24. Oktober 2007

Enttaeuschungen und mehr

21.10.07, Bukarest, Andreeas Wohnung
Hallo, da bin ich wieder :) Hatte ja jetzt ne Weile keine neuen Einträge mehr veröffentlicht. Aber ich nehm mir vor, jetzt wieder regelmäßig zu schreiben. Mal sehen, ob ich das durchhalte :) Ja, also... meine letzte Woche... ist viel passiert und wie ihr am Titel sehen könnt, wohne ich momentan auch woanders.
Aber der Reihe nach. Aus den ganzen Versprechungen vom letzten Wochenende (also dem vorherigen Eintrag hier) ist leider nix geworden. Hat sich dann doch keiner gemeldet. Anscheinend ist das hier immer so. Da kann man tausend Verabredungen haben, aber am Ende meldet sich dann doch keiner. Nicht nur an dem Wochenende, sondern auch heute war das so. Mikaela meinte gestern zu mir, sie würde mich heute anrufen, da sie mir noch was für unser Sprachtraining geben will. Tja... nichts ist passiert. Aber das ist anscheinend normal in Rumänien, so von der Mentalität her. Bisher hab ich noch niemanden kennen gelernt, der auch wirklich zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort war. Alles ist hier sehr spontan und unorganisiert irgendwie. Da komm ich mir schon manchmal sehr komisch vor.

Da ja die ganzen Verabredungen nichts geworden waren, bin ich dann am Sonntag allein losgezogen zum großen Herastrau Park. War auch wirklich sehr schön und groß, nur ziemlich überfüllt mit Menschen für meinen Geschmack und das Wetter war auch nicht so gut. Regnerisch, kalt und windig. Daher hab ichs nicht lange ausgehalten und bin bald wieder zurück ins Apartment. Langsam wirds draußen richtig ungemütlich.

Am Montag hatte ich dann frei, da sich das Kindergarten-Projekt auf einen anderen Tag verschoben hat. Also ging ich in die große Bukarester Bücherei und schaute mich dort etwas um. Allerdings hatten sie da nicht viel englische Bücher und wenn, dann nur theoretische Literatur für die Unis und nichts, was mich so interessiert hätte. Aber ich fand heraus, dass es ganz in der Nähe eine Bücherei nur für deutsche und slovakische Literatur gibt. Die hab ich nur nicht gefunden ;-) Auf dem Heimweg machte ich noch einen kurzen Umbogen auf den Markt und kaufte ein paar Champignons, die ich mir dann im Apartment mit Zwiebeln und Eiern brutzelte. Hmm... lecker!

Eigentlich sollte ich dann auch an dem Tag mein erstes Sprachtraining mit Mikaela haben. Da gabs nur irgendwie ein Missverständnis, wer wen anrufen sollte (also für mich nicht... ich war mir sicher, dass sie gesagt hatte, sie würde mich anrufen... aber naja... wie ich schon oben geschrieben hab, hier wird das nicht so eng gesehen mit Vereinbarungen), daher fiel es dann aus. Das fand ich sehr schade, da ich mich schon drauf gefreut hatte, endlich mit dem Sprachkurs anzufangen. Jetzt würde es erst am Mittwoch Morgen beginnen.

Am Dienstag hatte ich wieder mein Projekt mit Miki in der Grundschule. Die Kinder brechen immer in lautes Jubelgeschrei aus, wenn sie uns sehen. Vor allem die Erstklässer sind ganz begeistert und einige mutige Kinder geben sich auch Mühe, mit ein paar englischen Brocken mit mir zu kommunizieren. Das macht langsam richtig Spaß, da ich auch nicht mehr nur der Beobachter bin, sondern selber aktiv werden kann. Zwar noch nicht so hundertprozentig, aber doch schon ziemlich :)
Die Viertklässer waren allerdings sehr anstrengend. Da sind ein paar sehr vorlaute Kinder dabei, die auch schon ziemlich viel Ahnung von Origami haben und ständig alles besser wissen und jeden Vorschlag, den wir bringen, totaaaal langweilig finden. *grrr*

