18. März 2008

Erlebnisse in Wales

vor einigen wochen hatte ich ein einwöchiges austauschprojekt an der südküste von wales.
bisher hatte ich es noch nicht geschaft, den bericht darüber zu schreiben, aber hier ist er endlich:

Meine einwoechige reise nach wales war super. Es war wieder so ein internationales austauschprojekt, diesmal aber ein training mit dem thema „altering attitudes”. Es ging also um vorurteile und diskriminierung im alltag und was man dagegen tun kann – angefangen bei einem selbst. Wir hatten sehr spannende diskussionen untereinander und auch in der ganzen gruppe. Insgesamt waren wir ca 20 leute aus litauen, oesterreich, spanien, wales, rumaenien und bulgarien.

Aber ich fang am anfang an :) zusammen mit meinen zwei kolleginnen alice (nicht meine mitbewohnerin, sondern ne andre) und andreea kam ich mittags in london an. Bis zum treffen mit dem rest der gruppe hatten wir ca zwei stunden zeit. Also sind wir durch london gehetzt, um ein paar sehenswuerdigkeiten zu erhaschen und einfach die zeit so gut wie moeglich zu nutzen. War natuerlich viel zu kurz und wir sind am buckingham palace, big ben und westminster abbey vorbei gehastet. Allerdings hatte andreea immer noch genug zeit von sich in allen moeglichen posen jeweils zig fotos zu machen. Andreea vorm palast, andreea am springbrunnen, andreea in der telefonzelle... ich hab mich drauf beschraenkt, die gebaeude selbst zu knipsen. Ich bin ja nicht son fan von mir auf fotos ;-) schlimm genug, dass wir so richtig touristenmaessig aufgefallen sind. Ich mag das gar nicht. staendig wurden wir von den stadttour-busfahrern angesprochen und zum einsteigen eingeladen.

Anschliessend trafen wir bei der victoria station auf den rest der gruppe und weiter gings per kleinbus (wirklich klein! Meine beine hatten kaum platz und es war echt unbequem) fuenf stunden lang an die walisische suedkueste. Gegen 11 uhr nachts kamen wir dann an – in stackpole, irgendwo am ende der welt. Das stackpole-haus stand einsam und allein oben auf einem berg, umgeben von einem kleinen wald und einem huebschen fluesschen, das direkt nach ca 10 minuten fussmarsch zum atlantik fuehrt. Dort sind wir am naechsten vormittag auch hingewandert. Und es war herrlich. Nur natur um uns herum, voegel zwitschern, herrlichster sonnenschein! Nach dem ganzen dreck, stress und gedraenge in bukarest hab ich das wirklich sehr genossen. Der atlantik war zwar sehr kalt aber tapfererweise hab ich dann doch mal meine fuesse reingehalten :) eine wunderschoene landschaft auf jeden fall. Wir hatten auch eine sehr gute gruppe. Die leute aus litauen waren alle sehr lustig und mit denen verstand ich mich auch am besten. Die spanierinnen konnten kaum englisch, daher war es etwas schwierig, aber so im ganzen hatten wir ein gutes gruppenklima.


Wie schon gesagt, diskutierten wir sehr viel und machten viele uebungen, bei denen man wirklich viel nachdenken musste, auch ueber sich selbst und es war sehr interessant, was dabei rauskam. Oft hatten wir sehr hitzige diskussionen ueber bestimmte themen. Aber unsere gruppenleiter hatten alles top im griff und die diskussionen blieben zivilisiert ;-) als freizeitbeschaeftigungen hatten wir im stackpole-haus ein kleines schwimmbad, einen whirlpool und eine sauna. Ich widmete mich aber lieber den artistischen angeboten. Fast alle aus der wales-gruppe waren in ihrer freizeit in einer zirkusgruppe aktiv und zeigten mir da einige tricks. Ich versuchte mich im jonglieren mit baellen und keulen, im einradfahren (lief ganz miserabel...), im poi-schwingen (das sind diese laengeren baender, die man in kreisen um sich herum wirbelt). Am besten gefielen mir aber die sprungstelzen. Die waren zwar unglaublich anstrengend, weil man sich hauptsaechlich huepfend fortbewegt und auch staendig in bewegung bleiben muss, um nicht umzufallen, das machte aber total viel spass und nach kurzer uebung konnte ich schon ohne hilfe mit riesenschritten durch die halle huepfen.

