21. September 2007

Sitcoms, Schnappi und klassische Musik

21.09.2007, 21:50 Uhr, in meinem Apartment in Bukarest

Puh, heute war ganz schön viel los. Von Tag zu Tag komm ich hier besser in den Alltag rein und komme auch mehr rum. Heute war ja mein freier Tag, aber gleich morgens halb 10 fuhr ich mit Alice und Dragosch zum Romanian National TV-Komplex. Alice spielt nämlich in einer neuen Sitcom die Freundin des Protagonisten und heute war Drehtag. Das fand ich schon sehr spannend, da ich sowas noch nie live gesehen hatte. Zuerst gings in die Maske, wo Alice fast ne halbe Stunde lang mit Puder und Farbeimer gestylt wurde ;-) Die Make-up-Frau hatte es mit der Farbe wirklich etwas zu gut gemeint und Alice war nicht sehr zufrieden. Ich fands aber trotzdem sehr interessant, mal zu sehen, wie das alles funktioniert. Überall hektische Leute mit dem Arm voller Notizzettel und viele wichtig aussehende Menschen, die Anweisungen geben. Da es eine low-buget-Serie war, musste Alice auch ihre Kleidung für die Sendung selbst mitbringen. Und jetzt hieß es erst mal warten, bis Alices Szene dran war. Das dauerte gut zwei Stunden, da jede Szene wieder und wieder neu gespielt wurde, bis die Regisseurin endlich zufrieden war.

Alice spielt eine ziemlich hysterische, aufgedrehte und oberflächliche junge Frau, die sich mehr um die Farbe ihrer Nägel als um ihren Freund kümmert. In der heutigen Szene traf „Gina“ (so heißt Alices Rolle) auf einen alten Freund aus der Grundschule, machte ein Heidengeschrei vor Freude und ließ ihren Freund im Auto sitzen. Bis diese kurze Szene endlich im Kasten war, dauerte es auch ziemlich lange, da ständig Massen an Autos wild hupend vorbeifuhren, ein Bagger die Straße aufriss und dabei das Fenster eines parkenden Autos zertrümmerte, ständig streunende Hunde in der Szene hin und her liefen und allgemein der Verkehr in dieser kleinen Straße so überfüllt war, dass es ewig dauerte, bis man einen neuen Start der Szene drehen konnte.

Aber dann gegen 14 Uhr war es dann endlich geschafft und Alice und ich fuhren mit der U-Bahn wieder weiter in Richtung Innenstadt, wo wir uns mit Mischa und Miki trafen. Da Alice noch einiges erledigen musste, lief ich mit Mischa und Miki eine Weile in der Gegend herum, da dort viele berühmte und bedeutende Gebäude Bukarests standen, die sie mir zeigten. Zum Beispiel ein großes Opernhaus, verschiedene Denkmäler, ein Schauspielhaus, ein großes Museum, ein riesiges Hotel (das Intercontinental, das teuerste und beste Hotel Bukarests, so als Tipp, falls mich jemand besuchen will *g*). Ganz in der Nähe war auch ein sehr schöner Park, der sich über eine wirklich große Fläche erstreckte und auch sehr dicht bewachsen war, sodass man gar nicht mehr dachte, man sei in einer Großstadt. In diesem Park gab es einige Denkmäler für berühmte rumänische Schriftsteller und Dichter (z.B. einer, der zuerst Geschichten für Kinder geschrieben hatte, sich dann aber später doch eher auf den Bereich Pornografie festlegte), einen Bereich in dem -laut Mischa- ständig betrunkene ältere Herren Schach spielen (ich hab sie dann auch tatsächlich gesehen!) und auch einen großen Teich mit ein paar Schwänen. Der Park war sehr idyllisch und gar nicht mal so überfüllt wie der Rest der Stadt. Mischa sagte, „the old people come here to relax and the young ones come to kiss“, was es eigentlich ziemlich gut beschreibt :-)

Wir unterhielten uns auch lange über Musik, wobei ich feststellte, dass man hier in Bukarest sogar vom Schnappi-Song und dem Eisbären Knut gehört hatte. Es gibt momentan hier sogar eine rumänische Version des Schnappi-Songs. Ein dreijähriges Mädel singt über die Farbe ihres Bettes. Außerdem klärte mich Mischa über die Bedeutung des letztjährigen Sommerhits in Deutschland von der Gruppe O-Zone oder dem Song „Dragostea din tei“ (falls ihr euch erinnert...) auf. Hauptsache es reimt sich, aber das war dann auch schon alles...

