24. Oktober 2007

ein neues Projekt

23.10.2007, Andreeas Wohnung
Am Samstag fand wieder das ACTOR-Treffen statt. Wir waren ca 15 Freiwillige und Stefanizo. Es waren auch wieder drei neue Gesichter für mich dabei. So langsam lerne ich alle nach und nach kennen. Zuerst begannen wir mit einer kurzen Besprechung der Projekte der vergangenen Woche und dann forderte mich Stefanizo auf, von meinem Problem mit dem Diebstahl zu erzählen und fragte anschließend die anderen, was sie für Erfahrungen damit gemacht haben. Also so ne Art Gruppentherapie ;-) Und es ging noch weiter. Ich hatte vor ein paar Tagen mal Eugenia erzählt, dass ich nach der Arbeit nicht viel zu tun habe und gerne mehr mit den anderen unternehmen würde und nicht immer nur allein durch die Gegend ziehen will. Das sollte ich jetzt nochmal vor der Gruppe erzählen und anschließend fragte Stefanizo jeden, was er tun würde, wenn er neu in einem fremden Land ist und wie er sich fühlen würde. Die Antworten haben mir allerdings nicht sehr viel weiter geholfen. Die meisten meinten, sie würden versuchen, neue Freunde zu finden und Museen besichtigen. Die Frage für mich ist eben nur das Wie. Neue Freunde fallen ja nicht vom Himmel und ich will mich den andren auch nicht aufdrängen. Aber naja, es war ein Versuch. Wir machten auch ein mir bis dahin unbekanntes „Forum Theater“. In Zweiergruppen war jeweils die Hand des einen ein Spiegel und der andre musste den Bewegungen des Spiegels mit dem ganzen Körper folgen. Als besondere Schwierigkeit machten wir das dann auch noch zu dritt. War auf jeden Fall sehr lustig.
Anschließend versuchten wir uns an ein paar neuen Origami-Figuren, zu denen Andreea die Vorlagen mitgebracht hatte. Bei mir klappte das noch nicht ganz so gut. Bei den Vorlagen weiß ich nie so genau, wie die Erklärungen und Abbildungen gemeint sind. Aber es sah zumindest halbwegs so aus, wie auf dem Bild.

Ich bekam dann auch einen Anruf von der Leiterin einer Art Hort, die mich als Freiwilligen haben wollte. Der Hort befindet sich in Chitila, einem kleinen Dorf am Rande von Bukarest und ich sollte Montag Morgen dorthin kommen. Das weitere Wochenende verlief für mich ziemlich ruhig. Am Sonntag wartete ich die ganze Zeit darauf, dass Mikaela mich anrufen würde, da sie beim ACTOR-Treffen noch gesagt hatte, sie müsse mir noch etwas wichtiges geben, bevor sie für eine Woche in die Türkei fliegt und sie würde mich anrufen. Es kam allerdings kein Anruf. Und auch mit der Leiterin des Horts lief alles nicht ganz so, wie ich mir das gedacht hatte. Von Eugenia hatte sie meine Yahoo Messenger ID bekommen und schrieb mir Sonntag Nachmittag, dass ich am Montag um 10 in Chitila sein sollte. In der nächsten Nachricht schrieb sie allerdings, dass sie mich am Morgen oder am Nachmittag anrufen würde und wieder in der nächsten Nachricht schrieb sie, sie würde sich Morgens melden, um einen Tag zu finden, an dem wir uns treffen können. Etwas verwirrend und auf meine Nachfrage antwortete sie erst mal nicht.
Montag Morgen bekam ich dann aber tatsächlich einen Anruf von ihr, in der wir uns für Dienstag gegen 11 in Chitila verabredeten. Ein paar Stunden später rief sie mich wieder an und meinte, sie wäre am Dienstag doch nicht in Chitila erreichbar, da sie in Bukarest eine Besprechung hatte. Also vereinbarte ich mit ihr, mich in Bukarest gegen 11 zu treffen. War für mich auch besser, da der Weg wesentlich kürzer ist. Allerdings finde ich diese ständigen Änderungen etwas nervig. Immerhin hatte ich schon Miki für unser Schulprojekt abgesagt, da ich nach vorheriger Planung zu der Zeit noch in Chitila gewesen wäre. Aber anscheinend bin ich die Einzige hier, die das stört...
Das Treffen mit der Hortleiterin (namens Oana Roman) lief dann aber sehr gut. Ich fand gleich das vereinbarte Gebäude, in dem ihr Büro in Bukarest liegt und unterhielt mich knapp ne Stunde mit ihr über das Projekt, was mich erwartet, was meine Aufgaben und Möglichkeiten sind und über vieles andere, so z.B. auch über meine bisherigen Erlebnisse hier, über mein „Hometown“ Kulmbach, über das Leben in Bukarest (sie wohnt erst seit einem Jahr hier) uvm. Oana ist 27 und wir verstanden uns sehr gut. Nächste Woche Montag werde ich dann nach Chitila fahren und mir alles ansehen. Hoffentlich ist Oana dann auch dort, da das Personal und die Kinder kein Englisch sprechen und ich denke nicht, dass ich bis dahin soviel rumänisch gelernt habe ;-) aber ich kann ihnen ein paar Origami-Figuren zeigen, die ich mittlerweile kann und irgendwie wird das schon klappen. Ist ja erst mal hauptsächlich zur Info für mich, damit ich sehe, welche Möglichkeiten ich habe und wie die Kinder und Jugendlichen (im Alter von 7 bis 18) so sind.