Auch unser interkultureller abend war toll. Jedes land hatte traditionelles essen vorbereitet und wir verbrachten die ganzen abend essend und erzaehlend. Anschliessend praesentierten dann alle noch ein lied und einen tanz aus ihrem land, was vor allem beim litauischen tanz sehr lustig war, da der tanz hauptsaechlich aus rennen, stampfen und springen bestand. Zum glueck hatten unsere leiter erbarmen und am naechsten tag begann unser programm erst spaeter, da wir noch bis in die fruehen morgenstunden zusammen getanzt und geredet hatten.

Zuwachs

da bin ich mal wieder und es gibt so viel zu erzählen. dabei müsste ich noch einiges aus der letzten zeit aufholen, das ich bisher noch nicht aufschreiben konnte.
aber ich jetzt doch erst einmal von den neuesten entwicklungen.

zunächst bin ich umgezogen. in dem studentenwohnheim gab es in der letzten zeit immer wieder (unausgesprochene) konflikte mit alice und alexandra. daher hab ich die gelegenheit genutzt, als meine chefin für die neu ankommenden freiwilligen ein neues apartment gemietet hat und bin dort einfach auch mit eingezogen. die ersten zwei wochen hatte ich ein richtig schönes und vor allem grosses apartment ganz für mich alleine. und letztes wochenende war es dann soweit:
paolo aus italien, karine aus frankreich und jens-jakob ("jj") aus dänemark kamen an.
seitdem wohnen wir jetzt also zusammen in dem apartment.

mit karine teile ich mir ein zimmer. ihr englisch ist nicht so gut, aber ich denk, wir werden uns aneinander gewöhnen. sie scheint ganz nett zu sein. und kann auch schon ein bisschen rumänisch, weil ihr bruder hier in bukarest lebt (oder gelebt hat) und sie letztes jahr schon mal für mehrere monate hier wohnte. auch paolo, der italiener ist nett (zumindest auf den ersten blick... wer weiss welche tiefen dunklen seiten er verbirgt...*g*) aber sein englisch ist echt schlecht. ich muss jeden satz ganz langsam sagen und die meisten vokabeln nochmal anders umschreiben, weil er sie nicht kennt. naja, mal sehen, wird schon werden, irgendwie.

zuerstmal hab ich paolo geschirrspülen beigebracht. der hat das echt nicht hingekriegt. in einer tasse, in der vorher nur tee war, war nach seinem "putzen" (das fast 5 minuten gedauert hat) immer noch unten der boden schmutzig. und nach dem ausspülen stellt er die tassen neben den geschirrhalter und meint dann, es sei kein platz mehr. und die tassen hat er auch nicht kopfüber hingestellt, wie es ja eigentlich normal ist, damit sie trocknen, sondern so, als würde man draus trinken wollen. sehr seltsam... allgemein wirkt er etwas verwirrt ;-) aber echt putzig. jens-jakob ("jj") aus dänemark ist richtig cool. ich denke, wir werden eine gute gemeinschaft haben. wir haben schon geplant, wie wir zusammen essen einkaufen und jj dann für uns kocht. er hat nämlich die letzten zwei jahre als koch gearbeitet. nur mit dem aufräumen hat ers nicht so... mal sehen...
und alle drei rauchen wie die schlote. das ist etwas nervig für mich als einzige nichtraucherin, aber wenigstens machen sies auf dem balkon.
unsere willkommensfeier am sonntag abend war nur im kleinen kreis. sechs andere actor-freiwillige waren da und später kam dann auch noch eugenia mit stefanita und den zwei söhnen. wir haben viel geredet, auch als alle dann weg waren. am montag war ich dann den ganzen tag (naja, was heisst den ganzen. nach 12 uhr erst, weil sie alle bis mittag gepennt haben) in bucharest unterwegs und ich hab ihnen die wichtigsten dinge gezeigt, ein transportmittel-abo besorgt und ein paar sachen erklärt.

morgen früh gehts dann erstmal in die berge für 5 tage zum on-arrival-training. danach haben die neuen dann noch eine weitere woche frei und dann beginnt ihre arbeit. also das vorbereiten ihrer promotions-tour über den freiwilligendienst, die in verschiedenen schulen und unis in bukarest und umgebung stattfinden wird.
und dann anfang april kommt ja auch schon der nächste schwung freiwilliger: zwei italiener, eine deutsche und ein portugiese. wir sind dann also ein richtig internationaler haufen. ich bin gespannt.

