentblock vorbei, also schaute ich mal kurz rein, um zu sehen, ob die Arbeiter in unsrem Zimmer schon angefangen hatten. Und da erwartete mich dann ein Schock. Ich hatte ja einige meiner Sachen in ne Umzugskiste gepackt, mit Klebeband zugeklebt und auf den Gang gestellt. Diese Kiste war nun aufgerissen, die Klamotten, die ich reingepackt hatte, lagen oben drauf und als ich dann reinschaute, merkte ich, dass einige Dinge fehlten. Meine Techniksachen, die ich darin hatte, waren verschwunden. Eigentlich wollte ich die ja mit zu Andreea nehmen, hatte sie dann aber in dem allgemeinen Chaos am Abend davor dann doch in diese Kiste gepackt. Das war echt ein Schock. Das ganze Zeug weg. Webcam und Headset, meine extere Festplatte inklusive aller Kabel, mein Akkuladegerät, meine SD-Speicherkarte... nur mein Handy und meine Digicam hatte ich noch, da ich das immer bei mir hab. Als erstes rief ich Alice an, so mit letzter Hoffnung, dass die Sachen vielleicht doch noch nicht entgültig weg seien. Die war aber eher genervt, weil sie noch in der Uni war und viel zu tun hatte (wie immer...) und meinte nur, dass ich selbst Schuld sei, wenn ich das Zeug auf dem Gang lasse und sonst gab es niemanden, an den ich mich wenden konnte. Da kam ich mir schon ziemlich verloren vor. Auch Andreea konnte mir keinen Tipp geben, was man da machen könnte.
Ja, das war mein Mittwochabend-Schreck gewesen. Am Donnerstag hatte ich mich dann schon wieder etwas davon erholt und schrieb ein paar Mails an Eugenia, an meine Betreuerin in Deutschland, an meine Eltern, an eine andere Deutsche aus Bukarest, die schon länger hier lebt, und fragte, was ich denn da jetzt machen könnte. Am Nachmittag bekam ich dann nen Anruf von Stefanizo, der mir keine Hoffnungen machte, da ich nicht offiziell in dem Apartment wohne und daher nicht zur Polizei gehen kann. Aber er sagte, dass es möglich ist, von Zeit zu Zeit aus den ACTOR-Geldmitteln etwas für mich abzuzweigen, um einen Teil der Sachen zu ersetzen. Alice rief mich dann auch an und erzählte mir, dass sie mit der Verwalterin gesprochen habe, die sich mit mir gegen 4 treffen wollte. Eigentlich war ich zu der Zeit schon auf dem Weg zum Krankenhaus mit Misha, fuhr aber nochmal zurück zu meinem Block, um die Frau zu treffen. Allerdings war sie dann nicht da, sondern nur zwei Putzfrauen, die kein Wort Englisch konnten. Mit der Hilfe zweier Studenten, die für mich dolmetschten erklärte ich ihnen dann, dass ich mit der Verwalterin einen Termin habe und sie sprechen will. Aber da machten sie mir keine Hoffnungen und meinten, die würde erst am nächsten Morgen wieder kommen. Na danke.
Also fuhr ich doch wieder zum Krankenhaus, wo ich mich mit drei anderen Freiwilligen traf und wir zusammen mit einer großen Gruppe jugendlicher Krebskranker eine gute Stunde lang spielten, redeten und bastelten. Die Arbeit in diesem Krankenhaus gefällt mir richtig gut. Da hab ich nicht mit Kleinkindern zutun, sondern mit Jugendlichen von der Pubertät bis 18, mit denen man richtig was anfangen kann und die teilweise auch englisch sprechen. Da hat das nicht mehr so was von Betreuen und Anleiten wie im Kindergarten, sondern eher wie in ner Gruppe von Freunden, viel lockerer und ohne ständig zu Ruhe und Ordnung mahnen zu müssen. Da nach tagelangem Regen endlich mal wieder die Sonne schien und es sehr warm draußen war, setzten wir uns auf den Spielplatz des Krankenhauses und hatten eine lustige Zeit zusammen. Misha und ich machten auch Teamwork. Ich zeigte, wie die Figuren gefaltet werden und Misha erklärte es dazu auf Rumänisch. Klappte ganz gut und ich hatte auch meinen Spaß dabei.
Und was Sonja erfreuen wird, wenn sie mal wieder meinen Blog liest: aus der Gruppe habe ich jetzt zwei Verehrer. Der eine ist ca 15 und der andre 17. Die beiden haben die ganze Zeit getuschelt, in meine Richtung geschaut und sich dann gegenseitig angestoßen. So richtig offensichtlich ;-) Als wir dann gingen haben sie auch bestimmt 20 mal tschüss gesagt und der Jüngere der beiden wollte mir unbedingt noch beim Tragen meiner Tasche helfen. Ich glaub, ich mag das Projekt wirklich ;-)

Am Freitag dann ging ich mit Misha zum ersten Mal zusammen in seinen Kindergarten. Wir hatten zwei Gruppen, eine kleine und eine größere, mit denen wir eine Fantasie-Stadt aus Origami-Häusern bastelten. Mit der kleineren Gruppe machte das auch viel Spaß, da die Kleinen sehr aufgeweckt und kreativ waren. Ständig ging es „Domna Lisa! Asa?“. Domna ist die Anrede für „Frau“, z.B. in der Schule und „asa“ (sprich „ascha“) heißt „so“. Ich antworte dann meistens „Da! Asa! Foarte bine! (heißt: “ja, so! sehr gut!) und wenn es nicht ganz passt, verbessere ich es ihnen, worauf die Kleinen dann mit piepsiger Stimme „mutumesc!“ (heißt „danke“) sagen und ich mit „cu placere“ (heißt „bitte sehr“) antworte. Viel mehr kann ich noch nicht sagen ;-) Aber ich arbeite daran. Da Mikaela nicht soviel Zeit hat, mir Sprachunterricht zu geben, habe ich jetzt jeden Tag einige Seiten aus dem Sprachlernbuch durchgemacht und komme ganz gut voran. Zumindest theoretisch... Ob ichs dann auch anwenden kann ist die Frage. Verstehen tu ich schon recht viel und weiß eigentlich immer, worums etwa geht. Einzelne Worte krieg ich hin, nur selber Sätze bilden klappt noch nicht.

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