Dann gegen 18 Uhr gingen wir zu dem Platz vor dem Opernhaus. Dort sollte dann nämlich ein Konzert zu Ehren George Enescus (dem berühmtesten rumänischen Komponisten) stattfinden. Den ganzen Monat über waren hier jeden Abend kostenlose Konzerte mit klassicher Musik von unterschiedlichen Komponisten aus aller Welt zu bewundern, vorgetragen von Orchestern, Studenten der Musikuniversität uvm. Allerdings hielten wir es heute nicht lange aus, da es schnell kalt wurde und uns ein starker Wind um die Ohren blies. Daher gingen wir eine knappe Stunde später wieder und ich machte mich auf den Heimweg. Diesmal hab ich nach kurzem Suchen sogar allein die U-Bahn-Station gefunden und bin dann auch bei der richtigen Station wieder ausgestiegen ;-) Das U-Bahn-System hab ich langsam raus. Nur die Busse und S-Bahnen hab ich noch nicht durchschaut.

Ich war auch noch kurz im Supermarkt um die Ecke einkaufen. Viele Geschäfte haben rund um die Uhr geöffnet. Dieser Supermarkt hier von 9-24 Uhr. Ich wollte nur schnell Wasser und einen Saft kaufen. Allerdings war ein Liter Saft (~ 2 Euro) fast dreimal so teuer wie zwei Liter Wasser (~ 0,7 Euro), daher hab ich dann doch nur das Wasser genommen. So Grundnahrungssachen wie Brot und Wasser sind sehr billig. Wenn man aber mal etwas andres will wie nen Orangensaft kann man gleich wesentlich mehr Geld los werden. Wurst und Käse kosten etwa so viel wie in Deutschland, sind also vergleichsweise schon teuer.

Ja, und jetzt sitze ich im Apartment und bin ziemlich erschöpft von dem vielen Rumgelaufe den ganzen Tag. Alice wird erst später ins Apartment kommen, da sie noch in einem Museum Magazine an die Besucher verteilt. Vielleicht gehen wir später noch zusammen mit ein paar ihrer Freunde weg. We will see :-)

Morgen Abend ist Museumsnacht in Bukarest. Sechs Stunden lang kann man da kostenlos in alle Museen gehen, in die man will. Und für Sonntag wurde ich von einem mir bislang unbekannten Mädel names Samanta (auch eine Freiwillige von ACTOR) zu einer Theatervorführung eingeladen. Mischa hat mir schon davon erzählt. Auch wenn ich noch kaum ein Wort verstehe, werd ich mir das mal anschaun :-)

4 Kommentare:

clever-Queen hat gesagt…

Ihr habt für die eine Szene mit dem Auto Stunden von Zeit gebraucht?
*oh mann* Also ne halbe Stunde in der Maske is vergleichsweise noch schnell *gg*
Woher weißt du egtl immer, ob du arbeiten musst oder nicht? Kriegst du da nen Brief von ACTOR oder wer sagt dir das?

Lisa hat gesagt…

ja, das drehen hat echt ewig gedauert... naja, jetzt hab ich mal gesehen, wie das so läuft :-)

und mit der arbeit: das ist das problem. niemand sagt mir irgendwas. ich erfahre alles von jetzt auf gleich, wenn ich glück hab von einen auf den nächsten tag. ich bekam z.b. gerade eben (kurz vor 3) nen anruf, dass gegen 4 ein actor-meeting stattfindet und ob ich komme. und da muss man mindestens ne halbe stunde "anreise" rechnen. es ist alles scheinbar sehr spontan und irgendwie unorganisiert... ich hab z.b. auch noch keine ahnung, was ich morgen mache, ob ich was zu tun hab oder frei.... we will see, ist das motto

clever-Queen hat gesagt…

Is diese Sitcom denn bekannt? Werden wir Alices Schauspielkünste hier in D auch irgendwann mal zu sehen bekommen? *g*

kann mir vorstellen, dass dieses spontan-leben sehr nervig is -man kann ja auch nie mit jemandem was verabreden, wenn man nix planen kann...! was mcaht man denn bei so nem Actor-meeting? ^^
Naja, ich werds ja spätestens heut abend im neuen Blog erfahren ;-)

Lisa hat gesagt…

ich glaub, die sitcom wird nicht außerhalb rumäniens gezeigt werden. bislang hat sich doch auch noch niemand für türkische sitcoms interessiert ;-)