24. Februar 2008

Chaos im Krankenhaus

Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier schon mal davon berichtet habe, falls doch habt ihr es wahrscheinlich eh schon wieder vergessen, sodass ich es ruhig nochmal schreiben kann ;-)

Fuer das Krankenhausprojekt, fuer das ich verantwortlich bin hatte ich schon immer schwierigkeiten, andere Freiwillige zu finden, die mit mir dorthin gehen. Das Krankenhaus liegt etwas ausserhalb in Bukarest und man braucht ziemlich lange, um dorthin zu kommen. Ausserdem ist die Gegend dort ziemlich arm und nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr so sicher. Daher ist dieses Krankenhaus nicht sehr beliebt bei den Freiwilligen, aber ich mag es sehr – es ist mein Lieblingsprojekt gleich nach meinem Chitila-Tagescenter. Daher versuche ich immer neue Leute zu rekrutieren und stuerze mich auf neue Freiwillige. So auch in dieser Woche. In ACTOR hatten wir drei neue rumaenische Freiwillige, drei ganz schicke Maedels, die sich fuer die Arbeit in den Krankenhaeusern interessierten. Die schnappte ich mir gleich und nahm sie am Donnerstag mit in mein Krankenhaus. Schon als wir die Gegend erreichten fuehlten sich die drei unwohl und jammerten, als sie mit ihren Stoeckelschuhen durch den Matsch laufen mussten und neben den aermlich gekleideten Leuten in ihren schicken Outfits schon ziemlich herausstachen. Im krankenhaus selbst war es nicht viel anders. Wir hatten an diesem Tag eine sehr grosse Gruppe hauptsaechlich Jugendlicher und ich kann schon nachfuehlen, dass so eine Uebermacht etwa Gleichaltriger beim ersten Mal etwas einschuechternd sein kann. Ich hatte ihnen schon vorher mein geplantes Programm fuer heute und was sie tun sollten erklaert. Aber trotzdem ruehrten sie sich nicht von der Stelle, als wir dann bei unserer Gruppe waren, standen dicht aneinander gedraengt zusammen und schienen sich hinter mir verstecken zu wollen. Also versuchte ich ihnen verschiedene Aufgaben zuzuteilen und Anweisungen zu geben, damit sie sich vielleicht besser integrieren koennen. Aber die Maedels schienen da echt Probleme zu haben. Bei jeder Gelegenheit scharten sie sich zusammen und schauten mich veraengstigt an. Ich wusste nicht, ob ich das lustig oder aergerlich finden sollte. Selbst als ich die grosse Gruppe aufteilte und mit einer der Freiwilligen zusammen in einer kleiner Gruppe von 5 Jungs ein Spiel begann, machte sie keine Anstalten mal von selbst etwas zu tun und als ich ihr dann eine Anweisung gab, schaute sie mich nur mit grossen Augen an und sagte „das verstehe ich nicht“. Also musste ich mit meinem holprigen rumaenisch alles alleine machen, was bei so einer grossen und laermenden Gruppe echt schwierig war. Die Jugendlichen selbst hatten die Unsicherheit und Verschuechterung der Maedels auch bemerkt und vor allem die Jungs machten Witze ueber sie, was ihre Situation natuerlich nicht unbedingt verbesserte. Die Maedels jedenfalls waren heilfroh als die Stunde endlich um war und sie gehen konnten. Und ich auch. Die Maedels waren ja fast anstengender gewesen als die Gruppe Jugendlicher.

Deutschland und ich

Waehrend der stressigen Examenszeit lief bei ACTOR ziemlich viel auf Sparflamme, da die meisten vor lauter Lernen einfach keine Zeit hatten. Dafuer hatte ich umso mehr zu tun, da ich oftmals einspringen musste oder ein andres Programm erstellen sollte.