Anschließend hatte ich ein Treffen mit Stefanizo, der mir mein Geld für den nächsten Monat geben wollte. Ich brachte ihm auch meine gesammelten Kassenzettel, die ich auch nochmal fein säuberlich auf nem Blockblatt zusammen geschrieben und numeriert hatte, damit auch ja alles seine Ordnung hat. Da war Stefanizo regelrecht von den Socken, als er das gesehen hat. Damit hatte er nicht gerechnet. Von den Freiwilligen vor mir hatte er immer nur ein paar einzelne ungeordnete Kassenzettel bekommen. Ich glaub, ich bestätige hier so einige Klischees über Deutsche ;-)

Am selben Tag bekam ich dann von Alice bzw. der Verwalterin des Studentenblocks die Info, dass am nächsten Tag die Fußbodenarbeiten in unsrem Zimmer beginnen würden. Ich weiß nicht, ob ich davon schon mal geschrieben hab... Falls nicht: jedes Zimmer bekommt einen neuen Holzfußboden und soweit ich weiß auch neue Fließen im Bad. Das ganze dauert eine Woche, in der wir nicht ins Apartment können. Und an dem Abend hatten wir also Zeit, alles vorzubereiten, unsre Sachen zu packen, den Teppich rauszuräumen etc. War ein ziemliches Chaos, da wir zu viert in dem kleinen Apartment waren. Aus einem andren Zimmer, das gerade renoviert wurde, hatten wir einen Kumpel von Alice (Unuz) als Schlafgast und auch die Freundin von Alice, Alexandra, die schon die letzten zwei Wochen bei uns mit im Zimmer war.
Für die kommende Woche hatte mir meine Kollegin Andreea (mit der ich in den Kindergärten Bambi und Military und in einem Krankenhaus zusammen bin) angeboten, bei ihr zu wohnen. Mein Gepäck wollte ich dann am Mittwoch Morgen (also bevor die Arbeiten begannen) zu ihr bringen. Sie wohnt nur drei Busstationen von mir entfernt.
Anschließend wollte ich mich mit Mikaela dann endlich zu unsrem ersten Sprachtraining in nem FastFood-Restaurant in der Nähe treffen. Das klappte dann sogar auch alles so. Mittwoch Morgen gegen neun kam ich mit meinen Sachen bei Andreea an, sie zeigte mir kurz die Wohnung und schon gings für mich weiter zum Treffen mit Mikaela. Wir lernten nur eine Stunde lang, da sie nicht so viel vorbereitet hatte bzw. wir schneller mit dem Stoff durchkamen, da ich das meiste schon wusste. Ich hab ja dieses Sprachlernbuch von Stefanizo und hatte mir das schon ein paar Seiten weit angeschaut, sodass der Stoff mit Mikaela eigentlich nur Wiederholung war. Lief aber trotzdem ganz gut, und wir kamen gut miteinander klar, obwohl wir doch sehr verschiedene Charaktertypen sind.
Anschließend fuhr ich mit dem Bus gleich weiter zum Kindergartenprojekt (Bambi) mit Andreea. Zu den Kindern hier habe ich bisher irgendwie noch keinen Kontakt gefunden. Sie sind noch sehr klein und man muss eigentlich jeden Bastelschritt für sie ausführen. Meistens schauen sie mich nur mit großen Augen und offenen Mündern an, wenn ich ihre Falterei verbessere und vergessen im nächsten Moment, warum sie überhaupt am Tisch sitzen, springen auf und fangen an, mit den umliegenden Bauklötzen zu spielen. Ich weiß ja nicht, ob Origami in dem Alter das richtige ist. Es gibt natürlich auch ganz einfache Origami-Figuren, aber trotzdem finde ich diese Kinder einfach zu jung dafür, da sie ja nicht mal ein Blatt Papier mittig falten können. Aber gut, das habe ich nicht zu entscheiden.
Nach dem Kindergarten gingen wir kurz zu Andreea nach Hause, aßen etwas und fuhren dann wieder mit dem Bus zum nächsten Projekt, dem Krankenhaus. Dort trafen wir uns mit zwei anderen Mädels und gingen dann in ein Zimmer mit drei Kindern, die gebrochene Arme und Beine hatten. In dem Projekt war ich dann aber nur Zuschauer, da die Origami-Figuren schon schwierig waren und ich sie noch gar nicht konnte. Daher hab ich nur versucht, die Figuren selbst zu lernen und beobachtet, wie die anderen mit den Kindern umgehen. War zwar für mich nicht so spannend, da ich ganz passiv war, aber schon ok. Wir hatten auch ein paar Luftballons dabei, mit denen die Kinder spielten und es war eine sehr ausgelassene Stimmung im Zimmer.

