17. September 2007

der Anfang (vom Ende...?)

15.09.2007, 11. 30 Uhr, am Flughafen München

Bis mein Flug nach Bukarest geht, dauert es noch einige Zeit, da der Anschlussflug erst ca drei Stunden später geht. Daher nutze ich die Zeit und hau ein bisschen in die Tasten.

Ja, jetzt sitz ich hier am Flughafen und frage mich, was mich wohl in Bukarest erwartet. Ich hab keine Ahnung, von wem ich abgeholt werde, ob überhaupt jemand von meiner Ankunft weiß, wie die Wohnung ist, ob ich mich mit Alice (die lesbische Psychopatin, mit der ich mein Apartment teile) verstehe, wann die Arbeit losgeht, wie die andren Leute so sind, wann ich wieder was zu Essen bekomme... ;-)

Ich versuche die ganze Zeit, meine Unsicherheiten, was mich wohl in wenigen Stunden erwartet, zu verdrängen. Sonst wäre ich wohl längst ein nervöses Nervenbündel. Eigentlich hab ich ja von nix ne Ahnung....

So ganz kann ich es mir immer noch nicht vorstellen, dass ich jetzt für so lange Zeit ganz allein irgendwo in ner Riesenstadt rumlauf... Oh mann...

15.09.2007, 15.10 Uhr, mit der Lufthansa hoch über den Wolken

Hab nen Sitzplatz im Flugzeug am Fenster bekommen. Neben mir zwei Holländer und wenn ich aus dem Fenster schaue, seh ich ein dichtes Meer aus Wolken. Die sehen so flauschig aus, richtig einladend, sich mal drauf zu legen. Je nach Sonneneinstrahlung wie Zuckerwatte oder Badewannenschaum unter strahlend blauem Himmel. Oder als wäre ich in der tiefsten Antarktis und würde bis zum Horizont hin nur strahlend weißes Eis sehen. Ein fantastischer Anblick.

15.09.2007, 22.30 Uhr, irgendwo in nem Hotel in den Bergen Rumäniens (Sinaia)

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Alles ist wie ein Orkan über mich herein gebrochen. Ich bin umgeben von neuen Dingen, neuen Menschen, neuen Einflüssen. Ich kanns gar nicht glauben, dass ich tatsächlich hier bin und jetzt für ein Jahr in diesem seltsamen Land bleiben werde.

Aber das wichtigste zuerst. Mir gehts gut. Ich bin satt (very important!) und bin umgeben von netten Rumänen, die sich alle um mich kümmern, weil ich ja die deutsche Attraktion bin. Die rumänische Jugendgruppe hat sogar einiges für meine Ankunft vorbereitet und mir nen herzlichen Empfang gegeben.

Aber eins nach dem anderen.

Am Flughafen in Bukarest wurde ich von Stefanizo abgeholt, dem Ehemann der Leiterin meiner Host-Organisation. Stefanizo eröffnete mir gleich, dass er mich nun sofort in die Berge zum On-Arrival-Training fahren würde, da das schon angefangen hatte und alle quasi nur auf mich warten. Es hatte vorher schon ein Missverständnis gegeben, sodass ich schon drei Tage vor meinem Flugtag nen Anruf aus Rumänien bekam, wo ich denn bleibe....

Ja, jedenfalls fuhren wir dann ca 2 Stunden lang in Stefanizos Heiligtum von Auto (namens „Tanza“) bis in die Berge. Tanza war für deutsche Verhältnisse ein alter Schrottkarren, der durch keinen TÜV kommen würde. Als ich Stefanizo danach fragte, meinte er nur was von „ein bisschen mehr Geld an die richtigen Stellen...“.

Dass die Sicherheitsgurte nur zur Deko für die vielen kontrollierenden Polizisten am Straßenrand waren und es permanent im Auto nach Benzin roch, war noch das geringste Übel. Die Straßen waren wirklich nicht die Besten und typischerweise nehmen es die Fahrer mit den Verkehrsregeln nicht so genau. Wozu in zwei Spuren fahren, wenn auf dem Standstreifen und auf dem Mittelstreifen auch noch Platz ist? Unterwegs hielten wir an einer Tankstelle, um etwas zu trinken zu kaufen. Um eine Toilette zu benutzen mussten wir allerdings noch ein paar Kilometer weiter nördlich fahren, da bei dieser Tankstelle gerade Wasserausfall war.

Kaum waren wir aus Bukarest raus, erstreckte sich eine scheinbar endlose, flache Landschaft aus Feldern, kleinen Dörfern und entlang der Straße kleinen Gärten, vor denen verhunzelte ältere Frauen saßen und Zwiebeln, Rüben und Honig zum Verkauf anboten.

Unterwegs erzählte mir Stefanizo tausend Gruselgeschichten über Rumänien, die schlechte Wirtschaftslage und dass ich wohl verhungern werde. Aber er ist sehr nett und lustig. Pünktlich kamen wir dann gegen 19 Uhr bei einem Motel in den Bergen in Sinaia an, vor dem schon eine Jugendgruppe zusammen mit Eugenia, der Leiterin der Organisation auf mich wartete. Ich bekam eine stürmische Begrüßung mit Applaus, als ich aus dem Auto stieg. :-)

Es waren sieben rumänische Jugendliche etwa in meinem Alter und die zwei Kinder von Eugenia und zusammen mit ihnen aßen wir in der Gaststätte des Motels zu Abend. Die meisten von ihnen konnten sehr gut Englisch und es gab kaum Verständnisprobleme. Nach dem Essen machten wir einige seltsame und lustige Kennenlernspiele. Die andren Freiwilligen waren alle sehr nett und ich werde mit einzelnen später noch in verschiedenen Projekten zusammen arbeiten. Sie meinten, sie machen diese Freiwilligendienste im Kindergarten, im Krankenhaus oder bei verschiedenen Aktivitäten in ihrer Freizeit und es würde ihnen einfach sehr viel Spaß machen. Da bin ich mal gespannt.

Achja, wegen Alice kann ich auch Entwarnung geben. Entgegen aller Erwartungen ist sie keine lesbische Psychopatin, sondern eine dauernd am Handy hängende, sehr liebe Theaterstudentin mit Freund. Aber das mit dem Handy scheint allgemein verbreitet zu sein. Wenn ich mit den andren unterwegs war oder wir beim Essen saßen, ging alle fünf Minuten irgendein Handy. Scheinen alle sehr beschäftigt zu sein ;-)

Hier im Motel teile ich mir mit Alice auch ein Zimmer und ich finde sie wirklich sehr nett, so auf den ersten Blick. Ich denke, wir kommen gut miteinander zurecht.

3 Kommentare:

clever-Queen hat gesagt…

Na da bin ich ja froh, dass Alice keine lesbische Psychopatin ist ;-)
Na besser hätts ja gar nicht anfangen können :-)

Lisa hat gesagt…

ja, war schon ein sehr herzlicher empfang. sie haben sich echt mühe gegeben.

Anonym hat gesagt…

Trotzdem wäre ich vorsichtig. Sie wartet bestimmt erstmal ab, bis Du Dich etwas sicherer fühlst und schlägt dann mit eiskalter Brutalität zu, auf daß Du ewig ihre Sklavin für diverse Dinge... naja, lassen wir das mal.