20. September 2007

der zweite Arbeitstag

20.09.2007, 22:50 Uhr, in meinem Apartment in Bukarest

Heute war ein etwas kühlerer Tag. Nachts hatte es stark geregnet und die Luft roch angenehm klar.

Mein heutiges Projekt begann erst nachmittags, daher nutzte ich die Zeit am Morgen und begann meine große Putzaktion. Jetzt hinterher sieht es zwar noch fast genauso schmutzig aus, wie vorher, da z.B. manche Flecken richtig in den Oberflächen drin sind, aber zumindest waren sämtliche Bakterien und Co weg und ich fühlte mich gleich viel wohler. Jetzt ist es wenigstens mein eigener Dreck ;-) In der Küche eliminierte ich einige Käferfamilien im Waschbecken und die sich ausbreitenden Schimmelkulturen auf dem Obst.

Als ich fertig war, war es dann auch schon Zeit zu gehen. Gegen 15 Uhr traf ich mich mit Mischa, Miki und Mikalea vor einem großen Einkaufszentrum ca. 20 Minuten zu Fuß entfernt von meiner Wohnung. Mischa hatte auch noch einen japanischen Jungen namens Takuri dabei, der uns ins Krankenhaus (ein anderes, als das, in dem ich gestern war) begleiten wollte, um für ein Projekt Fotos von den Kindern zu machen. Nach einer dreiviertel Stunde in vollgestopften Bussen und Bahnen kamen wir in einem ärmeren Viertel Buakrests an. An den Straßenrändern lag viel Müll und die Gehwege waren meist nur fester, staubiger Erdboden, der an vielen Stellen große Löcher hatte. Allgemein gibt es in Bukarest viele Baustellen am Rand der Straßen. Und natürlich überall die Straßenhunde. Was mir auch aufgefallen ist: immer, wenn sie an einer Kirche vorbei kommen, bekreuzigen sich viele Rumänen mehrmals. Miki erklärte mir, dass das so Tradition ist, um Schutz von Gott zu erbitten.

Von außen hätte ich das Krankenhaus nie als solches erkannt. Beim nächsten Mal, mach ich ein Foto, da man das gar nicht so beschreiben kann. Es sah aus, wie eine alte, verlassene Fabrik mit großen, weißen heruntergekommenen Gittertoren.

Vom Handyverbot in Krankenhäusern hat hier übrigens noch nie jemand was gehört.

Im Eingangsraum holte Mischa aus einem Schrank einige Süßigkeiten, Spielsachen und Origami-Blätter. Wir bereiteten ein kleines Origami-Memoryspiel für die Kinder vor. Mittlerweile hab ich mir sogar eine Figur gemerkt. Die Wasserlilie. Schaut kompliziert und wirklich toll aus, ist aber ganz einfach.

Eine große Gruppe von Kindern und Jugendlichen (ca 20 Leute) erwartete uns bereits sehnsüchtig. Diese Kinder waren wegen Aids, Krebs oder Tuberkulose hier im Krankenhaus. Sie waren aber alle in Behandlung, daher waren sie sehr aktiv und froh über die Ablenkung. Wir waren in einem größeren Aufenthaltsraum und Mischa stellte den Japaner Takuri und mich vor, da wir ja beide kein Rumänisch konnten. Die Kinder waren aber trotzdem sehr herzlich und nett zu uns und versuchten, sich mit Händen und Füßen mit uns zu unterhalten. Wir begannen dann mit dem Memory-Spiel. Die Kinder teilten sich in Gruppen auf und versuchten nacheinander, möglichst viele gleiche Origami-Figuren unter den weißen Papieren zu entdecken. Der Gewinner bekam dann am Schluss eine kleinen Plastikfußball, gefüllt mit Süßigkeiten, von mir überreicht und war mächtig stolz drauf. Danach bastelten wir alle zusammen Origami-Schmetterlinge, die dann hinterher noch bemalt wurden und die vier schönsten auch nochmal eine besondere Auszeichnung bekamen (Tom&Jerry-Karten, auf denen jeweils eine Zahl von 1-4 stand). Alle Kinder konnten sich dann noch Süßigkeiten aussuchen. Allerdings tauchte dann eine Stationsschwester auf, die sehr vehement darauf bestand, dass die Kinder zum Essen kommen sollten. Mischa erzählte mir hinterher, dass viele der Stationshelfer oder Schwestern die Projekte der Freiwilligen gar nicht gut finden, und sich da eher quer stellen, da es mehr Arbeit auch für sie bedeutet.