Achja, was ich noch erzählen muss, eh ichs wieder vergesse. Ist jetzt schon ne Weile her, aber trotzdem ein sehr einprägendes Erlebnis...
Ich glaube, es war zwei, drei Tage bevor ich vorrübergehend zu Andreea zog. Die Toilette in Alices und meinem Apartment war mal wieder seit Tagen verstopft und der gerufene Klemptner ließ sich Zeit. Es stank fürchterlich und jeder ging nur mit angehaltenem Atem ins Bad. Endlich kam der Klemptner dann doch (der gleiche wie das letzt Mal) und werkelte ne Weile herum, entfernte das Ableitungsrohr und schüttete den ganzen stinkenden und halbvergammelten Inhalt auf den Badezimmerboden. Das Rohr stellte er daneben und ging wieder. Ich wusste nicht so wirklich, was ich machen sollte, da Alice nicht da war und der Klemptner kein Englisch konnte. Aber ich dachte mir, dass er vielleicht in ner Stunde nach ner ausgiebigen Rauchpause (wie das letzte Mal) wieder auftaucht. Aber nichts geschah. Am Nachmittag kam dann Alice ins Apartment und berichtete von ihrer Unterhaltung mit der Verwalterin des Wohnblocks. Wir sollten zuerst den „Dreck“ wegmachen, dann würde der Klemptner vielleicht am nächsten Tag wiederkommen. Solange hatten wir dann auch keine Toilette, da das Ableitungsrohr ja nicht mehr dran war. War schon sehr nervig, immer bei den Nachbarn und Freunden von Alice fragen zu müssen, ob man mal das Klo benutzen kann. Aber wir hatten ja keine Wahl. Die Entfernung des „Drecks“ war auch so ne Sache für sich. Da hätten wir echt ne Gasmaske und Sichtschutz gebraucht... Echt übel. Tapfer und uns in unser Schicksal fügend wickelten wir uns parfümierte Schals um Nase und Mund und machten uns mit Schaufel, Handbesen und ner großen Tüte ans Werk. Das war vielleicht ekelhaft! Zwischendurch mussten wir mehrmals Pause machen und uns ans Fenster stellen, da Alice schlecht wurde. Sie hatte den Job mit Schaufel und Besen. Ich war zum Glück nur der Tütenhalter. Aber schließlich hatten wir es geschafft und spritzten mit dem Duschkopf den Boden sauber. Was man hier nicht alles erlebt... Allerdings kam dann der Klemptner nicht am nächsten Tag, um die Toilette wieder in Gang zu bringen. Und auch nicht am Tag darauf. Ich weiß nicht, ob es mittlerweile gemacht wurde, da ich seitdem bei Andreea bin, aber ich hoffe es einfach mal. Der Boden und die Wände im Bad werden ja auch neu gefliest. Es kann also nur besser werden.

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