So zum Beispiel in dem Militaer-Kindergarten, in den ich sonst immer jeden Morgen mit meiner Kollegin Andreea gehe. Da es fuer Andree aber unmoeglich war, zu kommen und das Kindergatenprojekt aber trotzdem nicht ausfallen sollte, bekam ich den Auftrag, fuer die Kinder eine Art interkulturellen Vortrag zu halten – ueber Deutschland. Da musste ich mir echt was einfallen lassen. Was interessiert Kinder denn im Alter von 3 Jahren, noch dazu ueber ein Land, von dem sie bisher vielleicht noch gar nichts gehoert hatten. Und wie kann ich sie eine ganze Stunde lang bei der Stange halten? Sicherlich nicht mit Fakten ueber den hoechsten Berg und das Regierungssystem. Ich habe lange hin und her ueberlegt und auch erstmal selbst im Internet suchen muessen, was eigentlich „Deutschland“ bzw die „deutsche Kultur“ ausmacht. Wenn man ueber das, was fuer einen voellig normal und selbstverstaendlich ist, was erzaehlen soll, sieht man meist den Wald vor lauter Baeumen nicht. Mir ist wirklich nichts eingefallen, ausser den gaengigen Stereotypen wie Lederhosen und Bier.

Schliesslich war es aber vollbracht. Nach stundenlanger Arbeit und Malerei (Eugenia wollte kleine Deutschland-Flaggen fuer jedes Kind haben, die musste ich natuerlich selbst basteln) hatte ich ein interessantes und lustiges Programm zusammen gestellt. Es hatte nicht so viele Fakten ueber Deutschland, da das die Kinder ja wirklich nicht interessiert, sondern viele persoenliche Geschichten und Anekdoten, ein Maerchen der Gebrueder Grimm (die Bremer Stadtmusikanten), das die Kinder dann auch mit Feuereifer und einem Heidenlaerm nachspielten und auch ein lustiges Spiel (Topfschlagen mit „Kinder“-Schokolade als Preis). Die Kinder waren begeistert und auch Eugenia hats gut gefallen. Sie erzaehlte dann allen andren ACTOR-Freiwilligen die es hoeren wollten oder auch nicht, wie toll ich das gemacht haette. Und in ihrer Euphorie hatte sie auch gleich noch die tolle Idee, das auszubauen und mich noch in Schulen mit meinem (dann etwas abgeaenderten) Programm zu schicken. Ich weiss ja nicht, was ich davon halten soll. Aber wahrscheinlich verlaeuft sich das wieder. Eugenia hat viele solcher Einfaelle in ihrer Euphorie, die sie dann aber (meist zum Glueck fuer die armen Freiwilligen) schnell wieder vergisst.

was andere so treiben

Es ist an der zeit, mal wieder aus meinem spannenden leben zu berichten. Es hat sich mal wieder einiges getan.

Aber bevor ich die momentanen Ereignissen erzaehle, muss ich erst noch von einigen Dingen vor ein paar Wochen berichten, fuer die ich bisher noch nicht die Zeit hatte.

Zum ersten mal seit ich hier in rumaenien bin war ich richtig krank. Ich weiss zwar nicht genau was es war, aber ich vermute mal ne Magen-Darm-Grippe. Mir ging es richtig hundeelend, ich konnte nichts andres machen als frierend bei voll aufgedrehter heizung und drei pullis an im Bett liegen und bloss beim Gedanken an Essen wurde mir schlecht. Alices Schwester, die gerade zu Besuch war hat mir dann immer Tee ans Bett gebracht, da ich wegen meinem ueblen Brummschaedel und Beinen wie Pudding nicht mal aufstehen konnte.

Aber anscheinend hat diese konsequente Bettruhe was geholfen. Am naechsten Morgen fuehlte ich mich zwar noch etwas schwach, aber wieder frisch und munter und am Nachmittag gings mir schon wieder blendend.

