1. November 2007

On the move again

1.11.07, Mihaelas Wohnung
Hallo, nach einer Woche Pause meld ich mich wieder. Wie ihr neben dem Datum sehen könnt, wohn ich momentan wieder woanders. Aber der Reihe nach, es gibt einiges zu erzählen, ich hatte eine anstrengende Woche und war dauernd auf Achse, deshalb erst jetzt der Eintrag.
Ich erzähl jetzt erstmal da weiter, wo ich letztens aufgehört habe.
Am Freitag (26.10.) stand wieder das Kindergartenprojekt mit Misha an. Zwei Stunden lang bastelten wir mit zwei Gruppen Origami-Figuren für Helloween. Hexenhüte und Fledermäuse und die Kinder waren richtig aus dem Häusschen. Vor allem mit der ersten Gruppe macht es richtig Spaß, da in dieser die Kinder schon etwas älter sind und man nicht jeden einzelnen Schritt für sie machen oder verbessern muss. Die zweite Gruppe ist größer, die Kinder jünger und meistens sehr unkonzentriert, sodass ich nach der Stunde schon sehr erschöpft bin. Ich bin wirklich über die Engelsgeduld von Misha und den anderen bei den kleinen Kindern erstaunt. Ich glaube, ganz allein und über längere Zeit hätte ich mir so ein Projekt nicht ausgesucht. Ich arbeite lieber mit den etwas älteren. Die können wenigstens mit dem, was wir da machen, etwas anfangen.

Auf dem Heimweg von diesem Projekt bekam ich eine Nachricht von Andreea, dass sie bis Nachmittags mit ihrer Großmutter unterwegs sei und ich deshalb nicht in die Wohnung könnte. Also vertrieb ich mir die Zeit, in dem nochmal die deutsche Bücherei suchte. Das letzte Mal bin ich doch glatt dran vorbei gelaufen. Aber diesmal fand ich sie. Dazu musste ich aber erst mal in eine Sprachenuniversität reingehen und hatte da natürlich keine Ahnung, wo sich die Bücherei befindet. Also fragte ich einfach mal einen der vorbei eilenden Studenten und bekam geriet dann sogar an einen Studenten mit recht guten Deutschkenntnissen, der mir den Weg beschrieb. In der Bücherei selbst (nur zwei kleine Räume voll) fand gerade ein Deutschkurs statt und ich unterhielt mich auch kurz mit der Dozentin, die einwandfrei und fast ganz ohne Akzent deutsch sprach. Das war für mich sehr komisch, auf einmal mitten in Rumänien mit einer Rumänin deutsch zu sprechen, ohne darauf achten zu müssen, einfache Worte zu verwenden. Die Dozentin erklärte mir kurz wie es in der Bücherei abläuft mit Ausleihen etc. aber da momentan nach den Ferien erst noch alles nicht so ganz funktionierte, riet sie mir in ein oder zwei Wochen wiederzukommen. Aber immerhin hatte ich mich schon mal umgesehen und mich auch mit ein paar der sehr gut deutsch sprechenden Studenten unterhalten. Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zu Andreeas Wohnung, war noch kurz Essen einkaufen und machte es mir dann bei ihr gemütlich.
Und es wurde noch besser. Gegen Abend bekam ich von meiner Kollegin Andreea (nicht die, bei der ich wohne, sondern das neue Mädel mit dem ich mich sehr gut verstehe. Wegen Verwechslungsgefahr nenn ich sie jetzt einfach mal Rheea) eine SMS, ob ich nicht Lust hätte mit ihr und noch ein paar Freunden von ihr etwas trinken zu gehen. Natürlich hatte ich Lust! Bisher hatte ich von den anderen Freiwilligen ja nur leere Versprechungen bekommen.
Wir trafen uns an einer Ubahn-Station im Zentrum Bukarests, gingen kurz in den nahen McDonalds, weil die anderen etwas essen wollten und anschließend in eine sehr versteckte und unscheinbare Gasse, wo sich eine sehr gemütliche Kneipe befand. Dort verbrachten wir einen sehr lustigen Abend. Ich unterhielt mich lange mit Rheea über alles mögliche und wir verstanden uns sehr gut. Auch mit ihren Freunden kam ich gut klar und auf dem Heimweg fuhr ich eine Weile zusammen mit einer der Freundinnen, die mir dann auch versprach, in Kontakt zu bleiben. Nach dem Abend war ich äußerst gut gelaunt und sehr froh darüber, dass wir uns so gut verstanden hatten. Bisher hatte ich ja nur oberflächliche Kontakte mit den anderen Freiwilligen auf der Arbeit oder bei den Samstags-Treffen. Aber Rheea mochte ich wirklich.