Danach fuhren wir wieder zurück in die Mitte Bukarests. Vor dem großen Einkaufszentrum, dass schon am Nachmittag der Treffpunkt gewesen war, sollte ich mich mit Alice treffen. Allerdings war heute ein Feiertag in Bukarest und eine riesige Biker-Staffel brauste durch die Straßen (während der Hauptverkehrszeit) und blockierte alles. Daher verzögerte sich alles nochmal. Sah aber sehr cool aus. Die Massen an Motorrädern, bei denen jeder versuchte den anderen in Lautstärke, PS und Aussehen zu übertrumpfen. Sehr laut war auch das Hupkonzert der dahinter wartenden Autos, die endlich weiter fahren wollten.

Schließlich fand ich Alice dann aber doch im Gewirr der vielen Menschen, verabschiedete mich von den andern und fuhr mit Alice und Dragosch zum Apartment. Nach kurzem Aufenthalt dort gingen wir zusammen Abendessen in der großen Bucuresti Mall, einem riesigen Einkaufszentrum, dass rund um die Uhr geöffnet ist. Unglaublich, was da für Menschenmassen unterwegs waren. Ein FastFood-Restaurant am anderen und regelrechte Kämpfe um freie Sitzplätze an den Tischen. (Wobei FastFood dann auch der falsche Name ist, wenn man erst ne halbe Stunde anstehen muss, bis man sein Essen kriegt *g*)

Anschließend brachten die beiden mich wieder zum Apartment und fuhren dann weiter zu Dragoschs Wohnung.

Das war heute schon mal ein viel besserer Tag. Ich glaub, langsam wirds. Die Arbeit hat mir viel mehr Spaß gemacht, da man in einer Gruppe war, die viel aktiver sich beteiligen konnte und man nicht einzeln speparat an den Kinderbetten sitzt. Auch da ich länger Zeit mit den anderen Freiwilligen verbracht habe, war sehr schön. Mit Alice verstehe ich mich auch richtig gut. Beim Essen und auch vorher haben wir uns lange unterhalten und ich mag sie wirklich. Sie ist sehr herzlich und offen. Dass ich die Wohnung sauber gemacht hatte, hat sie auch nicht schlecht aufgenommen. Sie meinte, dass sie die letzten Wochen kaum im Apartment gewesen war. Das erklärt dann die vergammelten Äpfel ;-) Wir vereinbarten auch, in der nächsten Woche, in der sie noch Ferien von der Uni hatte, viel zusammen zu unternehmen, damit ich mich hier besser einlebe. Morgen treffe ich mich Vormittags mit ihr und begleite sie zu einem Casting für eine Sitcom, bei dem sie sich beworben hat. Am Nachmittag treffe ich mich mit Miki und Mischa in einem Cafe. Und Abends gehe ich dann mit den anderen auf ein Konzert des berühmten rumänischen Komponisten Enescu, der diese Woche umsonst jeden Abend auf einem großen Platz in der Nähe mit seinem Orchester auftritt. Vielleicht kommt da auch der Japaner mit. Der war ganz nett, auch wenn ich Probleme hatte, sein Englisch zu verstehen. Aber er kennt hier auch noch niemanden, da er selbst auch neu ist. Ja, ich denke, so langsam komme ich zurecht.

Ich hoffe nur, dass dann nächste Woche, wenn die Uni wieder anfängt, die Studenten hier im Block auch nicht mehr so lange aufbleiben. Denn wenn nachts halb 2 immer noch laute Musik durchs ganze Haus dröhnt, ist an Schlafen (zumindest für mich) nicht zu denken. Naja, wie würde Stefanizo sagen? „We will see!“

2 Kommentare:

clever-Queen hat gesagt…

Na wusst ich doch, dass es langsam wird ^^ warts nur ab. wird tagtäglich besser!
wie seit ihr denn vom krankenhaus in die wohnung gekommen? hat dragosch n Auto oder seid ihr mit der bahn gefahren?
und wo wohnt dragosch?

Lisa hat gesagt…

vom krankenhaus aus sind wir wieder per bus & bahn in die mitter der stadt gefahren. dort traf ich mich mit alice und wir fuhren zusammen in dragoschs auto zur wohnung. wo genau er wohnt, weiß ich nicht, aber auch irgendwo in der nähe.