Am darauffolgenden Wochenende veranstaltete das Bukarester Naturkundemuseum eine Sonderausstellung ueber Dinosauerier und da war ACTOR natuerlich auch mit dabei. Vier Stunden lang bastelten wir mit mehreren Kindergruppen Origami-Dinosaurier und veranstalteten Wettbewerbe. Es war ein heilloses Chaos und viel Laerm bei so vielen Kindern und wir hatten alle Haende voll zu tun, da deren Eltern ihre Sproesslinge vertrauensvoll in unsre Haende gegeben hatten um selber mal ne ruhige Minute zu haben. Aber es machte auch viel Spass und im Anschluss sah ich mir auch noch zusammen mit zwei andren ACTOR-Maedels das ganze Museum an, ohne Eintritt zahlen zu muessen.

Fuer die naechste Woche hatten sich zwei deutsche Freiwillige aus Suceava (im Norden Rumaeniens) bei mir angekuendigt. Sie waren unzufrieden mit ihrem Projekt und sind nun auf der Suche nach einem neuen. Dafuer besuchen sie einige Projekte in ganz Rumaenien und wollten eben auch mit mir zusammen in meine Krankenhaeuser gehen. Am Montag besuchten sie das Projekt von Claudia, einer Freiwilligen, die ich auch schon von der Feier einer andren Deutschen hier in Bukarest kannte. Das Projekt hoerte sich interessant an und da ich an diesem Tag vormittags frei hatte, begleitete ich Anna und Arne (die zwei aus Suceava).

Claudia arbeitet in einer Kerzenwerkstatt fuer geistig Behinderte. Sie sind 20 Jahre oder aelter, sind im Geiste aber noch kleine Kinder oder koennen sich nicht richtig artikulieren. Auch zwei mit Down-Syndrom sind dabei. Die Kerzenwerkstatt ist zum einen fuer sie ein Ort, wo sie angenommen werden (viele der Eltern waren mit ihren Kindern ueberfordert und haben sie in Heime geschickt oder manche wurden auch auf der Strasse gefunden) und eine sinnvolle Beschaeftigung haben. 8 Stunden am Tag arbeiten sie in der Werkstatt und stellen Kerzen her, die dann auch verkauft werden. Die Kerzen sehen richtig toll aus und ich habe mir auch ein paar mitgenommen. Gegruendet wurde die Werkstatt vor sieben Jahren von einem Deutschen, der das Projekt zusammen mit seiner Frau leitet. Ausserdem gibt es in der Werkstatt auch eine Psychotherapeutin, die die Menschen betreut. Claudia selbst arbeit auch mit ihnen und hilft z.B. dabei, lesen zu lernen, den Weg nach Hause allein finden zu lernen und sich sprachlichbesser auszudruecken. Mich hat das Projekt sehr beeindruckt und ich fand die Arbeit toll. Ziel der Werkstatt ist es, den Menschen, die dort arbeiten zu helfen, selbststaendiger zu werden und so vielleicht irgendwann sogar eine „normale“ Arbeit beginnen zu koennen. Und es gibt auch viele kleine und grosse Erfolge. Und jedes Jahr veranstaltet die Werkstatt im April etwas besonderes zur „Nacht der Kerzen“. Im vergangen Jahr war es eine ca zwei Meter hohe Kerze, die dann feierlich angezuendet wurde. Dieses Jahr soll es eine ganz breite Kerze mit 200 Dochten werden.

Eine Weile konnten Anna, Arne und ich den anderen zusehen, wie sie ihre Arbeit begannen und z.B. die Kerzenformen saeuberten oder Dochte flochten. Anschliessend konnten wir uns auch selber mal am Dekorieren einer Kerze mit farbigen Wachsplatten versuchen. War gar nicht so einfach, war fuer mich aber ne tolle Erfahrung und ich hab mich mit meinem holprigen Rumaenisch auch ein bisschen mit den andren unterhalten. Ich moechte das Projekt gern mal wieder besuchen, da ich es wirklich toll dort fand und mich auch das Kerzenmachen selbst total interessiert :)

Ich habe auch gleich Kontakte geknuepft und mit meiner Leiterin Eugenia gesprochen, sodass wir jetzt fuer unsere Osteraktion einige Kerzen in der Werkstatt bestellen werden. Ich darf fuer diese Kerzen jetzt ein Motiv entwerfen... bei sowas bin ich ja ganz unkreativ... mal sehen, was mir so einfaellt.

