01.12.2007
Am ersten Dezember ist der Nationalfeiertag Rumäniens. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die drei Teile Transylvanien, Walachei und Moldova nach jahrhundertemlangem Hin und Her endlich vereint. Und in Gedenken daran findet an diesem Tag eine mehrstündige Militärparade in Bukarest statt, mit der Armee, Panzern, Blasmusik und allem, was so dazu gehört. Ich hab mir das allerdings nicht angeschaut. Die Menschenmassen dort müssen unglaublich sein, denn schon Tage und Wochen vorher wurden überall auf den Straßen rumänische Flaggen verteilt und sogar die Kinder im Kindergarten dachten nicht als erstes an den Nikolaustag, sondern an den Nationalfeiertag, als Misha sie fragte, welcher besondere Tag bald sei. An diesem sind alle Rumänen unglaublich stolz auf ihr Land. Gekrönt wird der Tag mit der Beleuchtung des riesigen Weihnachtsbaumes auf dem Piata Unirii am Abend. Dort versammelte sich scheinbar ganz Bukarest, denn als ich dorthin wollte, brauchte ich mehr Zeit, durch die Massen hindurch zukommen, als ich dann letztendlich auf dem Platz war. Busse waren lahmgelegt, die Straßen blockiert. Menschen kletterten auf Telefonhäuser, um besser sehen zu können und das Handynetz brach zusammen. Bukarest im Ausnahmezustand.
Den ganzen Tag über hatte ich es mir bei Mihaelas Familie (bei der ich zwei Wochen lang gewohnt hatte) gut gehen lassen. Sie hatten mich nämlich zum Essen eingeladen und ich kochte zusammen mit Mihaelas Mutter ein typisch rumänisches Fischgericht mit Mamaliga und backte auch einen leckeren Kürbis-Apfel-Blätterteigkuchen, von dem ich dann noch die Hälfte mit nach Hause eingepackt bekam. Mihaela und ihre Mutter gaben mir dann auch Geschichtsunterricht und erzählten mir die lange Geschichte Rumäniens. Wenn ich das so mit Deutschland vergleiche, wissen hier eigentlich alle recht gut über die Geschichte ihres Landes Bescheid.
Was mir aber bei Mihaelas Familie und auch bei anderen Rumänen, die ich jetzt so kenne, auffällt, ist die extreme Abneigung (fast schon Hass) gegenüber den Zigeunern. Besonders krass war da mal ein Ausspruch von Mihaela selbst, die meinte, Hitler hätte ruhig alle Roma und Sinti auf der ganzen Welt ermorden können, das wäre besser gewesen. Generell scheinen die Rumänen kein so großes Problem mit der deutschen Vergangenheit im Dritten Reich zu haben. Wenn das Thema zur Sprache kommt, höre ich öfters, Hitler sei ja nicht so schlimm gewesen, er habe zwar viele Menschen ermorden lassen, aber über sowas muss man ja auch mal hinwegsehen und er hätte ja auch viel Gutes getan. Ich bin da richtig geschockt, wenn ich sowas höre und muss mich regelrecht rechtfertigen, dass ich NICHT der Meinung bin, dass Hitler schon ganz ok war. Also entweder wissen sie nicht so wirklich, was damals passierte oder ich weiss auch nicht. Mihaelas Mutter findet es zum Beispiel auch lustig, zu sagen, ich wäre wegen meiner hellen Haare und meinen blauen Augen sicher ein guter Arier gewesen. Für die Rumänen ist es total unverständlich, dass in Deutschland das Dritte Reich immer noch ein sehr sensibles Kapitel ist und sich das auf unsere Kultur ausgewirkt hat.
2 Kommentare:
Moin Moin da unten!
Ich abolsviere gerade mein FSJ in einem Heim für behinderte Kinder in Suceava und freu mich über ein paar Eindrücke aus dem Süden :-)
Über Sylvester bin ich eine Woche in Bukarest und würde mir gerne ein paar soziale Projekte anschauen. Ginge das vielleicht auch bei deinem?
Zu erreichen bin ich über arne[ätt]jphh.de
Viele Grüße, pa!
Arne
ps.: Ich hab mich am Nationalfeiertag übrigens mit einer alten Kommunistin unterhalten - die fand Hitler nicht so dufte ;-)
hallo,
na hast ja lange nichts mehr verlauten lassen. mhh
frohes Neues / la multian noch!
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