Nach dem Treffen hatte ich sogar noch Zeit, bevor das Schulprojekt mit Miki anfing und so lief ich noch eine Weile durch den nahen Herastrau-Park, den ich letztens schon mal besucht hatte. Diesmal war aber wesentlich besseres Wetter und ich fand sogar den großen See am Ende des Parkes, ein kleines Museum, einen Freizeitpark und ein paar wichtig aussehende Gebäude. Hat mir sehr gut gefallen. Die Sonne schien wunderbar, nachdem die letzten Tage scheußliches Wetter gewesen war mit Regen und Wind und Eiseskälte. Ich setzte mich auf eine Bank, aß meine mitgebrachten Brote und genoss die Sonnenstrahlen mit Blick auf den schönen See, umrahmt von herbstbunten Bäumen und Büschen.
Perfectly on time kam ich dann bei der Schule an und wir hatten drei angenehme Stunden in den verschiedenen Gruppen. Selbst die von uns ungeliebten Viertklässer waren diesmal brav und aktiv bei der Sache. Miki hatte für die den schon recht komplizierten Fisch ausgesucht, da hatten sie gut mit zutun :-) Die zwei erste Klassen waren auch sehr angenehm. Die Kinder waren von uns und Origami begeistert wie die letzten Male und einige Kinder versuchten mit „Hello, my name is Andrei“ auf sich aufmerksam zu machen ;-) Sie sind ganz stolz, wenn ich dann auch auf Englisch antworte. Mittlerweile habe ich mich auch „hochgearbeitet“ und die Kinder kommen auch zu mir, wenn sie Hilfe brauchen, obwohl ich nicht wirklich viel mit ihnen reden kann. Aber ich verstehe, was sie wollen und kann ihnen dann helfen. Die erste Zeit war Miki die einzige Ansprechpartnerin. Sie übernimmt jetzt auch noch den Großteil der Arbeit, das Erklären und Reden mit den Kindern, aber bei mir läuft es langsam auch immer besser. Mit Miki selbst verstehe ich mich auch sehr gut. Wir arbeiten gut zusammen und können uns auch unterhalten.

Was mich allerdings langsam etwas beunruhigt ist, dass Alice mir noch nicht sagen konnte, wann die Arbeiter in unserem Zimmer fertig sind. Ich bin jetzt schon eine ganze Woche Gast bei Andreea und ihrer Familie. Und ich denke, dass sie langsam genug von mir haben. Ich kaufe und koche zwar mein eigenes Essen und habe sonst nicht viel mit ihnen zu tun, aber ich denke, dass einfach meine Anwesenheit schon etwas störend ist. Ich hoffe wirklich, die Arbeiter werden bald fertig.

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