Nach der Kerzenwerkstatt gingen Anne, Arne, Claudia und ich zusammen weiter zu Almut. Almut ist auch eine deutsche Freiwillige, die in einem Atelier fuer stark hospitalisierte Kinder arbeitet. Dort macht sie verschiedene Aktivitaeten mit den Kindern (wobei „Kinder“ ja eigentlich das falsche Wort ist. Sie sind ja auch um die 20 Jahre alt, nur eben im Verhalten und von der Entwicklung her noch Kinder). Allerdings konnte ich nicht so lang bleiben, da ich zu meiner eigenen Arbeit losmusste.

2. Februar 2008

Lisa bei den wilden Hühnern

Im Moment sind die Studenten Rumäniens schwer beschäftigt, denn es ist Examenszeit. Und bei ACTOR läuft alles ziemlich auf Sparflamme, weil eben niemand Zeit hat. Die Projekte laufen allerdings weiter. Und was macht man am besten, wenn man selber keine Zeit für seine Projekte hat? Genau, man schickt die EFD-Freiwillige, sprich mich, hin, dafür hat man sie ja. Daher hatte ich also vergangene Woche das besondere Erlebnis, drei Grundschulklassen (zwei erste und eine vierte Klasse) mit je ca zwanzig aufgedrehten Kindern ganz allein am Nachmittag zu beschäftigen.
So rein von sprachlichen her war das eigentlich nicht das Problem. Mittlerweile kann ich genug Rumänisch (zumindest im Bezug auf Origami etc), um auch allein zurecht zukommen.
Zwei der drei Klassen klappten auch ohne Probleme und ich kam gut mit den Kindern zurecht. Nur eine Klasse, oder besser gesagt ein einzelner kleiner Junge namens Razvan hat mich wirklich fast den letzten Nerv gekostet. Nicht nur, dass er ständig von seinem Platz aufsprang, durchs Zimmer rannte, die anderen Kinder mit Papierrollen schlug und sich dann schreiend auf den Boden warf, er steckte auch einige der anderen Jungs an und so hatte ich dann mit drei bis vier wildgewordenen Kindern zu kämpfen, während ich noch gleichzeitig dem Rest der Klasse versuchte, die Origami-Schritte zu zeigen und dann anschließend bei jedem einzelnen zu verbessern. Das war nämlich auch nicht so einfach. Die Kinder konnten es anscheinend nicht abwarten, bis ich zu ihnen kam und rannten alle sofort vor zu mir, bildeten dann einen lärmenden Haufen um mich herum und jeder streckte mir wild fuchtelnd seine Bastelei entgegen. Nach mehrmaliger eindringlicher Aufforderung setzten sich die meisten dann aber doch wieder auf ihre Plätze und den wild gewordenen Jungs drohte ich an, ihre Bastelei wegzunehmen, wenn sie nicht aufhörten. Das half dann auch für kurze Zeit – jedoch nicht bei Razvan. Als ich ihm seinen Papier-Dinosaurier dann nämlich wegnahm, begann er, seinen Tisch und Stuhl umzuschmeißen. Daraufhin fingen dann die anderen Kinder das Schreien an (wer weiß, was sie sonst von ihm gewohnt sind...) und ich versuchte es mit ignorieren, nachdem ich die anderen wieder ruhig stellen konnte.
Ein andres Mädel aus der Klasse machte mich auch fast wahnsinnig. Sobald ich ihr eine Faltung gezeigt hatte, rannte sie zu allen anderen Kindern, entriss ihnen ihre Bastelei und wollte es ihnen verbessern. Sie war davon nicht abzubringen. Und anscheinend hatte sie mit Razvan noch eine Rechnung zu begleichen, denn als er sich seinen Dinosaurier wieder holen wollte, zerriss sie ihn einfach. Daraufhin war er überhaupt nicht mehr zu bändigen, randalierte und warf sich heulend auf seinen Tisch. Die anderen Kinder scharten sich dann alle um ihn und begannen mit schadenfreudigem Hohngesang. Das kriegte ich dann allerdings wieder in den Griff und nachdem Razvan erstmal keinen Mucks mehr von sich gab, konnte ich den Rest der Stunde relativ ungestört zuende bringen. Uff...
Zum Glück waren die beiden anderen Klassen ganz anders. Dort hatte ich überhaupt keine Probleme mit den Kindern oder dem Programm und die Kinder waren sogar so motiviert, dass sie die Faltungen wieder und wieder machen wollten, um sie sich gut zu merken.