Am Samstag dann machte ich mich vormittags mit Andreea auf den Weg zum ACTOR-Treffen und holte vorher auch noch Rheea von der Ubahn-Station ab. Kurz nach uns kamen auch zwei Neue an, die sich kurz vorstellten und wir ihnen einiges über unsere verschiedenen Projekte erzählten. Bis dann alle anderen und Eugenia ankamen, dauerte es nochmal eine gute Stunde. Termine werden wirklich nicht so genau genommen... Aber es gab auch wie immer ganz viele Kekse (die für mich als EVS-Freiwilligen kostenlos sind *gg*), auf die ich mich in der Zwischenzeit stürzte. Wir lernten ein paar neue Origami-Figuren, die uns Andreea zeigte (sie organisiert die Treffen und hat da echt Ahnung) und besprachen die nächsten wichtigen Termine. Ich lernte auch Mihaela kennen, eine Freiwillige, die schon länger nicht mehr in ACTOR aktiv war, die mich aber bei sich aufnehmen wollte. Eugenia hatte sie zum Glück gefragt. Mit Mihaela vereinbarte ich dann eine Zeit, wann ich noch an diesem Tag zu ihr kommen wollte. Nach dem Treffen fuhr ich zurück zu Andreea, kaufte eine große Merci-Schokoladenpackung und Blumen für Andreeas Familie, die sich da auch sehr drüber freute und begann dann, meine Sachen zu packen. Erstaunlich, wie viel sich da doch anhäuft. Allein Essenszeug waren schon drei volle Tüten und ich hatte wirklich schwer zu schleppen. Gerade so schaffte ich alles zu tragen. So machte ich mich auf den Weg zur Ubahn-Station, fuhr sechs Stationen weit und wurde dort von Mihaela in Empfang genommen. Aber damit war die Tour noch nicht zuende. Ich war langsam am Ende meiner Kräfte, aber es war noch ein weites Stück mit Bus und Tram bis zu ihrer Wohnung, in der sie allein mit ihrer Mutter wohnt. Mihaela ist 17 und noch in ner privaten High School (vergleichbar mit unsrem Gymnasium). Sie wohnt im südwestlichen Randbezirk von Bukarest in einer großen Hochhaussiedlung. Bei ihr angekommen, servierte mir die Mutter erst mal einen saftigen Braten und redete die ganze Zeit auf mich ein (auf rumänisch...). Sie war total aufgedreht, dass ich da war und freute sich richtig, das fand ich sehr schön, nachdem ich bei Andreea zu Hause ja eher ignoriert wurde.

Am Sonntag wollte ich mir dann den Botanischen Garten ansehen, über den ich schon viel gehört hatte und der relativ in der Nähe von Mihaelas Wohnung ist. Mihaela und ihre Mutter wollten mich begleiten und so machten wir uns nachmittags auf den Weg. Der Botanische Garten ist wie ein riesiger Park angelegt mit schönen Wegen, aber auch versteckten und sumpfigen Pfaden und allen möglichen Pflanzen rechts und links der Wege. Es gibt auch ein paar große Gebäude, in denen exotische Pflanzen zu finden sind. Das Wetter war zwar nicht das beste, aber es ging und wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen, ich fühlte mich mit den beiden sehr wohl und Mihaela dolmetschte immer für mich, da ihre Mutter mich über alle möglichen Dinge ausfragte.
Anschließend fuhr ich mit Mihaela weiter Richtung Stadtzentrum, da wir uns dort mit zwei ihrer Klassenkameraden treffen wollten, um zusammen ins Kino zu gehen. Der Film selbst hat mir nicht so gut gefallen (wir haben „Superbad“ angeschaut), aber ich fand es sehr schön, in Gesellschaft zu sein. Das hat mir richtig gefehlt. Ich war also rundum zufrieden.

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