17. September 2007

der zweite Tag im fremden Land

16.09.2007, 22 Uhr, auf meinem Bett im Hotel in den Bergen Sinaias

Gestern Abend nach meinem getippten Erlebnisbericht wurden Alice und ich noch ins Nachbarzimmer zu den andren eingeladen. Bei Dosenbier (Becks!) und Nektarinen quatschten wir noch ein paar Stunden lang über alles mögliche, über unsre Heimatstädte (die andren kamen alle aus Bukarest), über typisch deutsche oder rumänische Verhaltensweisen und und und. Es war sehr lustig und vor allem mit Mischa und seiner Freundin Miki verstand ich mich gut. Die beiden können sehr gut Englisch, sogar fast ohne jeden rumänischen Akzent. Sie erzählten mir einiges über ihre Arbeit in den verschieden Projekten und es Atmosphäre war auch sehr gemütlich. Sie sind alle sehr aufgeschlossen und versuchen mir, so gut wie möglich zu helfen, mich hier zurecht zufinden.

Am Sonntag morgen dann ging es zeitig raus aus den Federn. Ich war noch ziemlich müde, da ich nicht gescheit hatte schlafen können und Nachts um 4 dachte, es sei schon Zeit zum Aufstehen ;-)

Nach dem Frühstück gings zum Sightseeing. Dabei konnte ich auch feststellen, dass nicht alle Autos solche alten Kisten sind, wie Stefanizos „Tanza“. Sebastien, ein Junge aus unserer Gruppe fuhr mit seinem Auto zur ersten Sehenswürdigkeit. Das Auto war der ganze Gegensatz zu „Tanza“ und verfügte über funktionierende Sicherheitsgurte und während der Fahrt automatisch verschließende Türen. Sah auch ziemlich edel aus.

Zuerst sahen wir uns eine große christlich-orthodoxe Kirche in der Nähe an und anschließend das Grab eines berühmten Politikers (Teka Enesco). In der Kirche war gerade Gottesdienst und es war ganz anders als in deutschen Kirchen. Es gab keine Bänke und die Leute standen einfach im Raum dicht gedrängt. Vorn bei einer Art Altar war der Priester und gemeinsam sangen alle verschiedene Gebete und Texte. Mischa erklärte mir aber, dass es in rumänischen katholischen Kirchen auch so geordnet zugeht wie in deutschen ;-)

Hier in den Bergen gibt es ein Schloss aus dem 19. Jahrhundert, das der erste König Rumäniens (Carol I) als Sommerresidenz nutzte. Von außen hatte es ziemlich starke deutsche Einflüsse aus der Zeit. Es sah aus, wie ein Fachwerkhaus. Es waren Massen von Turisten auf dem Schlossgelände und da die andren alle schon dutzende Male in dem Schloss drin waren, kamen nur Mischa, Miki und Alice mit mir hinein. Wir machten eine Führung mit und obwohl ich sonst nicht so für solche Touren zu begeistern bin, war es wirklich sehr interessant und beeindruckend. Sehr viel Prunk und tolle, fantasievolle Details. Anschließend gings wieder zurück zum Hotel, wo ich zum Mittag ein typisch rumänisches Gericht, Mamaliga (so eine Art Kloß aus Mais) aß. Miki bastelte aus einer Serviette eine Origami-Rose, die sie mir dann schenkte. Mein eigener Versuch sah wesentlich kläglicher aus, aber ich hab sicher noch genug Gelegenheit, das zu perfektionieren :-)

Danach machten wir noch ein paar lustige Fotoaktionen in der Gruppe. Ich hoffe, dass ich davon bald die Bilder bekomme. Und bald darauf fuhren die andren Jugendlichen nach Bukarest zurück. Nur Stefanizo, Eugenia, ihre zwei Söhne (Mihai 12 Jahre und Eugenio 1,5 Jahre) und ich blieben noch da. Mihai kann auch sehr gut Englisch sprechen und Eugenio scheint mich auch schon zu seinem neuen Liebling erklärt zu haben. Sobald er mich sieht, ruft er „Nana!“ und streckt mir mit leuchtenden Augen die Zunge heraus.

Eugenia erklärte mir dann noch ziemlich viele formelle Details über meinen EFD.

Und jetzt sitze ich ganz allein auf meinem Bett in meinem Hotelzimmer und ehrlich gesagt, fühle ich mich schon ziemlich einsam. Alles, was bisher meine Welt ausmachte, habe ich zurück gelassen und bin hier nun in völlig fremder Umgebung. Die Leute sind zwar alle sehr nett zu mir, aber ich komme mir trotzdem ziemlich allein vor. Während der letzten Tage habe ich mir manchmal gewünscht, allein zu sein, weil so eine große Gruppe, die die ganze Zeit aufeinander hockt, doch sehr anstrengend ist. Aber jetzt, da ich allein bin, ist das doch wieder nicht das Richtige und ich zweifele daran, ob es die richtige Entscheidung war, hierher zu kommen. So weit weg von allem, was mir vertraut ist, von den Menschen, die mir viel bedeuten.

Um die furchtbare Stille zu töten, habe ich meine Musik laut aufgedreht und versuche, optimistisch zu denken. Sicherlich werde ich mich hier bald eingelebt haben und dann fühle ich mich auch nicht mehr so fehl am Platz.

Am Montag werd ich mich mit Stefanizo ein bisschen in Bukarest umsehen und auch endlich in das Apartment, das ich mit Alice teile, kommen. Sie ist selbst nicht da. Daher wird sich am Dienstag ihr Freund um mich kümmern und mir einige gute Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe zeigen. Am Mittwoch gehe ich mit Andrea ins Kinderkrankenhaus und anschließend in einen der Kindergärten. Am Donnerstag gehe ich mit Mischa oder Miki in einen ihrer Projekte im Kindergarten und anschließend werden sie auch mit mir die Stadt erkunden. Am Freitag dann gehts zum Origami-Kurs. Meinen Sprachkurs fang ich im Oktober an. Da beginnt die Uni nämlich wieder und ich werde mit andren Studenten aus aller Welt, die in Rumänien studieren wollen, einen Sprachkurs belegen.

Soweit die Pläne bisher :-) Ich werd euch auf dem laufenden halten. Jetzt brauch ich nur noch Internet, um meine geistigen Ergüsse der Weltöffentlichkeit präsentieren zu können :-) Ich hoffe das klappt alles in Alices Apartment, auch wenn sie nicht da ist.

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