Nächste Woche bin ich dann noch dreimal allein in einem Kindergarten. Das wird auch ein Spaß... naja, was einen nicht umbringt... ;-)

28. Januar 2008

Alles neu macht der Januar

Ich glaube, ich sollte mal wieder etwas schreiben. Habe mich ja lange nicht gemeldet und es gibt sehr viel zu erzählen. Wo fange ich denn am besten an?
Von der Weihnachtsaktion in den Krankenhäusern habe ich ja eigentlich schon bei meinem „Heimaturlaub“ allen erzählt, die diesen Blog hier lesen könnten, daher lasse ich das einfach mal aus, da würde ich wahrscheinlich Jahre drüber schreiben können :-) Kurz zusammen gefasst war es aber auf jeden Fall sehr erfolgreich und schön. In einem (sehr großen) Krankenhaus mussten wir zwar ziemlich von Zimmer zu Zimmer hetzen und uns sogar aufteilen, um alle Kinder in dem vom Krankenhaus gegebenem Zeitlimit zu erreichen, das hat mir nicht so gut gefallen. Aber wir waren auch in einer Tagesstätte für behinderte Kinder, was ich sehr beeindruckend fand. Die Kinder haben sich je nach Möglichkeit so richtig ins Zeug gelegt und Gedichte vorgetragen, Lieder gesungen und sich festlich herausgeputzt. Auch in „meinem“ Krankenhaus bekam unser Weihnachtsmann Misha eine richtig tolle Vorführung der Kinder geboten. Ich war die ganze Zeit mit der Kamera dabei und habe für den geplanten Film über diese Aktionen Aufnahmen gemacht. Zusammen mit meinem ACTOR-Kollegen Stefan (der Filmschnitt studiert) werde ich demnächst dann noch die Aufnahmen bearbeiten und einen Film zusammen stellen, der unsere Arbeit schön dokumentiert, damit wir auch weiterhin von Sponsoren Unterstützung erhalten oder das vielleicht auch noch ausbauen können. Dafür musste ich dann allerdings auch die kranken Kinder in Nahaufnahme festhalten, das Leid, die Tränen, die Schmerzen. Das war mir schon sehr unangenehm, ich kam mir wie ein Schaulustiger vor.

Über Weihnachten und Sylvester hatte ich dann nach langem Hin und Her mit meiner Organisationsleitung meinen Urlaub zuhause in Deutschland erkämpft (Stefanita war der Meinung, ich sollte die freie Zeit nutzen und Rumänien erkunden) und kehrte Anfang Januar wieder nach Bukarest zurück. Die ersten Tage fielen mir schon ziemlich schwer. Mit einem mal wieder von der vertrauten Umgebung weg, an die ich mich gerade wieder gewöhnt hatte, ohne Familie und Freunde. Aber am zweiten Abend hatte ich Besuch von einer anderen deutschen Freiwilligen, die in Bukarest einen Zwischenstopp auf dem Weg zu ihrem Projekt weiter nördlich in Rumänien machte. Sie hatte auch gerade drei Wochen in Deutschland verbracht und so hatten wir beide die selben Empfindungen, was mir schon sehr geholfen hat und wir redeten über alles mögliche bis spät in die Nacht. Danach ging es mir dann von Tag zu Tag besser. Die Arbeit begann wieder und ich freute mich, „meine“ Kinder wiederzusehen und gewöhnte mich sehr schnell wieder ein.

Ich habe jetzt ein weiteres Krankenhausprojekt hinzubekommen. Allerdings ist das alles noch nicht so wirklich am Laufen. Die ersten zwei Male, die ich zusammen mit drei anderen ACTOR-Kollegen dort war, verbrachten wir die gesamte Zeit eigentlich nur, irgendjemanden zu finden, der sich zuständig fühlte, uns zu sagen, wie und wo wir mit den Kindern arbeiten können. Das war nahe unmöglich. Von einem Stockwerk wurden wir ins nächste geschickt, mussten ständig warten, wurden schulterzuckend abgewiesen und siteßen auf viel (gewollte) Ahnungslosigkeit. Das war wirklich frustrierend und anstrengend. Aber wir bleiben dran, aller Anfang ist schwer. Meine Kollegin Andreea erzählte mir, dass es bei den anderen Krankenhaus-Projekten am Anfang ähnlich lief und es sehr lange dauern kann, bis man akzeptiert wird oder die Arbeit, die man tun will überhaupt verstanden wird.

Mittlerweile habe ich auch die kulturelle Seite Bukarests entdeckt - und da gibt es wirklich einiges. Ich war mit einer weiteren deutschen Freiwilligen, die auch bei mir zwei Nächte lang übernachtete und auf der Durchreise war, im Nationalen Kunstmuseum und wir sahen uns europäische Gemälde unterschiedlicher Epochen an. Und obowhl ich ja sonst eher der Kunstbanause bin und keine Ahnung davon habe, haben mir sehr viele der ausgestellten Werke sehr gut gefallen oder beeindruckt.
Außerdem sah ich mir auch eine sehr tolle Fotografie-Ausstellung an, die mich auch für meine eigenen Pläne (bzgl. meines Studiums) inspirierte.
Mit meiner Sprachtrainerin und mittlerweile guten Freundin Mihaela besuchte ich vor kurzem auch eine Ausstellung von „Verbotenen Fotografien“ (so der Titel der Ausstellung), bei der sehr viele Fotos aus der Zeit des Kommunismus unter der Diktatur Ceaucescus zu sehen waren. Dazu erzählte mir Mihaela auch sehr viele Geschichten, die sie von ihren Eltern und anderen gehört hatte und ich erzählte ihr meine. Für mich war die Ausstellung sehr interessant, da ich nun auch Bilder zu den Erlebnissen hatte, die ich bisher nur aus Erzählungen kannte (z.B. das Schlangestehen um Milch). Die vielen Parallelen und Ähnlichkeiten machten diese Ausstellung für mich sehr beeindruckend und aufschlussreich.

Im März und April bekomme ich dann auch noch weitere ausländische Unterstützung. Am 15.3. und 1.4. kommen insgesamt 7 neue EFD-Freiwillige zu ACTOR. Manche von ihnen bleiben nur drei Monate, aber zwei Mädels bleiben bis Dezember. Ich freue mich schon richtig auf sie. Natürlich mag ich meine rumänischen Kollegen auch (zumindest die meisten), aber es ist doch etwas anderes, wenn man das gleiche durchmacht. Mit einigen der Neuen habe ich auch schon per Mail Kontakt und werde Löcher in den Bauch gefragt. Aber ich freue mich wirklich und habe schon einiges mit ihnen vor. Die haben ja dann wenigstens auch mal Zeit, was zu unternehmen, im Gegensatz zu meinen rumänischen Kollegen, die dauernd nur im Uni-Stress sind.

Mitte Februar werde ich eine Woche lang zu einem Jugendaustauschprojekt nach Wales fliegen. Dabei geht es um das richtige Spielen mit Kindern, also so von der pädagogischen Seite aus und Eugenia meinte, das hilft mir sicher bei meiner Arbeit in ACTOR. Ich hoffe, ich kann bei diesem Projekt auch ein bisschen was von der Region entdecken, da bin ich schon sehr neugierig.

Seit kurzem gehe ich auch regelmäßig in ein nahes Fitness Center, was mir sehr gut gefällt. Der Sport hat mir hier richtig gefehlt. Mittlerweile kann ich mich auch schon auf Rumänisch halbwegs unterhalten, sodass ich dort auch schon etwas Anschluss gefunden habe.
So, ich denke, dass wars erstmal mit den Neuigkeiten. Vielleicht schreibe ich demnächst noch einmal ausführlicher, das hier war ja nur die kurze Zusammenfassung. Mir geht es auf jeden Fall sehr gut in Bukarest, ich habe mich eingelebt, habe meine Freizeitbeschäftigungen und Freunde und auch die Arbeit macht (meistens) viel Spaß.
Ich lasse von mir hören!